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Plopp, Zisch

„Kommt meine Frau dann in so ’ne Dose da?“ fragt der Kunde und deutet auf die Urnen.

„Ja“, sage ich, „das sind die Überurnen“ und dann folgt mein Standardspruch, daß die Totenasche schon im Krematorium in eine Aschenkapsel kommt, die man als solche durchaus beisetzen kann, mit etwas Blumenschmuck sieht das sogar ganz ordentlich aus und nur wer will, kann noch eine Schmuck- oder Überurne dazubestellen usw.

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Ich ertappe mich dabei, daß ich diese hunderte von Malen gesagten Sätze sage, ohne dabei denken zu müssen, meine Gedanken sind eher ganz woanders und dennoch gebe ich mir stets Mühe, daß ich nicht so klinge wie die Stadtbilderklärer am Lübecker Tor, die ihren Text wie eine Maschine ohne Betonung und Atempause herunterleiern.

„Sie, ich hab da mal eine ganz besondere Frage, die bestimmt noch keiner gestellt hat“, so leiten Kunden stets genau die Fragen ein, die jeder Kunde stellt und wenn ein Kunde sagt: „Wir haben da aber einen ganz besondere Wunsch“, dann will er etwas ganz Normales, was sowieso jeder bekommt.

Jeder, der in Verkauf oder Verwaltung tätig ist, oder sonstwie mit Publikum und Kunden zu tun hat, wird das kennen. Wie gesagt, es kostet manchmal Mühe, da nicht in einen Leierton zu verfallen.

Ich schrieb ja auch schon mal, daß ich jeden, aber auch jeden Bestatterwitz kenne und jede „lustige“ Bemerkung zu unseren Produkte schon so oft gehört habe, daß ich mir manchmal wünschte, ich wäre kitzelig. Dann könnte ich mich heimlich irgendwo kitzeln und wenigstens auf diese Weise ein Lächeln hervorzaubern, daß nicht so gequält aussieht.

„Kann man da mal probeliegen?“

„Sind die Totenhemden auch bügelfrei?“

„Hauptsache bei der Beerdigung klopft es nicht aus dem Sarg.“

„Könnten Sie meine Schwiegermutter nicht auch gleich mitbeerdigen? Die lebt aber noch. Hahaha.“

„Nehmen Sie besonders lange Sargnägel, nicht daß meine Schwiegermutter wieder rauskommt! Hehehe.“

„Die Särge hier im Laden sind doch wohl nicht alle voll, oder? Kicher.“

„Wissen Sie wie Grüne bestattet werden? Die werden kompostiert!“

Jaja, kenne ich, kann ich nicht mehr drüber lachen, muß aber so tun, als ob der Kunde jetzt eben gerade ganz besonders originell war, schließlich gehört das vielleicht für ihn ein Stück weit dazu, mit seiner Trauer und der Situation besser umgehen zu können.

„Naja“, sagt dieser Kunde, „sind die denn dicht, diese Dosen?“

„Ja, die sind ziemlich dicht“, sage ich und erkläre ihm das mit dem eingepressten Deckel der Aschenkapsel usw.

„Wissen Sie, wir haben nämlich immer für die Firma T***** diese Haushaltsdosen verkauft, so auf Parties, wissen sie, und meine Frau legte immer großen Wert drauf, daß alles dicht ist.“

Hmmm, wie ging das nochmal? Deckel drauf machen, eine Seite anheben und dann drücken bis es zischt, oder?

Ich weiß das nicht so genau, meine Frau hebt immer alle möglichen Eisdosen und so auf, die sind kostenlos. Also zum Einfrieren jetzt, nicht zum Aschebeisetzen.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#plopp #zisch

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(©si)