Menschen

Purrwinger 4

Zwei Männer sind unterwegs nach Obergurgelhausen, oder wie auch immer der oberfänkische Ort heißt, in dem die Purrwingers ihr Grab haben. Ich bin ja ziemlich polyglott aber das was die Dame bei der Gemeindeverwaltung dort gesprochen hat, hatte nur ganz entfernt Ähnlichkeiten mit der von mir bevorzugten deutschen Sprache.

Den Männer blühte dort ein Abenteuer der besonderen Art, das erfuhr ich schon heute früh, meine Männer erst geraume Zeit später. Es ist nämlich, und damit hatte ich fast gerechnet, dort üblich, daß der Bestatter den Grabaushub machen muß. Glücklicherweise gibt es ein Friedhofsfaktotum, das den Männern alles Notwendige zeigen und die benötigten Gerätschaften aushändigen konnte.

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Normalerweise hätte ich mich ja mit einem Kollegen vor Ort ins Benehmen gesetzt und abgeklärt ob er das übernimmt. Aber da hatte mir die Unverständliche vom Amt schon gleich gesagt, das daraus in den nächsten zwei Tagen nichts wird, es sei nämlich Kirchweih im Dorf.

Ich glaub‘ mal, meine Männer sind ziemlich groggy und vielleicht auch ein bißchen sauer, wenn sie irgendwann spät heute Abend wieder hier eintrudeln. Da werde ich den Purrwingers noch extra was in Rechnung stellen müssen und wenn ich mir so vorstelle, wie meine Männer da schaufeln, schachten und ausschalen, dann bin ich mir sicher, daß denen ein Extra-Bonus zusteht.

Gekommen war es dazu, weil die Männer schon sehr früh losgefahren sind und wir erst danach alle Telefonate geführt haben. Nunja, sie wissen wie man es macht, sie sind auf sowas eingerichtet, aber es gehört bei uns in der Gegend nicht zu den üblichen Aufgaben.

Zwei sind also unterwegs, zwei weitere Männer haben Tagdienst und sind mit den üblichen Montagsaufgaben beschäftigt. Wenn an einem solchen Tag noch etwas dazwischenkommt, dann muß ich Aushilfsfahrer rufen und die stehen, weil sie es meistens nebenberuflich -vor allem abends und am Wochenende- machen, ja nicht immer zur Verfügung.

Sandy und ich können noch fahren aber dann ist Sense. Leute habe wir genug, anders sieht das mit den Fahrzeugen aus. Der Viersargtransporter taugt für Überführungen zum Krematorium oder um einem Herrn Purrwinger mal eine Auswahl an Särgen zu bringen. Auch kann man damit hervorragend mal Särge vom Großhändler holen usw. aber für eine Überführung, speziell bei einem Haussterbefall ist er nicht geeignet. Technisch und praktisch ginge das, aber er sieht wirklich ein bißchen zu sehr nach LKW aus.

Nur ein einziges Mal hatten wir vor etlichen Jahren den Fall, daß wir gar kein Auto mehr hatten. Eins war in der Werkstatt, eins hatte einen Unfall und eins war außerhalb mit einem elektrischen Defekt liegengeblieben. In solchen Fällen hat man Kollegen, die für einen fahren. Für Fernüberführungen gibt es Fachunternehmen, die nichts anderes machen. Aber die sind auch teuer und wenn dann, so wie heute, noch etwas Unerwartetes hinzukommt, können die auch nicht helfen. Kein Überführungsdienst hätte mir den Grabaushub in Oberfranken gemacht, sondern da wäre der Sarg abgeliefert worden und fertig. Den Aushub hätte ich dann über ein örtliches Unternehmen regeln müssen, was auch wieder extra gekostet hätte.

Aber grundsätzlich, um damit auch die Frage eines Lesers zu beantworten, helfen sich die Kollegen in Ausnahmefällen schon, zwar manchmal mit etwas hämischer Schadenfreude, aber immerhin.

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#purrwinger

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