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Rasch entsorgt

Bis heute Morgen hatten wir den Leichnam des Unfallopfers (siehe Artikel „Blitz„) in der Kühlung. Dann brummte der Kleinlastwagen der ] auf unseren Hof und kaugummikauend präsentierte der Fahrer den Auftrag.

Das ärgert mich natürlich ein kleines bißchen, weil ich einen Auftrag verloren habe und andererseits weil es ausgerechnet die Eichenlaubs sind, die mir den wegschnappen. Aber gut, das ist die Entscheidung des Kunden. Der Eichenlaub-Fahrer hat einen einfachen Verbrennungssarg dabei und unsere Männer bieten sich an, ihm zu helfen. „Da machen wir nicht lange rum, der wird verbrannt und kommt gleich ins Krema“, sagt der Eichenlaubmann, zieht auf der schrägen Rampe zum Kellergeschoss den Sarg aus dem Wagen und nimmt den Deckel ab.
Im Sarg liegen Hobelspäne und darauf ein Papierlaken. Diese Papierlaken nimmt man, um die Trage zu schützen oder um einen Verstorbenen abzudecken usw. Für diesen Verstorbenen wird es das Einzige sein, was ihn von der Sargeinstreuung trennt, ein Papierlaken für 5 Cent.

Unsere Leute holen die Trage mit dem Toten und helfen dem Eichenlaub-Mann ihn einzubetten. Wenn das ein Auftrag für uns gewesen wäre, ginge das auch recht schnell. So ein Unfalltoter, der direkt ins Krematorium kommt, erfordert keine umfangreiche Leichenkosmetik. Das wäre unnötiger Aufwand und bei allen Möglichkeiten, die die Thanatologie und Leichenkosmetik heute bieten, bin ich doch immer noch der Meinung, daß man so wenig wie möglich mit einem Verstorbenen hantieren sollte. Wir würden den Mann säubern, in ein einfaches Hemd kleiden, kämmen, eine Decke über ihn legen und ihm die Hände falten. Das dauert bei erfahrenen Mitarbeitern runde fünf Minuten. Sio käme der Verstorbene ins Krematorium. Man darf nicht vergessen, daß ja immer die Möglichkeit besteht, daß Angehörige sich den Verstorbenen doch noch einmal anschauen möchten.
Nicht so bei den Eichenlaubs. Nackt, verletzt, verzerrt und entstellt liegt der Tote im Sarg und der Eichlaubmann kaut immer noch Kaugummi, als er den Deckel auflegt. Unsere Leute helfen ihm bei Einladen und dann geht es schon ab ins Krematorium.

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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 25. Oktober 2007 | Revision: 28. Mai 2012

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Buchstabensalat
17 Jahre zuvor

*seufz*

Neee, so sollte das nicht sein.

Salat

Anke
17 Jahre zuvor

Ich meine mal gesehen zu haben, dass vor der Verbrennung im Krematorium nochmal kontrolliert wird ob die Todesursache stimmt und ob der Tote wirklich tot ist?!

Da kann man doch nicht eine "dahingeworfene" Leiche präsentieren

ph0
17 Jahre zuvor

Gab es eigentlich auch Fälle, bei denen du "korrektes Verhalten" bei den Eichenlaubs mitbekommen hast?

Lars
17 Jahre zuvor

"Entsorgt" ist hier tatsächlich das richtige Wort. Dazu fehlen mir echt die Worte.

Hast du bei sowas nicht die Möglichkeit einzugreifen? Ich denke doch zumindest das Grundlegende sollte auch hier gemacht werden wie du es auch geschrieben hast. Vernünftig eingebettet, gekämmt und die Hände gefaltet.

Andererseits stellt sich bei einer Verbrennung wieder die Frage, wie sieht der Tote nach der zweiten Leichenschau aus? Ich glaube nicht das sich der Amtsarzt nochmal die Mühe macht alles wieder richtig zu ordnen wie es sich gehört.

17 Jahre zuvor

Mag sich zwar doof anhören, aber ich glaube es gibt auch eine menschliche Verantwortung dem Toten gegenüber. Natürlich wird er verbrannt, wahrscheinlich sieht ihn keiner mehr. Trotzdem ist er ein Mensch, mit einer Würde, die auch im Tod gewahrt sein sollte. Ordentlich hinlegen, ein wenig aufbereiten, das sollte doch drin sein. Auch wenn es nur 5 Minuten sind. 5 Minuten Menschlichkeit an einem Toten.

Marco
17 Jahre zuvor

Ist "Eichenlaub" eigentlich ein "Sammel-Pseudonym" für alles unseriöse in der Branche, oder meinst Du damit immer ein ganz bestimmtes Unternehmen ?

comicfreak
17 Jahre zuvor

..sogar wenn man nur ´ne überfahrene Bauernhofkatze verbuddelt, wirft man den Kadaver nicht einfach ins Loch, sondern legt das Tier hin oder streichelt kurz,

als kleine Geste gegenüber einer Hülle, die mal Freude und Leben beherbergt hat

Claudia
17 Jahre zuvor

Ein wenig Ehrfurcht vor dem Leben muß schon da sein… aber in manchen Fällen würde ich mich doch ekeln…

Der Hund meiner Eltern hatte vor Jahren mal ein Kaninchen gefunden… total mürbe und kaputt… wohl überfahren… da hätte ich nicht daran gedacht, daß nochmal zu streicheln…

17 Jahre zuvor

Man kann nur hoffen, dass man selber mal an einen Bestatter wie dich gerät.

svenja
17 Jahre zuvor

Sowas zu lesen stimmt mich echt traurig. Der Mitarbeiter von Eichenlaub nimmt das mit dem "emotional Abstand halten" etwas zu krass. Ich frage mich ernsthaft, wie dieser Mensch mit lebenden Menschen umgeht. Bestimmt nicht viel anders…

Snoopyline
17 Jahre zuvor

mhm..naja also ich glaub den eichenlaubs würde es mal ganz gut tuen, wen angehörige doch nochmal einne toten sehen wollen..würde gern wissen, wie sie sich dann aus der affäre ziehen…

Mark Schneider
17 Jahre zuvor

Hallo Kollege,

diese Erfahrung mit den großen Ketten oder Billig-Discountern haben wir schon alle gemacht. Ich würde mir mal wünschen das Angehörige ein kommunales Krematorium besuchen und darauf bestehen Ihren Verstorbenen zu sehen. Die Zustände sind übelst !!

17 Jahre zuvor

@Snoopyline

Vermutlich mit der Aussage, das ginge aus irgendwelchen Gründen nicht. Wahlweise ein paar schnell ausgedachte Vorschriften oder Verwesungsprozess im Gange oder Leiche zu unansehnlich nach dem Unfall… Die werden da schon kreativ genug sein.

Mac Kaber
17 Jahre zuvor

Ja, Ja, hinter den Kulissen………

Es stimmt schon, da hat man jemand würdig provisorisch gebettet, dann kommt der zweit Arzt zur Leichenschau und hinterlässt zerschnittene Kleidung und alles liegt wie Kraut und Rüben da. Und gerade jetzt kommen Angehörige, die den Verstorbenen sehen wollen, weil sie nicht glauben können, dass er beim Einkaufen tot umgefallen ist. Da braucht man auch mal eben 10 Min. Vorlaufzeit.

undertaker
17 Jahre zuvor

@Mac Kaber: Wohl wahr. Aber glücklicherweise läuft es hier zeitlich so ab, daß der Amtsarzt am Feuertag kommt und nach der zweiten LS sogleich eingeäschert wird. Schlimmer ist es im Krankenhaus. Da sind die Toten so vorbereitet (oder eben nicht) daß man es nur einem Bestatter zumuten kann. Wenn da die Angehörigen unbedingt jemanden sehen wollen, haben die dort eine schöne Rennerei, um den Verstorbenen vorzeigbar zu machen.

Egal was ist, bei geht kein Sarg raus,in dem der Verstorbene nicht anständig drinliegt. Das Risiko ist mir zu groß und irgendein Gewinn lässt sich aus der Vernachlässigung dieser Arbeit gar nicht ziehen.

Da müsste man schon Tausende beerdigen, bis sich da Schluderei rechnet.

Mac Kaber
17 Jahre zuvor

Der Amtsarzt am Feuertag ist dann der Dritte Arzt. Ich dachte erst an den Notarzt am Notfallort (Strasse, Geschäft, Wohnung), und dann etwa 2 – 4 Stunden später an den Arzt zur Leichenschau im Friedhofsgebäude oder der Wohnung, der den Verstorbenen sorgfältig komplett von allen Seiten untersuchen muß und dann z.B. auf natürlichen Tod erkennt. Der Bestatter wird`s schon richten.

Mark Schneider
17 Jahre zuvor

Wobei, die Zustände in manchen Krankenhäusern sind auch unter aller Würde !

gruftigirl
17 Jahre zuvor

Erinnert mich an den Film "Ein todsicheres Geschäft". Aber auch von den Erzählungen meines Ex-Freundes, der auch den Beruf Bestatter aus Berufung gewählt hatte, weiß ich, daß solche Tatsachen leider Tatsachen sind. Das Kaugummikauen ist da noch harmlos dagegen… Schlimm finde ich, wenn solche Leute als Bestatter arbeiten, weil sonst gerade keine andere Arbeit zur Verfügung steht!

Mark Schneider
17 Jahre zuvor

"Solche" Leute sind dann nur Bestattergehilfen !!!!

anita
17 Jahre zuvor

ganz ehrlich? mir waer es voellig egal, wenn man das mal mit meiner leiche so macht. wenn ich tot bin, bin ich tot und dann interessiert es mich nicht mehr, ob mich jemand behutsam in den sarg legt oder einfach reinwirft. Weil ich es dann sowieso nicht mehr bin sondern nur noch ein altes Stueck Fleisch. Ich bin da sehr pragmatisch und hoffe, dass meine Familie das dann auch so sieht. Kann ich die Addresse von Pietaet Eichenlaub haben? Die sehen das so wie ich…

IngoH
17 Jahre zuvor

@anita:

Die Rituale, die nach dem Tod eines (hoffentlich) geliebten Menschen kommen, sind ja nicht nur für den Verstorbenen. Im Gegenteil, denn genaugenommen hat der ja nun nicht mehr allzuviel davon…

Aber wie schon jemand an anderer Stelle in einem Kommentar sagte: für die Hinterbliebenen ist ein würdevoller Abschied oft (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel) ein wichtiger Schritt auf dem Weg, den Verlust zu verarbeiten.




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