Fundstücke

Sandkastenbestattung

John Annoying beim Bau der Funeral-Sandbox. © Annoying Funerals

Mit etwas Skepsis lese ich in „Funeral Masters Report“ von einem neuen Trend aus den USA.
Dort ist es neuerdings in Mode gekommen, liebe Verstorbene auf dem eigenen Grundstück in einem Sandkasten bestatten zu lassen.

Hierbei gibt es zwei Varianten, die von den amerikanischen „Funeral Homes“ angeboten werden.
Die preiswertere Variante ist das Beerdigen des Verstorbenen direkt in einer eigens dafür angelegten Sandkiste und die etwas teurere Variante beinhaltet die vorherige Einäscherung des Verstorbenen und das Vermischen der Totenasche mit dem Spielsand.

Als Erfinder dieser Methode gilt Funeral-Director John Annoying aus Burfield/Texas:

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John Annoying beim Bau der Funeral-Sandbox. © Annoying Funerals
John Annoying beim Bau der Funeral-Sandbox.
© Annoying Funerals

John Annoying sagt dazu:

Auf diese Weise kann der liebe Grandpa oder die liebe Granny für immer ganz in der Nähe ihrer Familie bleiben und Generationen von Nachkommen können ihren Ahnen sehr nahe sein und das auf sehr spielerische Art und Weise.

Für europäische Ohren mag das auf Anhieb etwas befremdlich klingen, doch der ideenreiche Bestatter aus Texas erklärt:

Es war die Familie Smith, die mich eines Tages aufsuchte und deren Granny (Großmutter) verstorben war. Sie hat ihr ganzes Leben mit der fürsorglichen Pflege des Gartens und dem Anbau von Süßkartoffeln zugebracht. Warum also nicht die Granny direkt im geliebten Garten des gemeinsamen Hauses beisetzen? Wir haben Granny Smith eingeäschert, die Asche gemahlen und mit gewaschenem Wüstensand vermischt. Nach dreimaligem Sieben und Rütteln haben wir den feinen Sand in eine Spielkiste im Garten des Smith-Homes beigesetzt.
Heute spielen die Kinder mit Granny Smith, bauen Sandburgen aus der Oma, sieben sie täglich liebevoll und ich frage Sie: Kann man seiner lieben Oma näher sein?

Die Standard Bestattungs-Sandkiste (hier mit nicht absenkbarem Regendach) kostet inklusive Abdeckfolie 1.299 US-$:

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Annoying Funerals hat aber auch die Doppelvariante für die Bestattung der nichteingeäscherten Körper zweier Personen, etwa eines Ehepaares, im Angebot:

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Aus sehr witterungsbeständigem Red-Meranti-Holz gefertigt, ist diese hochwertige Zweier-Liegestatt mit Abdeckplanen ausgestattet, die für wenigstens 14 Monate über den im Sand bestatteten Leichnamen verbleiben. Erst dann sind sie soweit vergangen, daß Kinder im Sand spielen können.

Meine Sandkastenbestattung möchte ich für jedermann zu einem erschwinglichen Preis anbieten können. Die Preise reichen von rund 1.300 $ bis 21.000 $ für das Spitzenmodell. Wir haben aber auch eine Sandkiste für arme Leute im Angebot, sie kostet nur 999 $, muß aber selbst aufgebaut werden und der Sand ist auch nicht im Lieferumfang enthalten.

Selbst zusammenbauen, den Sand selbst einfüllen und die Asche mit Wasser einschlämmen und mit den Füßen einstampfen, die Armenversion der "Funeral Sandbox"
Selbst zusammenbauen, den Sand selbst einfüllen und die Asche mit Wasser einschlämmen und mit den Füßen einstampfen, die Armenversion der „Funeral Sandbox“

Für Wohlbetuchte hat Annoying Funerals auch individuell angefertigte Sondermodelle im Programm.
Für einen bekannten Schauspieler, der namentlich nicht genannt werden will, dessen Hobby aber das Golfspielen war, hat John Annoying diese Bestattungs-Sandkiste gebaut:

Modell "Tiger Woods" © Annoying Funerals
Modell „Tiger Woods“
© Annoying Funerals

John Annoying ist von seiner Idee überzeugt:

Es ist doch schön zu sehen, wie meine Idee eingeschlagen hat. Wenn ich durch die Vororte fahre und die vielen Leichensandkästen sehe, dann erfüllt es mein Herz mit warmer Freude. Da sitzen die Kinder auf den Ahnen und spielen mit der Asche, die mit dem Sand vermischt ist oder sie spielen auf dem Sand unter dem Oma oder Opa ganz natürlich vergehen. Der Zersetzungsprozess von ganzen Leichen wird übrigens durch das häufige Umschaufeln des Sandes durch die Kinder noch beschleunigt.

sandbox-kind

Wann und ob diese Idee nun endgültig auch nach Europa herüberschwappt, steht in den Sternen.
Erste Interessenten haben schon bei den Bestatterinnungen angefragt, doch steht derzeit die Friedhofspflicht dem Ganzen noch im Wege.
Man hofft hier auf eine Liberalisierung im Rahmen der EU-Harmonisierung des Bestattungsrechts. In den Niederlanden wurden bereits erste Nachahmer-Sandkisten von Bestattern eingerichtet, allerdings geht dort der Trend, wie auch in Skandinavien, eher dahin, die Sandkisten nicht mit Sand, sondern nach und nach nur mit der Asche vieler Verstorbener zu befüllen.

Andere Länder, andere Sitten.

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