Wir erinnern uns:
Bestattung billig zum Festpreis 399 Euro
(inkl. 1 Überführung, Totenhemd, Sarg und Ausstattung. Keine Beratung, zzgl. Friedhof und amtl. Gebühren, zzgl. Sterbeurkunden, zzgl. 120,- Euro und Krema bei Feuerbest., zzgl. sonstige Kosten. Änderungen auf Wunsch mögl.)
Ich habe bei diesem Bestatter mal angerufen und die übliche Geschichte erzählt. Alte Tante liegt ganz schlecht, könnte bald soweit sein und ich wolle mich mal wegen des günstigen Angebots erkundigen.
„Das beinhaltet dann aber auch wirklich alles, oder?“
„Ja, das ist komplett.“
„399 Euro sind wirklich günstig.“
Erstmal keine Reaktion. Ich merke wie der Kollege etwas notiert, dann fragt er, ob es eine Erd- oder eine Feuerbestattung werden soll. Ich sage, daß es eine Feuerbestattung werden soll, anonym auf dem Zentralfriedhof.
„Dann kämen da noch 120 Euro Feuerzuschlag dazu und 170 fürs Fahren.“
„Wie fürs Fahren?“
„Die Urne vom Krema zum Friedhof bringen.“
„Ach, das machen Sie mit dem Bestattungswagen?“
„Wie denn sonst?“
„Ich dachte, die Stadtverwaltung bringt die Urnen gesammelt zum Friedhof.“
„Nee, is aber nicht so.“
„Was kostet mich das denn dann komplett?“
„Warten Sie mal!“ Er rechnet auf einer druckenden Rechenmaschine, das hört man.
„Da kommen dann noch 310 Euro Friedhofsgebühr dazu, 380 fürs Einäschern, 80 für die zweite Leichenschau, 21 für die Urkunden, 110 für die erste Leichenschau…“
Er verstummt, tippt aber weiter, etliche Positionen, dann sagt er wieder was: „Ach ja, und die Urne. Wäre Stahlblech blau in Ordnung?“
Ich: „Sieht ja doch keiner. Das Einfachste was geht.“
„Also Stahlblech blau. Das macht dann 89 Euro.“
Die Rechenmaschine druckt und dann sagt er: „Alles zusammen 1925 Euro.“
„Aha. Das ist dann aber nicht mehr ganz so günstig.“
„Wollen Sie das nun oder nicht? Ich faxe Ihnen dann den Auftrag zu, müssen Sie nur ausfüllen und unterschreiben. Wenn Sie dann wegen der Bezahlung hier waren, holen wir die Tante ab.“
„Die lebt ja noch ich wollte mich doch nur erkundigen.“
„Dann rufen Sie eben nochmal an wenn sie tot ist, okay?“
„Mach ich, mach ich ganz bestimmt.“
„Schönen Tach noch.“
„Auch so.“
Nebenbei bemerkt: Das gleiche Programm können wir für 799 Euro erledigen…
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: mehr, noch, saubillig, viel
310EUR Friedhofsgebühr
380EUR Einäschern
190EUR Leichenschau
21EUR Urkunden
macht schon mal 1001EUR, wie willst du das für 800EUR anbieten?
@MacSpi: Ganz einfach. Die 310 Euro fielen nur an, würde man eine Einrichtung auf dem Friedhof nutzen (Leichenzelle o.ä.) Das ist hier aber nicht der Fall, da sofort vom Sterbeort zum Krematorium überführt wird.
Dann würde ich, um Kosten zu sparen, in der Nachbarkommune einäschern lassen, dort kostet es nur 227 Euro.
Die Leichenschau kostet im Höchstfalle 100 Euro, in den meisten Fällen aber nicht mehr als 75. Die zweite Leichenschau ist bei der Nachbarkommune in den Krematoriumsgebühren enthalten.
Aber schön, dass man die Stahlblechurne, die es im Krematorium schon dazugibt, für 89 Euro so „günstig“ anbietet. Oder täusche ich mich?
Ich würde eine Konsultation des Anwaltes hinsichtlich unlauteren Wettbewerbs in Betracht ziehen.
Ich fuhr mehrere Jahre lang täglich an einem Bestattungshaus vorbei, das Feuerbestattungen (inklusive angeblich wirklich allem) für 999,- anbot… Dann bin ich von deinen 799,- jetzt aber wirklich beeindruckt 😉
„Abmahnungen“ wurden ursprünglich übrigens nicht erfunden, um Bloggern das Leben schwer zu machen…
Das gleiche Schema gibt es auch bei uns im Bedachungungsgewerbe. Einmal Dach komplett für xx Euro/qm. Bis dann die Extras und Zulagen beigerechnet sind, und ach ja es fehlt ja noch das Gerüst und die Entsorgung geht auch nochmals extra. Am Ende kommts dann doch teurer wie der Betrieb aus der Nachbarschaft.
Hallo, interessant wäre es zu wissen, was es für EUR 399.- gegeben hätte…. quasi: bekomme ich wirklich für EUR 399.- jemanden unter die Erde ?
Nein, bekommst du nicht.
Ausser…. du verbudd…. ach, lassen wir das.. 😀
@ Alexander: Wie in dem genannten Angebot steht: inkl. 1 Überführung, Totenhemd, Sarg und Ausstattung… alles andere ist mit einem zzgl. dekoriert.
Leider ist hier das Problem wie bei jedem anderen (egal in welchem Bereich)…das der Kunde sich meist einfach nicht mit dem Metier auskennt. Beim Bestatter meist noch weniger als woanders (zumal man sich ja dort auch noch weniger über etwas im vornherein erkundigt und im Notfall gerne auf sowas reinfällt).
So fällt es einfach auch schwer mit offenen Augen zu vergleichen.
Auch wenn ich in einem ganz anderen Bereich arbeite sehe ich sooft das die Kunden gerne auf Aktionspreise reinfallen. Aber dabei generell übersehen das es ab der neuen Laufzeit mehr kostet, Einrichtungen dabei sind, Versandkosten.
Und das machen sich alle Marketingleute zu nutzen. Und Ehrlich…welcher Ottonormalverbraucher ist sich denn bewusst was zu einer Beerdigung alles nötig ist 😉
In diesem Sinne danke an Tom für ein bisschen Aufklärung in diesem Bereich.
So… ich komme ja aus dem „Marketing“. Aber gänzlich lügen darf man nicht – von daher wäre die Leistung für EUR 399.- interessant…
@Alexander: Angenommen du organisierst ALLES andere selber, könntest du den Verstorbenen von diesem Bestatter abholen und im vorher bestellten Sarg direkt zum Friedhof bringen lassen. Dann wäre das die Bestatter-Rechnung. Alle anderen Gebühren gingen den Bestatter nichts mehr an, sondern erhältst du dann von den anderen Kostenstellen. Oder?
@ Alexander: Nuja…aber er lügt doch im Angebot nicht. Es steht im Angebot selbst klar und deutlich was inbegriffen ist. Und es wird auch ausdrücklich gesagt das amtliche Gebühren etc. alle zuzüglich sind.
Das man aber bei sowas generell darauf setzt das der Kunde nicht auf solche „Feinheiten“ achtet darüber sind wir uns doch einig 😉
@ die Fee…genauso sieht es auch in meinen Augen aus.
Das dies Augenwischerei ist…sei mal dahingestellt 😉
Doch, einen Zusatzposten gibts immer: Die Überführung vom Krematorium zum Friedhof bzw. die Überführung vom Bestatter zum Friedhof. Afaik müssen Tote ja im Bestattungswagen transportiert werden. Und bei Tom haben wir auch gelernt, dass Totenasche wegen der Mitnahmegefahr wohl eher nicht von Angehörigen aus dem Krema geholt werden darf.
Zum rechtlichen: Das stinkt gewaltig. Er verkauft laut Werbung eine Bestattung. Tatsächlich verkauft er aber einen Leichentransport, einen Sarg sowie die Einbettung in diesen. Eine Bestattung ist das so nicht – das Essentielle fehlt.
Zu vergleichen mit einem Mobilfunkvertrag über 24 Monate mit neuem Handy, 100 Freiminuten, 100 Frei-Sms. Grundgebühr wird abgebucht, Handy kommt – aber die SIM-Karte fehlt und kostet 600€, wenn man denn sowas haben will ^^
Wollen oder wollen sie nicht? Sie müssen nur…..
Garnichts muß ich wollen…..
Also geh ich zu einem anderen. Doch leider kennen die in jener Gegend sich alle vom Stammtisch und vom Gemeinderat. Der dortige Unternehmer hat vielleicht garnicht die Möglichkeit anders abzurechnen, weil die Verwaltung und dessen Frau das dort im Griff haben. 170 für ne kurze Fahrt zwischen Krematorium und Friedhof? Na klar, oder soll der Fahrer die nächsten 2 Arbeitstage bis vielleicht wieder eine Leich anfällt am Hungertuch nagen?
Mein Mann hat jahrelang Pakete für die Deutsche Post gefahren…in seinem „Revier“ befand sich auch ein Friedhof….es ist desöfteren passiert, dass auf den Paketmann gewartet wurde, weil er noch die Urne in seinem Postwagen hatte; aufgegeben als ganz normales Postpaket….und es ist auch das ein oder andere Mal vorgekommen, dass so ein special Paket beschädigt war und die Asche auf dem Postamt vom Band gekehrt wurde…..
Mich würde auch interessieren, wie günstig 89 Euro für eine Stahlurne sind? Man kennt ja die üblichen Preise nicht.
>Zum rechtlichen: Das stinkt gewaltig. Er verkauft laut Werbung eine Bestattung. Tatsächlich verkauft er aber einen Leichentransport, einen Sarg sowie die Einbettung in diesen. Eine Bestattung ist das so nicht – das Essentielle fehlt.
Hm, schon mal eine Lebensversicherung gekauft? 😉
Es ist natürlich halbseiden, aber meiner Ansicht nach alles im Rahmen des BGB. Steht ja drunter, was (nicht) gemeint ist.
Zur Urne:
Ob der Preis nun günstig ist oder nicht, ist bei Toms Fragestellung gar nicht relevant. Denn wir er hier im Blog des Öfteren erwähnt hat, reicht für eine Beisetzung der Urne auch die einfache Urne in der sich die Asche befindet, wenn sie aus dem Krematorium kommt – das wäre „Das Einfachste was geht“. „Stahlblech blau“ ist also überflüssig. Aber das wird einem von diesem Bestatter gar nicht erst verraten.
Naja… also das ist schon nichtmehr halbseidern, das ist vielleicht viertelseidern ^^
Zuerst dachte ich, man könnte ja auf dem „Festpreis“ was festmachen, aber da hat der Anbieter recht. Der Preis für die Grundversorgung ist ja konstant. Trotzdem macht Einbettung in einen Sarg ja keine „Bestattung zum Festpreis“ aus. Ist bei Atommüll ja auch eine „Endlagerung“ und keine Entsorgung. Oder eine Flatrate über 2000MB eben keine Flatrate ist.
@Bloggerin: Da sieht man mal, wie in den Verladestationen mit den Paketen umgegangen wird.
🙂
Ich schreibe aber gleich mal was dazu.
Na Tom, auch schon fit 😉
@ Bloggerin & Tom
Da wüßte ich aber auch gerne mal wie dort verladen wird.
Die Beerdigung meiner Tante mit ähnlichen Leistungen lag auch bei unter 1000 Euro.
Also wie hier manche eine Beisetzung für unter 1000 € machen können ist mir ein Rätsel.Ich habe ein Bestattungsinstitut und die absolut Billigste Beisetzung bei mir Kostet 1275 € mit allem.
@Bruzzler: Es kommt auf die Größenordnung des Betriebes und die Einkaufsquellen an. Ich kenne Kollegen, die beim besten Willen nicht unter 1.300 Euro kommen können.
Der Aufwand, der für den Betrieb eines Bestattungshauses betrieben werden muß, erreicht immer eine gewisse Grundhöhe. Diese kann nicht mehr minimiert werden. Letztlich muß die Summe aller Sterbefälle diese Grundkosten einbringen.
Erreicht der Betrieb aber eine gewisse Größe, kann man mit ähnlichen Grundkosten ein Vielfaches an Bestattungen durchführen und (immer bis zu einer gewissen Grenze) und kann die Kosten auf wesentlich mehr Sterbefälle verteilen.