Bei uns ist im Moment die Hölle los. Nicht, daß zuviel zu tun wäre, aber so ein dummer Virus hat die Hälfte meiner Belegschaft mit einem Brechdurchfall versorgt. „Jaja, das geht gerade rum“, sagt mir jeder, dem ich das erzähle. Klasse, hilft mir aber auch nicht weiter.
Bis gerade eben habe ich im technischen Bereich gestanden und mich um einen Verstorbenen gekümmert, der gar nicht schön werden wollte. Aber letztlich habe ich ihn doch hinbekommen. Das erfüllt mich dann doch immer wieder mit Stolz. Es ist der letzte Dienst, dem man einem Menschen erweisen kann und manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich da unten im Keller anfange, mit meinen ‚Patienten‘ zu sprechen.
Nein, ich fange nicht an zu spinnen, aber ich finde es einfach schön, wenn ich den Menschen noch was sagen kann, irgendwie werden sie dadurch für mich von einer leblosen Masse zu Personen.
Es sind nur einzelne Sätze, so wie sie auch eine Krankenschwester vielleicht zu ihren Patienten sagt.
Ich habe kein Verständnis dafür, wenn Verstorbene mehr oder weniger nur entsorgt werden. Manch einer sagt zu Lebzeiten zwar leichtfertig, man solle ihn später einfach nur verscharren oder auf den Kompost werfen, er lege auf all das keinen Wert. Okay, das mag er so gesagt haben, aber das ist weder in solchen Fällen noch in anderen ein Grund dafür, diesen Leichnam nicht wie einen Menschen zu behandeln.
Schon ein paar Mal schrieb ich, daß ich jeden Verstorbenen bei uns so behandele bzw. behandelt wissen will, wie man seinen eigenen Vater und seine eigene Mutter behandelt wissen möchte.
Hält man sich das bei der täglichen Arbeit vor Augen, dann ist das eine schöne Aufgabe, die Spaß macht.
Ich glaube, in den nächsten Tagen werde ich häufiger dazu kommen, diese Arbeit zu machen, weil vor allem unsere Herren vom technischen Bereich sich offenbar gegenseitig angesteckt haben.
Glücklicherweise sind meine Leute nicht oft krank. Ich führe das darauf zurück, daß ich die Leute so behandele, wie ich selbst gerne behandelt werden würde.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: scheiss, virus
Wie nimmst du dann Abstand von den Personen, weil die Schicksale derer müssten dich doch manchmal sehr mitnehmen.
Hälst du dann den Betrieb allein am laufen?
Da hilft dann wohl auch nicht Anti-Vir 😉
@ Undertaker E
Eine wunderbare deskriptive Ethik.
Musste gerade Zwangsweise an einen Computer Virus denken. Nun der Noro Virus ist nicht mit Kaspersky zu entfernen. Den habe ich auch schon hinter mir 🙂
da sollten die leute mal abklären lassen, ob es sich vielleicht um den ins gerede gekommen „noro-virus“ handelt… 2 tage brechen und durchfall, aber ne woche lang ansteckend.
da bekommt dann auch das gesundheitsamt die zahlen von den infektionen, auch nicht ganz unwichtig.
Ja, Noro ist echt scheisse… 😉
> dummer Virus hat die Hälfte meiner Belegschaft mit einem Brechdurchfall versorgt
Ich gebe da gerne Omas Rat weiter:
öfter mal die Hände waschen.
Hilft zuverlässig.
Ich glaube, daß sich kaum jemand so oft und so gründlich die Hände wäscht, wie ein Bestatter. Wenn meine Leute das nicht tun würden, dann müßte ich Nachforschungen anstellen, wer die ganzen Fässer mit Incidin und Handdesinfektion leersäuft.
Klar.
Ich meinte im Privatbereich, mein Fehler.
Es langt ja der Einkaufskorb im Supermarkt.
„Ich führe das darauf zurück, daß ich die Leute so behandele, wie ich selbst gerne behandelt werden würde.“
Mein Reden. Schön dass es mal jemand umsetzt 😉
Vielleicht gibt es auch für Körper sowas wie einen Winterschlussverkauf … „Alles muss raus!“ *gnhihi*
„[…] Bei uns ist im Moment die Hölle los.[…]“
Ich kann mir nicht helfen, der Satz ist herrlich!
(in sich hineingrinsend, nach rechts ab)
Das mit „geht gerade rum“ ist auch so ein Mysterium. Das hört man ständig, zu jeder Jahreszeit und immer kennt jemand irgendwen der auch gerade krank ist. Ich habe den Eindruck da gehts nichts rum sondern bleibt einfach 🙂
Ich bin beeindruckt, dass sich noch keiner über den Titel im Bezug auf die Effekte des Virus geäußert hat. 😀
Ganz abgesehen davon finde ich es auch eine reizvolle Diskrepanz, dass ein Beitrag, dessen Überschrift das Wort „Scheiß“ enthält, inhaltlich von Anstand und Entgegenkommen handelt.
Jaja, das böse Sch…-Wort, dasman nicht sagen darf, aber an allen Ecken und Enden immer wieder von allen möglichen Leuten hört. Ich bin ja eher der konservative Typ, aber legalisiert doch endliche dieses Scheiß-Wort! Uuuups … was habe ich denn jetzt wieder gesagt/geschrieben. Schei … benkleister
Man kann Sch….. auch gewählter „ausdrücken“
nämlich: „Fäces“
Und einer der nix anderes mächtig im Hirn hat, leidet unter Fäces intracranialis fulminans.
Die leichte Blähungsform davon sind übrigens
cerebrale Flatulenzen.
„……manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich da unten im Keller anfange, mit meinen ‘Patienten’ zu sprechen……“
Ein kleiner Donald „Ducky“ Mallard. 😀
Das was du säaest wirst du Ernten. In deinem Falle wenig Krankenstände deiner Mitarbeiter. So soll es sein. 🙂
Es ist echt faszinierend wie du von kranke Mitarbeiter auf Berufsethik wechselst.
Aber eine eine gesunde Berufsethik ist auch wichtig, aber noch wichtiger ist auch die Probleme auf Arbeit zu lassen und sie nicht nicht von ihnen auffressen zu lassen, das schlimme ist, das man sowas nicht lernen kann und es sich jeder selber erarbeiten muss.
Mooin,
Frage:
Können Viren eine gewisse Zeit nach eintreten des Todes auch auf Menschen noch übertragen werden? Grippe und solche Geschichten oder sterben diese auch bald mal nach?
ersetz in meiner Frage bitte das „Menschen“ mit „lebenden“ 😀
der tot auf latschen 😉
http://funhight.blogspot.com/2008/01/grim-reaper-on-death-vacation.html
@Viruserkrankung: Normales Händedesinfektionsmittel reicht bei Noroviren und Clostridien nicht, dafür sind sie zu schonend. Gehäuftes Auftreten von solchen Erkrankungen sind übrigens nur in der Gastronomie, in Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten meldepflichtig.
@Menico/Virusübertragung: Das hängt von der „gewissen Zeit“ ab und vom Übertragungsweg. Viren sind auf ihren Wirt angewiesen, da sie sich nicht wie Bakterien autonom vermehren können. Stirbt der Wirt, überleben die Viren eine „gewisse Zeit“, irgendwann ist der Wirt auch nicht mehr als infektiös anzusehen. „Durchfall“viren persistieren natürlich auch nach dem Tod eines Patienten in seinem Stuhlgang. Gleiches gilt für HIV/AIDS und Hepatitis (A, B, C, D…).
Interessant wird es aber bei wirklich „schweren“ Erkrankungen wie beispielsweise dem Coronavirus (SARS) – hier gelten Patienten auch nach ihrem Tod als hochinfektiös.
Wie gesagt, immer abhängig vom Virus und der Übertragungsform.
Ich hatte es mir auch neulich gefangen, wie es war, kann man hier nachlesen:
http://www.voodooschaaf.org/blog/?p=293
Tom, mach dir nix draus, geht relativ schnell wieder vorbei.
„… wie ich da unten im Keller anfange, mit meinen ‘Patienten’ zu sprechen…“,
Warum nicht? Ich spreche hin und wieder auch sehr oft mit mir selbst! Scheinbar berufsbedingt!
„…manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich da unten im Keller anfange, mit meinen ‘Patienten’ zu sprechen…”
Musste auch spontan an „Ducky“ aus „NCIS“ denken. Sehr sympathisch. 😀