Schimmel -IX-

Am Abend habe ich Manni das Schloss auswechseln lassen. Ich weiß gar nicht, ob man das so ohne weiteres darf. Drin war ein Schloss, zu dem auch der Vermieter einen Schlüssel hat (am Bodensee!) damit im Falle eines Falles Handwerker oder so in seine Räume können.
Aber da ich davon ausgehe, daß der Geizkragen keinen Schlosser mitbringt, sondern einfach nur so bei Nacht und Nebel da hin geht und die Tür aufschließt, um dann selbst das Schloss auszutauschen, komme ich ihm lieber zuvor.

Die Aktion war ein Volltreffer! Allerdings ist der Mann gar nicht auf die Idee gekommen, das Schloss könne von uns ausgetauscht worden sein, vielmehr glaubt er, vom Bodensee den falschen Schlüssel mitgebracht zu haben. Meinetwegen. Ich lasse ihn in seinem Glauben, gebe mich ahnungslos und ertrage es, daß er bei seinem zweiten Besuch in unserem Haupthaus schimpft wie ein Rohrspatz.

Er sei ja mal im Keller gewesen und besonders in unserem Keller sehe es ja verboten aus, da habe er mal mit einem Spiegel und einer Taschenlampe oben über den Lattenverschlag geleuchtet und geschaut, so gehe das ja nicht.
Ich erkläre ihm, daß wir den Keller gar nicht benutzen und daß ich gar nicht weiß, wer den benutzt und wessen Krempel da drin steht.

Als der Schimpfende wieder weg ist, schaue ich den Mietvertrag durch, von einem Keller wußte ich nämlich gar nichts und siehe da, im Mietvertrag steht auch nichts davon.
So ganz scheint der Alte nicht auf dem Laufenden zu sein.

Für den nächsten Tag, deshalb war er nämlich eigentlich gekommen, ist ein Termin in unserem bzw. seinem Laden anberaumt. Er, seine Frau, sein Anwalt, mein Anwalt und ich sollen bitte daran teilnehmen.
Aha, es kommt also Bewegung in die Sache.

Der nächste Tag beginnt für uns mit viel Arbeit. In der Nacht hat sich ein junger Mann mitsamt Nissan und drei anderen jungen Leuten um einen Baum gewickelt… Schrecklich!
Zwei der Verstorbenen bleiben bei uns, zwei werden von anderen Bestattern abgeholt.

Entsprechend gereizt sind Manni und ich, als wir zu dem Termin in die Filiale 2 fahren.
Vor der Tür wartet schon das Vermieterehepaar, die Anwälte kommen mit etwa zehnminütiger Verspätung dazu. Sie begrüßen sich freundschaftlich, klopfen sich lachend auf die Schulter und sprechen über Golf oder so irgendetwas Unnötiges.
Dann wird es ernst, ich schließe auf und wir betreten die muffig riechenden Räume.

Ha, das sei ja schon vom Geruch her eindeutig, daß das Mieterschimmel sei, fiepst der Rotgesichtige und seine Frau steht weitab von uns an der Tür und sieht aus, als ob sie gleich anfangen würde zu weinen.
Die Anwälte gucken, schnüffeln und sind sonst eher teilnahmslos. Was sollen sie auch machen? Es liegen Gutachten vor, sie würden am Liebsten vor Gericht gehen.

Manni wird das Ganze zuviel. So schnell kann man gar nicht gucken, da hat er schon den Mottek, den dicken Fausthammer, in der hand und schlägt wie ein Wilder auf die Gipskartonplatten ein.
Der Vermieter hüpft auf und ab und kräht, da könne man es ja mal sehen, wir seien eindeutig die, die alles kaputt machen.
Und kaum hat er fertiggekräht, hat Manni das erste Loch in die Wand geschlagen und dann noch eins und noch eins, es kracht und staubt und im selben Moment strömen fingerdicke Strahlen kackbraunen Stinkwassers aus den Löchern.
Nein, da sickert nichts, das läuft richtig!
Es stinkt nach gequirlter Kotzkacke…

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