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Schimmel -VIII-

Ja, wenn ich ihm so käme, dann würde er ganz andere Seiten aufziehen meint der Vermieter und das meint er nicht aus seinem Bodensee-Domizil, sondern ganz persönlich, leibhaftig und mit seiner Frau im Schlepptau. Die beiden stehen in unserem Haupthaus in der Halle, er wutschnaubend, sie verlegen ihre Finger knotend.
Das Spielchen kenne er ja nur zur Genüge, erst irgendeinen Schaden provozieren und dann die Miete kürzen wollen. Aber nicht mit ihm!

Neulich erst habe ein Mieter in einem anderen Objekt mit rostigem Wasser eine so gut wie neue Badewanne ruiniert. Es habe häßliche rostfarbige Ablagerungen in der Wanne gegeben und dabei sei die Wanne, daran könne er sich noch ganz genau erinnern, erst Ende der 70er Jahre neu eingebaut worden.
Jetzt habe der Mieter eine neue Wanne verlangt und auch noch behauptet, das rostige Wasser sei Schuld des Vermieters. Dabei wisse doch jeder, daß Wasser dann rostig sei, wenn man die Leitung nicht oft genug aufdrehe und Wasser laufen lassen würde. Wahrscheinlich seien das so neumodische Dreckspatzen, die sich einsprühen, statt sich zu waschen.

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Ein anderer Mieter habe ihn vor den Kadi gezerrt, weil der Balkon gesperrt sei. Schließlich habe er doch aber den Balkon aus Sicherheitsgründen gesperrt, wegen der Risse… Man könne doch von ihm nicht erwarten, daß er einen einzelnen Balkon machen lasse. Alle anderen Balkone am Haus seien schließlich vollkommen in Ordnung, was darauf hindeute, daß diese Leute den Balkon übermäßig beansprucht haben. Wahrscheinlich seien da immer lauter dicke Männer zu Besuch gekommen.

Nein, nein, er sei mit allen Wassern gewindelt.
Ja, so hat er das wirklich gesagt!

Ich schlage dem Vermieter-Ehepaar vor, doch gemeinsam mit mir mal zu dem betreffenden Ladenlokal hinzufahren. Dann kann er sich alles mal vor Ort ansehen, aber das lehnt er ab. Er sei schon dort gewesen, also oben bei dem Rentner und bei den jungen Leuten und habe denen die Hölle heiß gemacht. Das junge Paar habe eine Katze und vermutlich pinkele das Tier auch noch ständig in die Wohnung.
Außerdem habe er durch die Tür unseres Ladens geguckt und gesehen, daß wir so viele Pflanzen da hätten. Das wäre ja sonnenklar für ihn. Wir halten uns da einen halben botanischen Garten und durch die hohe Verdunstung müsse es ja zu Feuchtigkeit und Schimmel kommen.

Ich weise den Mann darauf hin, daß das alles künstliche Pflanzen sind, sehr gute und echt aussehende, aber eben künstliche; und die brauchen kein Wasser, verdunsten nichts und machen keinen Schimmel.

Dann sei es vielleicht das Holz unserer Särge. Er könne sich gut vorstellen, daß das nicht abgelagert sei und noch viel Restfeuchte habe, da müsse es ja zwangsläufig schimmeln.

Er lässt sich auf nichts ein, seine Frau schämt sich ganz offensichtlich und zupft ihren rotgesichtigen Mann mehrfach vorsichtig am Jackett, aber er schüttelt sie bloß ab wie ein lästiges Insekt.

Wenn ich so weitermachen würde, mit Anwalt und Gericht und so, dann würde ich mich umgucken; ruckzuck sei da auch mal der ganze Krempel auf die Straße gestellt und das Schloss ausgewechselt.

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(©si)