Frag doch den Undertaker

Schwarzgeld beim Bestatter

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Mein Vater hat neulich beim Spazierengehen als wir an einem Beerdigungsinstitut vorbei gegangen sind, gesagt die Bestatter wären die Schwarzgeldmafia. Zuerst haben wir gelacht aber später hab ich mal darüber nachgedacht. Was ist da eigentlich dran und was ist Schwarzgeld eigentlich? Kann ein Bestatter so was machen? Was macht man mit Schwarzgeld? Wie wird Geld denn gewaschen?

Jana (15)

Es mag noch andere Definitionen geben, aber nach meinem Verständnis ist in diesem Zusammenhang „schwarz“ verdientes Geld zunächst einmal Geld das man eingenommen hat, ohne dafür eine Rechnung/Quittung zu schreiben und das nicht durch die Bücher läuft und somit auch nicht versteuert ist.

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Nehmen wir ein Beispiel (und die genannte Branche ist nur ein Beispiel, ich unterstelle da nichts):
Optiker beispielsweise verkaufen in ihren Läden Brillen und allerlei Sehhilfen, sowie Zubehör. Bei den Brillen dürfte es üblicherweise sehr schwer fallen, Geschäfte ohne Rechnung zu machen, sie werden z.T. über die Kasse abgerechnet und die Kunden erwarten eine ordentliche Rechnung.

Anders sieht das bei Zimmerthermometern, Brillenputztüchern, Brillenetuis, Ferngläsern, Wetterstationen o.ä. aus.
Hier könnte der Händler recht risikolos den Verkauf abwickeln, ohne eine Rechnung zu schreiben oder er schreibt nur eine Handrechnung vom Block ohne diese zu verbuchen.

Auf diese Weise könnte der Optiker über die Zeit eine ganz erkleckliche Summe ohne größere Abzüge in die eigene Tasche wirtschaften. Irgendwann hat er eine Summe Schwarzgeld beisammen, die er nun wieder ausgeben möchte.
Solange er das Geld in kleineren Beträgen für persönliche Belange ausgibt, kann er das auch recht gefahrlos tun.
Möchte er jedoch eine größere Anschaffung machen, steht er vor dem Problem, daß er eines Tages bei einer Überprüfung seiner finanziellen Verhältnisse erklären können muss, wo dieses Geld herkommt.

Eine Geldwäsche lohnt sich für solche Leute und die hier entstandenen Summen in der Regel nicht. Denn unter anderem bedeutet Geldwäsche, daß man große Summen unversteuerten Schwarzgeldes oder Geld, das man durch kriminelle Machenschaften (Drogenhandel usw.) eingenommen hat, pro forma wieder durch einen Geschäftsbetrieb schleust, der Leergeschäfte macht und so tut, als habe er dieses Geld soeben in kleinen Portionen von Kunden eingenommen. Es wird dann ganz normal versteuert und ist damit wieder „sauber“. Das lohnt sich aber natürlich nur, wenn dieses Geld in Hülle und Fülle zur Verfügung steht und der Verlust durch das „Waschen“, das heißt durch das Durchschleusen und Versteuern, gar keine Rolle spielt.
Bei einem kleinen Geschäftsmann, wäre es aber Blödsinn, Geld erst „schwarz“ einzunehmen, was ja auch mit Aufwand und Risiko verbunden ist, und es dann wieder mit noch mehr Aufwand und Risiko zu waschen.

Gar nicht weit von uns entfernt gibt es ein asiatisches Lokal. Man sieht so gut wie nie Kunden dort, lediglich eine gewisse Stammmannschaft an Asiaten geht dort ein und aus. Es werden aber angeblich große Umsätze gemacht.
Das Prinzip, so denn die Behauptungen stimmen, ist einfach: Man tut so, als seien es jeden Tag 100 Gäste mehr als wirklich da waren und die angeblichen Einnahmen für Essen und Trinken stammen in Wirklichkeit aus Schwarzgeld. Es wird dann ganz normal versteuert und was am Ende übrig bleibt, ist ganz „normal“ eingenommenes Geld aus einem Wirtschaftsbetrieb, das man legal weiterverwenden kann.

Nun sind die Behörden nicht doof und damit das Verfahren überhaupt funktioniert, müssen die Restaurantbetreiber auch entsprechend wie Ware, Zubehör und z.B. Servietten einkaufen, damit die angeblichen Kundenzahlen und Einnahmen mit den Ausgaben des Betriebes in Einklang stehen. Das ist alles sehr teuer und am Ende bleibt vom Schwarzgeld bei weitem nicht mehr viel übrig. Aber da sehr große Mengen Geld zur Verfügung stehen, genügt das, was am Ende als legaler Bodensatz übrig bleibt.
Die hier gewaschenen Gelder stammen aber nicht aus kleinen Mogeleien wie beim als Beispiel angeführten Optiker, sondern aus der organisierten Kriminalität.
Hinzu kommen Geschäfte bei denen sich Firmen gegenseitig z.T. überhöhte Scheinrechnungen stellen, wobei eine der Firmen dann recht schnell wieder verschwindet usw.

Mit solchen Machenschaften haben Bestatter nichts zu tun. Sie haben viel zu wenig Kunden, um einen regelmäßigen Steuerbetrug begehen zu können. An jedem Zeitungskiosk kommen mitunter täglich mehr Kunden vorbei als ein Bestatter im ganzen Jahr hat. Es ist auch jeder Kundenvorgang nachvollziehbar. Jeder verkaufte Artikel kann direkt einem Kunden zugeordnet werden und so hätte es ein Bestatter, so er denn genügend kriminelle Energie hätte, es sehr schwer, hier Schwarzgeld zu verdienen.

Es wäre leicht, alten Menschen beispielsweise einfach keine Rechnung zu stellen, sondern ihnen auch bei der Bezahlung nur eine „Kostenaufstellung“ oder ein „Angebot“ mitzugeben. Dann könnte der Bestatter das Geld schwarz einstecken und nicht versteuern…
Wenn diese alten Leute eines Tages sterben, wird niemand deren Konten prüfen und diese Rechnung vermissen.
Jedoch: Wie soll der Bestatter die Bestattung „schwarz“ durchführen? Er steht ständig mit Behörden und Kommunen in Kontakt und es gibt einfach keine Möglichkeit irgendwas zu vertuschen.

Man könnte allenfalls irgendwelche Nebenartikel, wie Grableuchten, Rosenkränze, Wandkreuze usw. einfach so über die Ladentheke verkaufen… Aber der dabei kriminell erzielte Gewinn wäre sowas von minimal, daß sich das in keinster Weise lohnen würde.

Kurz zusammengefasst: Schwarzgeld entsteht durch nicht versteuerte Einnahmen, beispielsweise wenn Handwerker ohne Rechnung arbeiten. Geldwäsche ist da nachträgliche angebliche Einnehmen solcher Gelder und das Versteuern, um das Geld wieder legal verwenden zu können.
Bestatter arbeiten nicht mit anonymer Laufkundschaft und verkaufen fast ausschließlich Produkte, die immer direkt einem Kunden zuzuordnen sind. Schwarze Geschäfte kommen für sie kaum in Betracht.

Alles in allem hat Dein Vater sicherlich eher scherzhaft auf die dunkle Kleidung der Bestatter oder das „schwarze Gewerbe des Todes“ angespielt, als er im Zusammenhang mit dem Beerdigungsinstitut von Schwarzgeld gesprochen hat.

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