Allgemein

Schwerbehindertenausweis

Wenn wir einen Sterbefall abwickeln fragen wir bei älteren Leute die Hinterbliebenen auch immer nach dem Schwerbehindertenausweis.
Es ist eine zusätzliche, kostenfreie Serviceleistung, daß wir den an die ausstellende Behörde zurückschicken, bzw. in Absprache mit der Behörde vernichten. Einerseits ist diese Erledigung bzw. Abmeldung damit für die Hinterbliebenen erledigt, andererseits beugen wir damit Mißbrauch vor. Unter älteren Leuten werden die übriggebliebenen Ausweise nämlich gerne mal getauscht, damit jeder einen hat und ihn -obwohl es nichts nutzt- beim Falschparken vorne hinter die Windschutzscheibe legen kann.

Jedenfalls brauchen die Hinterbliebenen den für gar nichts mehr. Außerdem machen wir, im Gegensatz zum hiesigen Rathaus, wo man die Ausweise auch zurückgeben kann, das darauf befindliche Foto ab und geben es den Leuten als Andenken wieder mit.

So frage ich auch neulich eine Kundin, ob denn ihr verstorbener Mann einen Behindertenausweis hatte…

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Heute sitzt die Frau vor mir, um ihre Rechnung zu begleichen. 3% Barzahlungsrabatt locken besonderes die älteren Leute zum zügigen Bezahlen, während jüngere lieber auf die 3% pfeifen und das gesetzte Zahlungsziel ausnutzen und oft auch überreizen.

Sie hat 1487 Euro zu bezahlen, da habe ich Skonto schon abgezogen und während sie ihre Scheine einzeln und langsam auf den Tisch zählt, ziehe ich meine Schublade auf und greife schon mal 3 Euro aus der kleinen Kasse und als ich sehe, daß sie nur Hunderter hat, lege ich noch einen Zehner parat. Man gibt ja immer ein bißchen Trinkgeld, meine Leute werden sich freuen, und ich bin gewiss, daß das auch bei dieser Kundin auf wenigstens drei, bestenfalls dreizehn Euro hinausläuft, man rundet halt auf.

Bei Schein Nummer Dreizehn stockt sie, schaut mich fragend an und auch ich schaue fragend, so vergehen zwei, drei Sekunden, dann sagt sie: „Muß ich noch?“

Was will die Frau von mir? Vorsichtshalber tippe ich auf die vor ihr liegende Rechnung, auf der ich mit Hand den reduzierten Endbetrag notiert habe und wiederhole: „Eintausendvierhundertsiebenundachtzig Euro.“

„Ich mein‘ jetzt wegen dem hier“, sagt sie und zieht den Behindertenausweis ihres Mannes aus der Tasche und legt ihn mir hin: „Sie sagten doch, ich soll den mitbringen, da gibt’s doch was drauf, oder?“

Ich mußte sie leider enttäuschen.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#schwerbehindertenausweis

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(©si)