Der Sohn des Verstorbenen druckst herum. Er habe da noch ein paar Sonderwünsche, die könnten uns etwas merkwürdig vorkommen, aber es sei ihm ganz wichtig, dass wir den letzten Wunsch seines Vaters akkurat befolgen.
Jetzt ist es aber so, dass Angehörige oft irgendetwas für ganz Außergewöhnlich halten und es sich dann herausstellt, dass sie etwas völlig Normales wünschen. Also gehe ich mal ganz entspannt an die Sache heran und erkundige mich, was denn gewünscht wird.
„Ja, mein Vater hatte so seine besonderen Vorlieben, wie er seine Freizeit verbrachte. Deshalb möchte er in seinem grauen Jogging-Anzug beerdigt werden.“
Naja, das ist ja sowas Außergewöhnliches nicht. Wir haben schon Leute in Militäruniformen bestattet oder in Karnevalsuniformen und natürlich in Ordenskleidern usw. Warum nicht in einem Jogginganzug? Ich meine, es steht doch jedem frei, die Bekleidung des Verstorbenen selbst auszuwählen. Für das Krematorium muss es sich allerdings um einen Talar, also ein Totenhemd handeln, das hat etwas mit der Abgasreinigungsanlage zu tun. Für Erdbestattungen muss es sich um Naturstoffe handeln, alles andere ist egal.
Da dieser Mann erdbestattet werden soll und der Jogginganzug aus Baumwolle ist, sehe ich also keine Probleme.
„Da ist aber noch etwas.“
„Ja?“
„Eine Flasche Bier will er in den Händen halten… …und eine Schachtel Zigaretten.“
Warum nicht? Glas verrottet zwar nicht, aber ich sehe da keine Gefährdung der Umwelt und an eine offene Aufbahrung wird auch nicht gedacht. Also, was soll’s?
Der Sohn ist erfreut, dass ich da keine Probleme sehe und wieder haben wir einen Menschen zufriedengestellt.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: letzter, sein, wille
“Ja, mein Vater hatte so seine besonderen Vorlieben, wie er seine Freizeit verbrachte(…)Eine Flasche Bier will er in den Händen halten… …und eine Schachtel Zigaretten"
sehr schön 🙂 warum auch nicht? hat was gemütliches…
Versucht ihr eigentlich sicherzustellen, dass die angetragenen Wünsche tatsächlich dem letzten Willen entsprechen. Je nach (schlechtem?) Verhältnis zwischen dem Vorstorbenen und dem Angehörigen könnte dieser ja mit allem möglichen kommen….
Das ist ja auch nett. Schön wenn solche Wünsche auch erfüllt werden. Finde ich toll.
Gab es denn noch mehr solche (Un)gewöhnlichen Wünsche? Gibt es auch welche die Du ablehnen musstest?
… und einen Obulus für den Fährmann 🙂
Ich finde, Grabbeigaben haben etwas Hoffnungsmachendes an sich – es ist, als würden sich die Verstorbenen auf eine Reise begeben, für die sie die Sachen brauchen.
Sorry, ich kanns mir einfach nicht verkneifen, aber mein erster Gedanke war: Fehlt eigentlich nur noch der Flatscreen …
Der würde aber vermutlich ein Problem darstellen.
Aber die Packung Kippen ist hoffentlich leer, nicht dass ihr da so viel Gift im Boden versenkt…
…und ohne Filter. Die enthalten Kunststoffe.
Ich würde das eine "ehrliche" Beerdigung nennen. Er wird so beerdigt, wie er lebte.
Fehlt vielleicht das Kissen, auf dem er aus dem Fenster schaute oder ein getragenes Feinripphemd mit den original Randabsätzen.
Da hat aber einer schwer darauf gehofft, im Himmel ne schöne Couch und nen Fernseher zu finden, gell?
Find ich total sympathisch 😀
Geschmack und Stil über den Tod hinaus…