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Sonntagmorgen in der Stadt

Es fängt schon langsam an hell zu werden und die restliche Feuchtigkeit der Nacht versucht mir in die Hosenbeine zu kriechen, so als ob sie sich da vor dem Tag verstecken wolle. Mein Kopf ist ziemlich leer und ich giere nach einer schönen heißen Tasse Kaffee. Manni, unserem Fahrer, geht es offenbar auch nicht anders, er wiegt von einem Fuß auf den anderen, bläst sich hin und wieder Atemluft in die klammen Finger und seine Augen sind leicht gerötet.
Es ist Mitte September und da kann es nachts schon empfindlich kalt werden, das wissen wir, deshalb sind wir entsprechend angezogen, doch die Warterei scheint die Poren nur zu öffnen, damit die Kälte erst richtig eindringen kann.

„Hoffentlich geht’s bald weiter“, murmelt Manni und ich nicke ihm zustimmend zu. „Ich will in mein Bett“, sage ich, er kräuselt die Stirn, nickt und meint: „Och, jetzt so schön an die Frau kuscheln und aufwärmen, das wär‘ schön.“

Ja, das wäre schön, aber das können wir nicht, wir müssen noch warten. Warten auf den erlösenden Wink vom Einsatzleiter der Polizei, dann können wir endlich tun, wozu wir gekommen sind.

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Es ist doch schon merkwürdig, in deinem eigenen Bereich bist du der King, da leitest du ein Unternehmen mit etwa einem Dutzend Leuten, nährst an die vierzig Menschen, machst zehn Vermieter glücklich und bist wer. Tja und hier stehst du als Randfigur, als unwichtiges Rädchen im Getriebe, als einer der beiden, die nachher die Leiche einpacken und mitnehmen.

„Ihr könnt jetzt!“ ruft uns ein Polizeibeamter zu und winkt mit einem Schreibbrett. Jetzt kann es ihnen nicht schnell genug gehen, auch die wollen jetzt alle wieder ins Warme.
Die Feuerwehrmänner, die auch anwesend sind, packen schon ihr Zeug zusammen; sie waren es, die so lange gebraucht hatten und dann dauerte es ewig, bis der Rettungshubschrauber gelandet war.
‚Der Arzt kommt mit dem Heli“, hatte es geheißen, dann trafen acht Minuten später die Rettungsassistenten mit dem Wagen ein und nach weiteren zehn Minuten der Hubschrauber. Bis der dann gelandet war, bis die Feuerwehr die Leiche geborgen hatte, bis dann alle mal geguckt, fotografiert, geschrieben und sich beraten hatten…
Anderthalb Stunden, in denen immer mehr Polizisten erschienen, und in denen wir warten mußten. So ist das eben manchmal, selbst wenn es gar keinen Zweifel gibt, daß jemand tot ist, die Retter kommen trotzdem und der Arzt stellt den Tod fest. Ist ja auch besser so, auf das Urteil eines Polizisten würde ich mich im Zweifelsfall nicht verlassen.

In diesem Fall kann es gar keinen Zweifel geben, deshalb waren wir zeitgleich mit den Rettungskräften verständigt worden. ‚Autounfall, eine Leiche‘ hieß es und wir waren gleich losgefahren.

„Los, hopp, jetzt beeilt euch mal!“ ruft uns einer von der freiwilligen Feuerwehr zu, den kenne ich, der ist im Hauptberuf Hausmeister in der Seifenfabrik und dort vorwiegend für verstopfte Klos zuständig. Was Uniformen doch für Macht verleihen, es ist die scheinbare Macht, die die Amtstracht verleiht, die einen vom Volke abgrenzt, einen zu erhöhen scheint und die diesem etwas kurzhalsigen, ortsbekannten Schulabbrecher die Möglichkeit gibt, uns herumzuscheuchen. „Los jetzt, ich will nicht noch den halben Tag hier verbringen, nur wegen euch!“

Manni zuckt kurz, doch ich gebe ihm mit der Trage, die wir gerade gemeinsam zum Fundort der Leiche tragen, einen leichten Stoß. Es wäre ein leichtes für Manni, Lord Helmchen eins auf den selben zu geben und ich frühstücke solche Gnome für gewöhnlich, aber komm, das hält alles nur auf…

Die Spur, die der Golf in den weichen Ackerboden gepflügt hat, ist tief, lehmig und lang. Am böschigen Feldrand hört sie plötzlich auf, da muß der Wagen abgehoben haben, etwa 15 Meter kommt nichts, dann ist der Boden aufgewühlt, dort wo der Wagen in den Boden einschlug, sich überschlug und dann auf dem Dach liegengeblieben war.
Die Retter haben eine ganze Seite aufgeschnitten, um den Fahrer zu bergen; man kann von der Seite von der wir kommen, nicht richtig erkennen, was nun durch den Unfall verursacht worden ist und was eine Folge der Bergung ist, jedenfalls sieht das Auto aus, als habe ein Riese damit Fußball gespielt. Das kann keiner überlebt haben, denke ich und dann sehe ich ihn.
Er sieht gar nicht so schlimm aus, alle Gliedmaßen sind noch dran, der Kopf ist an Ort und Stelle, aus der Nase und den Ohren hat er geblutet.

„Mensch, macht hinne“, schnauzt Lord Helmchen, der wahrscheinlich das erste Mal in seinem Leben erwachsenen Leuten etwas sagen darf, glaubt er zumindest. „Wir haben noch Wichtigeres zu tun“, motzt er.

„Ey, sie da!“ ruft mir ein Polizist zu und winkt mit einem Stapel Zettel, er hat die Papiere und die Unterlagen über die vorläufige Leichenschau, das brauchen wir, das geht alles zusammen mit dem Toten in die Rechtsmedizin. Manni und ich setzen die Trage neben der Trage des Rettungsdienstes ab, worauf man das Opfer gebettet hat, ich gehe die paar Schritte über den weichen Acker zum Polizeibeamten, der mich freundlich begrüßt, wir haben uns schon oft bei solchen Einsätzen gesehen. „Gut, daß ihr gleich gekommen seid“, sagt er, drückt mir die Zettel in die Hand und fügt hinzu: „Wie immer, Rechtsmedizin.“

Hinter uns gibt es einen kurzen Schrei, wir fahren herum und sehen, daß Lord Helmchen auf dem Rücken im Dreck liegt und mit den bestiefelten Beinchen strampelt. Manni steht ein kleines Stück daneben und hebt mit einer abwehrenden Bewegung die Arme in die Höhe und ruft: „Der ist nur gestolpert, ehrlich!“

Während ich zu Manni zurücklaufe, werfe ich einen Blick auf den Ausweis des Toten, geboren am 23. April 1990…
Zu jung, um mit zerrissenen inneren Organen auf irgendeinem Acker sein Blut zu vergießen. Wir nehmen das weiße Tuch der Malteser, schlagen es über ihm zusammen, drehen es an den Füßen und am Kopfende zusammen, dann schauen wir uns kurz an, Manni nickt und eine Sekunde später liegt der junge Mann auf unserer Trage. Beim Hochheben habe ich gemerkt, daß der Kopf nachgibt, da ist wohl doch noch mehr kaputt, als ’nur‘ innere Organe.
Man wird das jetzt alles genau feststellen; dort wo wir ihn hinbringen, da bleibt nichts verborgen. Lord Helmchen watschelt vor uns her zu seinem VW-Bus, den Hintern mit Lehm verschmiert und trotz der traurigen Fracht, die wir in unseren Wagen schieben, müssen wir grinsen, als wir hören, wie die Wehrkollegen das behelmte Männlein wegen seiner angeblich vollgeschissenen Hose aufziehen.

Leise zieht der Servo die Heckklappe ins Schloss, wir ziehen unsere Überschuhe aus und verstauen sie im seitlichen Stauraum, dann geht es los zur Rechtsmedizin. Hoffentlich hat da nicht heute wieder die Kröte Dienst. Die Kröte, das ist Joseph Wissmann, Abkömmling Siebenbürger Sachsen, der vor Jahren aus Rumänien hierher gekommen ist und dem das genetische Schicksal ein Gesicht voller Warzen und Beulen beschert hat. Der Name „Kröte“ passt einfach zu ihm und er nimmt das gleichmütig hin, daß alle ihn so nennen, er meldet sich manchmal sogar so am Telefon: „Hier ist Joseph, die Kröte, sie wissen schon…“
Unfreundlich ist er nicht, aber sowas von langsam! Bis der allein seinen Kugelschreiber aus der Hemdtasche genommen, den kleinen Knopf oben gedrückt hat und dann kontrolliert hat, ob unten auch die Mine ordnungsgemäß ausgefahren ist… In dieser Zeit schreibe ich eine ganze Geschichte auf.

Kröte ist der Leichenwächter, Nachtaufseher, Leichennachtwachtaufseher, oder wie man auch immer sagen will, bei der Rechtsmedizin und nur er ist berechtigt, mit dem großen Schlüsselbund die Leichenkammern aufzuschließen, damit wir jemanden bringen oder holen können. Nur eine Zeile muß er dann im Leichenverzeichnis-Buch ausfüllen, aber das dauert. Seine Zunge schiebt er vor Anstrengung mal in den linken, mal in den rechten Mundwinkel und malt Buchstabe für Buchstabe in sein Buch. Immer wieder setzt er ab, kontrolliert auf unseren Unterlagen, ob er bis dahin auch alles richtig geschrieben hat, dann folgen die nächsten Buchstaben. Länger würde es auch nicht dauern, würde man chinesische Schriftzeichen abmalen!

Hat man Pech und die Uhr hinter Kröte schlägt das falsche Stundensignal, dann kann es passieren, daß er zu behender Aktivität aufschwingt, alles wegschiebt und sich erst mal in aller Ruhe ein Ei pellt und eine Tasse Kaffee einschenkt. „Watt mutt, datt mutt“, sagt er dann und vespert seine vorgeschriebene Ruhepause ab, egal wer da alles vor seinem Kabuff steht…

Ja, es ist Kröte der Dienst hat, aber wir haben Glück, Kröte muß aufs Klo, hat es eilig und erstaunlicherweise legt er sich einen Zettel von unseren Unterlagen ins Faxgerät und macht sich eine Kopie: „Ich schreib datt später auf.“

Nur fünf Minuten brauchen Manni und ich, dann rollen wir schon wieder durch die mittlerweile erwachende Stadt, an einer Ecke steht ein Mann in weißem Unterhemd, Jogginghose und Badelatschen. Sein wirres Haar zeigt, daß er dem Bett gerade entstiegen sein muß, er gähnt mit weit aufgerissenem Mund in eine Hand die eine Zigarette hält, mit der anderen Hand hält er eine Leine an deren anderem Ende ein lächerlich kleiner Hund mit gekrümmtem Rücken auf den Gehsteig kackt.
Ja, die Stadt erwacht, selbst an der Rosi-Bar sind schon die Lampen aus.

Und irgendwo in dieser Stadt wohnt eine Familie, bei der jetzt ein paar Leute klingeln und ihnen den Sonntag verderben werden, vielleicht das ganze Leben, wer weiß?


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Lesezeit ca.: 11 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 20. September 2009 | Revision: 28. Mai 2012

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15 Jahre zuvor

Ein wunderbar geschriebenes Stadt-Kaleidoskop. Respekt.

Anni
15 Jahre zuvor

O Mann, da läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Eine Stadt erwachen zu sehen ist wirklich schön, aber unter diesen Umständen wohl eher nicht. Tom, wie geht Ihr mit dem Tod eines so jungen Menschen um, könnt Ihr das einfach so „wegstecken“, oder habt Ihr da auch noch dran zu knabbern?
Ich wünsche Dir und Manni trotzdem noch einen schönen Sonntag!

Schaffner
15 Jahre zuvor

Guten Morgen Berlin, du kannst so hässlich sein…

Christians Ex
15 Jahre zuvor

Toller Bericht, sehr schön geschrieben, muss ich sagen. Klasse, Tom!

Unterm Lesen erinnere ich mich wieder an die Bilder von einem anderen Golf, der kürzlich durch die Nachrichten geisterte: der mit der Tür, die sich um den Baum gewickelt hatte, nur Stunden, nachdem er vom Werk abgeholt worden war, ausgeliehen an einen 20jährigen Sohn, dessen Kumpels zu beeindrucken.
Da lag an einer Stelle nur wenig mehr als die Hinterachse auf der Straße mit einer markanten Radkappe oder Felge. Das war den Berichterstattern auch aufgefallen, und in dem Bericht kam auch gleich der passende Werbespot, ebenfalls mit einem solchen weißen Fahrzeug: rasante Fahrt von einem Könner, rückwärts durch eine Gasse, Vollbremsung in einer Halle. Und da sagt der Vater zum Sohn: „Erst Fahrsicherheitstraining, dann GTI fahrn!“ VW empfiehlt den Wagen ab 21.

Mir liegt die Frage auf der Zunge, ob du da den nächsten hattest…
[img]http://www.das-tuning-forum.de/album_pic.php?pic_id=5036[/img]
Quelle: Tuning-Forum. Das Bild selbst wird wohl ein Pressebild sein.

Reader
15 Jahre zuvor

Ganz zu schweigen von den Polizeibeamten. Denen hat er wahrscheinlich genauso den Sonntag versaut…
Die müssen nach so einer Sache die Todesnachricht überbringen, dann den ganzen Mist zu Papier bringen, nach Hause fahren zu ihrer Familie und dann erst mal Schlaf finden.
Ich denke an euch alle…

Mike7
15 Jahre zuvor

Ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein passendes Alter gibt um mit zerfetzten Organen auf irgendeinem Acker sein Blut zu vergießen, aber dieses macht einen umso mehr betroffen.

Reader
15 Jahre zuvor

@ Christians Ex
Bei dem Unfall auf dem Bild sind vier junge Männer ums Leben gekommen.
Ich möchte nicht mit dem Vater des Fahrers tauschen…

15 Jahre zuvor

Ist schon blöd, sowas… andererseits, so hart es klingen mag: Hauptsache, derjenige hat sich nur selbst ins Jenseits befördert und nicht nur andere.
Schlimm ist es doch, wenn vermeintliche Fahrhelden durch ihren Leichtsinn Kumpels, Freundin und sich selbst umbringen.

Tim
15 Jahre zuvor

Wieder einmal ganz große Klasse. Wunderbar geschrieben.

Mike7
15 Jahre zuvor

@ Intensivling, ist insofern „blöd“ und unpassend, da du die Unfallursache überhaupt nicht kennst. Vielleicht ist er selbst garnicht schuld, vielleicht ist ein Reifen geplatzt, vielleicht war mit dem Auto etwas nicht in Ordnung, vielleicht ist er einem Tier ausgewichen und hat die Kontrolle verloren.

Nur eines scheint sicher, er hatte sicherlich nicht vor jemanden (sich eingeschlossen) ins Jenseits zu befördern.

Unfälle mit jungen Fahrer aus Leichtsinn hat meist was mit Profilierung zu tuen, da ist es wahrscheinlicher nicht alleine im Auto zu sitzen – sonst bekommt es ja keiner mit wie „toll“ man fährt.

15 Jahre zuvor

@Mike7: Das stimmt, nur wenn du dir die Statistiken anschaust, sind es verschwindend geringe Fälle von technischen Defekten und Co. sondern oftmals eine völlige Überschätzung des eigenen Fahrkönnens sowie die benannte Profilierungssucht.

Ich weiß auch nicht warum du dich an den Worten hochziehst, aber die Aussage, für dich in einfachere Worte gefasst: „Besser ein Toter als vier“ sollte jeder unterschreiben können. Ob er es vorhatte oder nicht sei dahingestellt.

Christians Ex
15 Jahre zuvor

OK, man greift natürlich vielleicht auch zu einem Vorurteil, wenn gewisse Elemente (wieder mal) zusammenfinden: 19jähriger fliegt mit einem Golf Sonntag morgens 15 Meter weit in einen Acker…

@Tom,
weiß man schon Näheres, oder ist das erst heut morgen passiert?

Kommentator
15 Jahre zuvor

Ich stimme Intensivling (8) zu: Wenn sich Raser unbedingt umbringen wollen, dann bitte ohne weitere Opfer. Ist ja hier zum Glück auch ohne Fremdbeteiligung gelungen. Zu dem Unfall in Hannover: Einigermaßen tragisch, aber ich frage mich, wieso der Vater nicht einfach den Kauf oder die Nutzung verboten hat, in manchen Berichten stand sogar, dass der Wagen ein Geschenk des Vaters gewesen sei, keine Ahnung, was stimmt. War das so, hat der Vater des Todesfahrers jetzt wohl doppelt zu knabbern. Solche Unfälle (wie der in Toms Geschichte und der in Hannover) fallen meiner Meinung nach in die Kategorie „natürliche Selektion“: Wer unfähig ist zum Überleben, stirbt. Der Menschheit ist damit gedient, denke ich. Falls jemand meint, ich würde mich hier „hart“ oder „pietätlos“ äußern: Nicht angepasste Geschwindigkeit ist immer noch eine der Hauptursachen für Todesfälle im Straßenverkehr, und wieso in diesem Zusammenhang immer nur die Todesfälle genannt werden und nicht auch noch die Zahlen zum weiteren Elend, nämlich wie Behinderungen und schwere Verletzungen den Unfallopfern das Leben versauen, verstehe ich sowieso nicht. Wer meint, Raser hätten… Weiterlesen »

md
15 Jahre zuvor

Ich komme gerade von einem Feuerwehreinsatz, zu dessen Fortsetzung deine Geschichte sehr gut passen könnte. Ein Toter, drei Schwerverletzte, auf der Heimfahrt von einer Kirchweih in den Acker nebenan geflogen. Dazu kam wohl noch, dass nicht alle angeschnallt waren, sodass die Polizei sich am Anfang nicht sicher war, ob der Tote der Fahrer war oder jemand anders.

Andreas
15 Jahre zuvor

@4: Der „Papa“, der in der VW-Werbung so toll Auto fährt, ist Smudo von den „Fantastischen Vier“ … und der Bengel daneben garantiert nicht sein Sohn! 😉

Mike7
15 Jahre zuvor

@Intensivling, natürlich ist 1 Toter besser als 4 und schlechter als 0, da braucht man garnicht drüber diskutieren.

Mich hatte es nur gestört, pauschal ohne weitere Informationen gleich anzunehmen, dass der Fahrer als Raser eigentlich selbst schuld daran ist, dass er nun tot ist. Das einzige was ihm dann noch zugute gehalten wird, ist das er wenigstens alleine draufgegangen ist.

Finde ich nicht fair, mit solch wenigen Infos.

Tiere auf der Fahrbahn sind nicht gerade selten, ich bin selbst letztes Jahr mit 100km/h in ein Reh gekracht und habe zum Glück nicht versucht auszuweichen und konnte auf der Fahrbahn bleiben. Der Wagen war völlig hinüber, aber wäre ich in die Allee gekracht wäre es wohl nicht nur beim Wagen geblieben.

Tombstone
15 Jahre zuvor

Und wenn es ganz dumm läuft, ists der eigene Sohn, der aus dem Wrack geschnitten werden muss:

http://www.express.de/nachrichten/region/koeln/feuerwehrmann-musste-toten-sohn-bergen_artikel_1251217179081.html

Nicht wirklich schön…

look like death warmed up
15 Jahre zuvor

@13: Einerseits bin ich schon Deiner Meinung, auch wenn es hart klingt. Aber jemand, der so etwas in seinem eigenen Umfeld erlebt hat, wird wohl einen anderen Standpunkt haben. Auch diese (oft jugendlichen) Raser haben Eltern, Familien, Freundinnen etc., die um sie trauern und die nichts dafür können, dass ihr Sohn/Bruder/Freund etc. ein Raser war. Das ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass es furchtbar ist, wenn solche verantwortungslosen Menschen auch noch andere mit reinziehen. So kürzlich auch bei uns in der Nähe geschehen, wo ein komplett Durchgedrehter am hellichten Tag eine Frau totgefahren hat und zahlreiche Autos demoliert hat. Letzten Endes finde ich das einfach nur traurig.

Frauke
15 Jahre zuvor

Ich bin auch ein junger Fahrer und ich denke, einige hauen hier ein bisschen zu sehr drauf. Ich bin auch schon das ein oder andere Mal zu schnell in eine Kurve gefahren und habe es erst gemerkt, als ich schon fast rausgeflogen war. Und das hat nichts mit Profilierungssucht oder krankhafter Selbstüberschätzung zu tun, sondern einfach damit, dass man keinerlei Erfahrung und auch wenig Können hat und sich schnell mal verschätzt. Ich bin auch wirklich alles andere als ein Raser. Ich bin nur völlig unerfahren, Anfänger halt, und kann daher eben nicht alles einschätzen. Das ist nunmal so. da fährt man halt schonmal mit 50 in eine Kurve, die amn eigentlich eher mit 30 nehmen sollte. Das passiert. Gott sei Dank geht es meistens gut aus, aber bei einigen eben leider nicht…. Und auch abgesehen von der Geschwindigkeit gibt es so viel, was man als Fahranfänger nicht einschätzen kann. Dazu gehört z.B. auch die Breite des Fahrzeugs. Ich bin die ersten paar Monate immer viel zu weit ausgewichen, wenn mir jemand entgegen kam, weil ich… Weiterlesen »

Stephan der Polizistensohn
15 Jahre zuvor

Tja,
wie soll ich’s sagen: Mein Vater hat in seinem bisherigen Dienstleben bei den Grünen (32 Jahre bisher)
auch leider das ein oder andere Mal die unangenehme Pflicht gehabt, der wartenten Frau/Mutter/Freundin, mitzuteilen, dass ihr Mann/Sohn/Feund nicht mehr zum Essen kommt.
Besonders tragisch ist das, wenn der Tote nur Pech hatte und keinen Fehler gemacht hat, und zu Hause Frau mit Kindern wartet und wartet und wartet…

Tinchen
15 Jahre zuvor

Eine tiefe Verneigung Tom, für diesen Artikel.

Was ich nicht verstehe – warum wird in den Kommentaren sofort gegen jugendliche Raser allgemein geschossen? Der Unfallhergang ist mit keinem Wort beschrieben, es kann alles mögliche passiert sein. Man stelle sich einmal vor, auch ein 19-jähriger kann einen „normalen“ Unfall haben und dazu muss er weder bekifft, noch besoffen und auch nicht zu schnell gewesen sein. Ein Tier, Lenkrad verreißen und schon ist es passiert. Oder ein Plattfuß. Oder ein misslungenes Überholtwerden von einem der nicht angehalten hat.

Pauschalurteile weil sie so gut in Klischees passen sind oft unfair und ich finde das wird dem komplexen Bild was Tom hier zeichnet nicht gerecht.

Tinchen
15 Jahre zuvor

Nachtrag: Jeder sollte sich vielleicht überlegen, ob er in jeder Situation 100% richtig reagiert und sein Auto 100% unter Kontrolle hat. Ein Fahrsicherheitstraining alle paar Jahre machen wohl die wenigsten.

Selbst austrainierte Profis machen Fehler und landen ab und an im Reifenstapel.

3-plus-1
15 Jahre zuvor

Ich habe mir gerade mal auf dem Tuning-Forum den Artikel zu dem Unfall in Wolfsburg durchgelesen. Also hier kann ich mit absoluter Überzeugung sagen: Das war richtig und wichtig, dass dieser Fahrer den Preis bezahlt hat. Absolut! Hier in der Stadt merke ich einfach zu oft, dass ich an Zebrastreifen, wo ein SUV oder Van parkt, nicht sehen kann ob irgend jemand rüber will und es – wenn ich halte – dann hinter mir quitscht. Das ist schon unverantwortlich und der Depp musste in der Stadt 140 km/h fahren? „Rasen“ wird viel zu inflationär genutzt, selbst für Radfahrer, die in der Spielstraße 15 km/h fahren, aber in diesem Fall trifft es vollkommen zu. Und dann hatte dieser Volldepp auch noch ebensolche Vollpfosten mit, die sich nicht anschnallen? Darüber hinaus kann ich schon mit dem Gelesenen den Charakter dieses wolfsburger Golffahrers nicht leiden. Hey, ich habe mir dieses Jahr ein neues Auto gekauft und vor Jahren – als ich selber gerade 20 war – mal ein neues Motorrad. Mir war bewußt was das gekostet hat und… Weiterlesen »

15 Jahre zuvor

Oh mein Gott….mir wird ganz schlecht bei dem Gedanken das meine Kinder irgendwann auch mal in das Alter kommen und Autofahren…..

Matthias
15 Jahre zuvor

Lenkrad verreißen soll ein normaler Unfall sein?
Also ich weiß ja nicht, mir ist das noch nie passiert, dass ich plötzlich – huch! – meine Räder beinahe quergestellt habe, so aus Versehen.

Bernd das Brot
15 Jahre zuvor

Wir haben bei uns hier mehrere Bahnunterführungen für den Straßenverkehr, einige davon sind recht eng und somit entweder Geschwindigskeitsbegrenzt auf 50 oder sogar 30 und / oder nur einspurig und somit mit Ampeln nur für jeweils eine Richtung freigegeben.

Hatten vor rund zwei Jahren nen Fall, da ist ein Junger Kerl bei Rot durch eine beampelte Unterführung gebrettert, natürlich (wie immer in solchen Situationen, wenn man stehen bleibt kommt nix, der Gegenverkehr ist aber garantiert da, wenn man sein Leben riskiert, damit sichs auch lohnt!) kommt in dem Moment was entgegen.

Die Tachonadel in dem Wrack war bei 90 stehen geblieben…

Sensenmann
15 Jahre zuvor

Trotz des unschönen Anlasses wunderbar geschrieben.

Kiki
15 Jahre zuvor
Kommentator
15 Jahre zuvor

Nichts gegen die These, dass es wirklich unverschuldete Unfälle gibt, und der Unfallauslöser (Herzkasper, plötzlich in den Weg springender Rehbock o.ä.) ist im von Tom geschilderten Fall auch unklar – aber ich erlaube mir trotzdem die Diagnose, dass hier unabhängig vom Unfallauslöser deutlich überhöhte Geschwindigkeit vorlag. Grund für die These sind schlicht Grundkenntnisse in Physik – man lese genau: „Die Spur, die der Golf in den weichen Ackerboden gepflügt hat, ist tief, lehmig und lang.“ Und danach folgt dann noch nach einem Aufprall auf eine Böschung ein freier Flug über 15 Meter. Sorry, Leute, aber wenn ein normaler PKW soviel Energie gespeichert hat, dass intensiver Kontakt mit Lehmboden das Fahrzeug nicht nur nicht bremsen kann, sondern danach auch noch ein beachtlicher Weitsprung „drin ist“: Das geht nicht bei „normalen“ Geschwindigkeiten, da hat der PKW überreichlich Tempo gehabt und damit reichlich Energie gespeichert. Und zu Unsicherheiten bei jugendlichen Anfängern: Binsenweisheit, dass man das Autofahren erst nach der Fahrprüfung richtig lernt, im täglichen Anwenden, das haben wir alle hinter uns, inkl. zum Glück überstandener brenzliger Situationen. Mir… Weiterlesen »

15 Jahre zuvor

kenne jemanden der hat es geschafft von den eltern mit zu viel geld, aber zuwenig hirn einen z3 zum führerschein zu bekommen. hat ihn auf der ersten fahrt mit dem kleinen bruder auf dem beifahrersitz direkt mal vor ne wand gefahren. sowas versteh ich einfach nicht. echt nicht.

Nina
15 Jahre zuvor

Eine gute Lösung wäre wohl, den Sprössling sein erstes Auto in jedem Fall selbst bezahlen zu lassen und ihm bestenfalls die Versicherung zuzuschießen. Was man sich hart erarbeitet, darauf gibt man in der Regel besser Acht, als auf den geschenkten Rennflitzer von Papi.

Mel
15 Jahre zuvor

So wollte ich einen Tag auch nicht beginnen. Ich finde es auch immer schlimm wenn mein Dienst beginnt und es dann gleich heisst wir haben einen EX kannst du gleich mit zur L-Halle kommen.

Mel
15 Jahre zuvor

So würde ich meinen Tag auch nicht anfangen wollen. Ich finde es ja schon schlimm wenn ich zum Dienst komme und es heisst “ Wir haben einen EX – kannst du gleich mit zur L-Halle kommen?“

Christians Ex
15 Jahre zuvor

#28
Das Video ist heavy. Das kocht einen wirklich weich.

Andreas
15 Jahre zuvor

Hallo Tom,
ich muss Dir leider Recht geben. Uniformen machen aus Würstchen oft wichtige Leute. Ich bin selber aktiv in der Freiwilligen Feuerwehr. Neben vielen Kameraden, die mit beiden Beinen im Leben stehen, gibt auch die – von Dir so passend beschriebenen – „ortsbekannten Schulabbrecher“. Wie auch hier sind so Leute aber auch intern in der Löschgruppe meist nicht sehr beliebt und werden dann auch mal wegen einer dreckigen Hose aufgezogen..
Gruß Andreas

ly
15 Jahre zuvor

@7 inzwischen sind es 5.
Und in der Kleinstadt hier kannte man die natürlich auch alle.
Klar, selbst Schuld. Nicht angeschnallt. Aber tragisch ist es schon.

ly
15 Jahre zuvor

Dazu noch: die wollten wohl eine Autofahrerin überholen die vor ihnen war. Wie ich die Stelle da kenne, hätte es sie spätestens 50m weiter zerrissen, denn mit den >150km/h die die draufgehabt haben, wären sie um die dort gelegene T-Kreuzung nie im Leben rumgekommen.

Bernd das Brot
15 Jahre zuvor

@ Kommentator (29):
Muss nicht zwingend stimmen. Je nach dem, wie nass der Lehmboden war und evtl. leicht abschüssigem Terrain kann des dennoch auch bei normalen Gechwindigkeiten so hergegangen sein.
Wobei man beachten sollte: „Normal“ ist auf Landstraßen 100 km/h. Das sind, mal eben, 27,78 m/s.
Auf richtigem, rutschigem Schlamm, sind die so schnell nicht weg, wenn die Reifen keinen Halt mehr haben, hilft die beste Bremse nix mehr.

Apopos Bremse: Auch beim Kurvenfahren beschleunigst du 😀
Grüße von einem aus der Pyhsikerfront.

15 Jahre zuvor

Schrecklich ist es immer, wenn jemand unfreiwillig ums Leben kommt. Aus meinem Bekanntenkreis ist leider auch schonmal jemand gewollt ungebremst in eine Baumgruppe gefahren. Das schlimmste war wohl, dass die Ärzte noch 3 Tage gekämpft haben, bis allen klar war, dass er nicht mehr lebensfähig war. Aber bei einem Unfall muss ich sagen: Niemand ist unfehlbar. Es kann immer Situationen geben, wo etwas passiert womit keiner rechnet. Gestern abend sprangen plötzlich Kinder auf der Landstraßen rum. Hinterm Baum hervor auf die Straße – da lagen Kastanien. Dass da gerade mehrere Autos waren, beachteten sie nicht. Die Eltern daneben auch nicht. Je nach dem wie nah man dran ist, verreißt man in dem Moment. Bei Tieren lautet die Anweisung, dass man draufhalten soll, nicht bremsen, nicht lenken. Aber was, wenn plötzlich ein Mensch auf der Straße steht? Was wenn im Nebel plötzlich ein umgestürzter Baum auftaucht? Klar fährt man normalerweise bei Nebel nicht schnell, aber wer in der Fahrschule aufgepasst hat weiß, dass der Bremsweg länger ist als man glaubt. Ein weiterer beliebter Unfallgrund ist ein… Weiterlesen »

Mephistophelia
15 Jahre zuvor

Wieder ein Grund mehr, warum ich begleitetes Fahren mit 17 für eine sehr gute Einrichtung halte.

Pu der Zucker
15 Jahre zuvor

Mein Sohn ist 17 und nimmt am begleiteten Fahren teil. Ich bin heilfroh, dass es diese Möglichkeit gibt!

eulchen
15 Jahre zuvor

Sehr sehr tragisch das ganze. Obwohl ich auch schmunzeln musste beim lesen, vorallem über Lord Helmchen… 🙂

Man hat das Gefühl das sich die tödlichen Unfälle mit jungen Fahrern häufen. Da die Autos immer schneller werden und nun auch schon sehr junge und unerfahrene Menschen zu große und zu PS starke Wagen fahren.

@19 Frauke… wenn dir das nun schon mehrmals passiert ist das Du fast aus einer Kurve gekracht wärst, dann nimm doch bitte noch ein paar Fahrstunden oder mache ein Fahrsicherheitstraining.
Das kann einen vielleicht einmal passieren das man eine Kurve zu schnell nimmt, aber nicht ab und an. Das hat dann schon was mit zu schnell unterwegs zu tun.
Gerade wenn man unerfahren ist, fährt man wohl eher zu langsam statt zu schnell.

@28 Kiki, Danke für den Link

15 Jahre zuvor

Ja, der Unfall in Wob war heftig. Wohne 500m Luftlinie von der Stelle entfernt. Aber das war natürliche Auslese. Keiner Angeschnallt, extrem überhöhte Geschwindigkeit und und und. Will nun seit 3 Tagen Bilder von dem ehemalig Türumwickelten Baum machen, aber jedesmal, egal welche Uhrzeit, steht eine Traube von Menschen davor und heult sich die Augen aus wie tragisch es doch alles sei.

Florian
15 Jahre zuvor

Egal, was die Unfallursache war: Es gilt nach wie vor

„One by one – only the good die young …“

Matthias
15 Jahre zuvor

@Blogolade: „Bei Tieren lautet die Anweisung, dass man draufhalten soll, [b]nicht bremsen[/b], nicht lenken. “

Bitte [b]WAS!?[/b]
Nochmal in die Fahrschule bitte!

Matze
15 Jahre zuvor

Hallo, leider ist es so, dass Mitbürger, die im Beruf nicht einmal ungefragt den Hof zusammenkehren dürfen, bei einer Hilfsorganisation Bestätigung finden und dort teilweise auch leitende Funktionen haben. Ich weiss jetzt nicht, was dieser „Kamerad“ für eine Funktion an der Einsatzstelle hatte, aber wenn ich das lese stellen sich mir die Nackenhaare auf. Solche Leute wollen sich den ganzen Tag in ihrem Ruhm sonnen und als Helden gefeiert werden. Wundern sich aber, wenn sie von einem großen Teil der Bevölkerung nur belächelt werden. Ich finde Öffentlichkeitsarbei fängt hier schon im Kleinen an. Andererseits darf man aber nicht vergessen, dass diese Arbeiten auch einen enormen Stress für die Einsatzkräfte darstellen. Zuerst soll alles „HoppHopp“-gehen, dann die Erkenntnis, hier nicht mehr helfen zu können und dann das Warten bis die Polizei die Unfallaufnahme beendet hat. Da versuchen viele Ihre Betroffenheit durch „Witzchen“ oder forsches Auftreten zu überspielen, weil man ist ja der „Oberfirefighter“ mit Nerven aus Stahl. Ich bin auch immer wieder Einsatzleiter bei Verkehrsunfällen. Und so komisch es klingt, mir hilft es am Besten diese… Weiterlesen »

guggug
15 Jahre zuvor

Also wenn er aus den Ohren blutet und du meinst er sei da recht flexibel gewesen mit seinem Kopf, würd ich mal auf nen Schädelbasisbruch tippen. Also aus den Ohren bluten ist eigentlich das sicherste Anzeichen dafür.
Hartes Los für so ein junges Leben




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