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Sprache kaputt reformiert?

Zum Thema Rechtschreibung schrieb ich, daß Goethe und Schiller oft jeder für sich eine andere Schreibweise eines Wortes für richtig hielten und manchmal innerhalb eines Satzes sogar verschiedene Schreibweisen eines Wortes verwendeten. Dazu schreibt ein Leser:

Na ja, zu Zeiten von Goethe bzw. Schiller gab es auch noch kein Wörterbuch.
Adelung hatte zwar zu Goethes und Schillers Zeiten schon an seinem Wörterbuch gearbeitet. Das eigentliche, erste deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm haben diese erst nach dem Tod der beiden angefangen zu schreiben.
Von einem Duden oder Wörterbuch dürften Goethe und Schiller -wenn überhaupt- nur geträumt haben. 😀

Ich würde mal einfach empfehlen, daß sich die Herren/Damen Autoren ein einigermaßen aktuelles Rechtschreibeprogramm laden – zumindest die, bei denen es mehr als nur FLüchtigkeitsfehler sind.

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*duck und weg bin*

Recht hast Du. Andererseits kann das Vorhandensein eines Wörterbuches nur dann auch als Vorhandensein von verbindlichen Regeln angesehen werden, wenn dieses Wörterbuch anerkannt und maßgebend in den Zweifelsfällen der deutschen Sprache ist.
Jahrzehntelang war das beim Duden so und so stand es auch auf dem Duden drauf.

Inzwischen läßt der Duden für tausende Begriffe mehrere Schreibweisen zu, beugte sich mal der einen, mal der anderen Reform und hat darüber seinen zweifelsfreien und maßgeblichen Charakter eingebüßt.

Ich fand die Regeln, die ich einst lernte, und deren Richtigkeit immer mit dem Duden untermauert wurde, verständlich und weitestgehend logisch. Deutsch ist eben keine einfache Sprache und hat ein kompliziertes Regelwerk. An einigen wenigen Punkten hätte ich mir auch Vereinfachungen gewünscht, konnte aber mit den bekannten Regeln trotzdem gut leben.
Die dann versuchte Reform mit Vorschlägen wie „Filisofi“ usw. sollte ja in erster Linie eine Vereinfachung bringen.
Man muß sich nun aber fragen, warum man überhaupt eine, über tausende Begriffe reichende, Vereinfachung einführen muß.
Ist es nicht die Aufgabe der Sprachwissenschaftler und -lehrer, die Regeln -und seien sie auch kompliziert- den Lesenden und Schreibenden beizubringen und diese Menschen auf ein Niveau zu erheben, das ihnen die Beherrschung der grundlegendsten Kulturtechniken möglich macht?

Ist es denn wirklich erforderlich, daß man nicht nur die Bewegungen einer lebendigen Sprache ab und zu in die Wörterbücher einfließen lässt und stattdessen dann eine ganze Rechtschreibung in albernster Weise „reformiert“? Mir tun viele der Vorschläge einfach weh und mein Auge mag gar nicht flüssig über so einen Text hinweg lesen.

Ich habe vielmehr das Gefühl, daß man versucht hat, die Sprache bzw. die Rechtschreibung so lange zu beugen, bis sie auf das Niveau eines „Kanakdeutsch“ passt und man nicht mehr die Menschen drängt, es richtig zu lernen, sondern die Sprache so lange kaputt reformiert, bis alles so geschrieben wird, wie es von denen, die die Kulturtechniken nicht beherrschen wollen, sowieso gehandhabt wird.

Mittlerweile sehe ich bei meinen Kindern Aufsätze und Diktate, die nach meinem Dafürhalten von Fehlern nur so strotzen, wobei diese Fehler aber gar nicht als solche markiert wurden und in denen ausgerechnet die Wörter rot angestrichen sind, die nach meinem Sprachempfinden korrekt geschrieben sind.

„Ja Papa, ich weiß wie das richtig geschrieben wird, aber ich muß das so scheiße schreiben, so will die Lehrerin das.“

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