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Star Trek – Scottys Weg ins All

Als Raumschiff Enterprise ins deutsche Fernsehen kam, liefen die Folgen samstags im ZDF in Konkurrenz zur ARD-Sportschau.

Was sich heute kaum noch jemand vorstellen kann, es gab damals noch ganz überwiegend Fernseher, die das ZDF gar nicht empfangen konnten. Und so blieben damals legendäre Sendungen, wie „Der goldene Schuss“ oder „Wünsch Dir was„, den allermeisten Deutschen verborgen.
Bei den Diskussionen über die gestrigen Fernseherlebnisse morgens an der Bushaltestelle schieden sich die Menschen in die elitäre Gruppe derer, die das ZDF schon empfangen konnten und in diejenigen, die auf das Zweite noch etwas warten mussten.

Es sei denn, man ging zur besten Sendezeit in eine Kneipe mit Fernseher. Da gab es dann ZDF für alle und das dann auch schon oft sogar in Farbe.

Ich hatte es als Kind da etwas einfacher. Ich musste nur zu meinem Freund Frank eine Treppe tiefer. Seine Eltern hatten nämlich dank eines Lottogewinns die Gelegenheit ergriffen und sich einen der ersten Farbfernseher angeschafft. Denn bis in die 80er Jahre hinein war das TV-Erlebnis für viele Zuschauer immer noch schwarzweiß.

So saß dann der meist etwas griesgrämige Vater meines Freundes vor der Sportschau, die im ersten Programm kam und fieberte durchaus emotionsgeladen mit. Frank und ich schauten mit großen Augen auf die Uhr, wohl wissend, dass auf dem anderen Sender gleich „Raumschiff Enterprise“ beginnen würde.
Wir waren also von der Laune eines etwas schwermütigen und griesgrämigen Mannes abhängig, der ganz nach Gutdünken darüber entschied, ob er auf die letzten Minuten der heißgeliebten Sportschau verzichtete und uns in die unendlichen Weiten des Weltalls entließ. Meistens ging es gut.

Captain Kirk war wohl der Held der meisten Jungs; ich persönlich mochte Mr. Spock am liebsten. Ich kann alle Rollen und ihre Darsteller auch heute noch aufzählen, aber in diesem Artikel soll es um den Mann im Maschinenraum gehen, den Zweiten Offizier der Enterprise, Lt. Commander Montgomery „Scotty“ Scott.

Dieser wurde vom kanadischen Schauspieler James Doohan verkörpert. Kein US-Amerikaner, erst recht kein Schotte, sondern ein Darsteller aus dem schöneren Amerika, der gut den schottischen Akzent nachahmen konnte.
James Doohan lebte von 1920 bis 2005. Er starb an einer Lungenentzündung.

Nachdem der schöpferische Kopf der Enterprise-Serie, Gene Roddenberry, bereits zu Lebzeiten dafür gesorgt hatte, dass seine Totenasche ins Weltall geschossen wurde, verfügte auch James Doohan als letzten Willen, dass seine Asche ins All gebracht werden soll.
Eine, wie ich finde, für „Scotty“ sehr angemessene Art der Bestattung.

Doch so einfach sollte das nicht vonstatten gehen. Scottys Reise ins All wurde eher ein Weltraumflug mit Hindernissen und gelang nur in Etappen.

Doch der Reihe nach.

Zwei Jahre nach seinem Tod gelang es am 28. April 2007 die Totenasche mit einer SpaceLoft-XL-Rakete für einen kurzen Zeitraum ins All zu schießen. Wie vorgesehen kehrte die Aschenkapsel aber an einem Fallschirm zur Erde zurück.
Unglücklicherweise landete der Behälter aber in einem zerklüfteten Gebirge. Erst knapp einen Monat später wurde er am 18. Mai 2007 geborgen.
So war die Asche des Enterprise-Maschinisten zwar im All gewesen, aber so richtig eben doch nicht.

So reifte der Plan, die (Teile der) Asche am 3. August 2008 mit einer Falcon-1-Rakete von den pazifischen Marshallinseln aus ins Weltall zu schießen, wo sie dann einige Jahre im Erdorbit bleiben sollte.
Der Start der Falcon gelang, aber nach einer Flugzeit von nur gut 2 Minuten klappte die Trennung von erster und zweiter Stufe nicht und die Rakete stürzte in den Pazifik.

Erst dem zahlenden Weltraumtouristen Richard Garriott gelang es am 12. Oktober 2008 bei seinem Flug zur ISS eine kleine Aschemenge von Doohan an Bord der Raumstation zu verstecken.

Erst am 22. Mai 2012 um 9:44 Uhr MESZ starteten schließlich die Urne von Doohan und 500 Kilogramm Proviant für die ISS-Besatzung an Bord des Raumschiffs Dragon C2+ von Cape Canaveral aus.

Fazit:
Was lernen wir daraus?
Es sind bei einer Feuerbestattung viele Sachen möglich, die man mit der Totenasche machen kann/könnte.
Doch es ist eine gute Idee, bei riskanteren Beisetzungsformen nicht die ganze Asche aus der Hand zu geben. Manchmal ist ein zweiter, dritter oder vierter Versuch notwendig.

BILDQUELLEN

  • scotty-tt: Spielzeugfigur Box

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Die Geschichten von Peter Wilhelm sind Erzählungen und Kurzgeschichten aus dem Berufsleben eines Bestatters und den Erlebnissen eines Ehemannes und Vaters.

Die Geschichten haben meist einen wahren Kern, viele sind erzählerisch aufbereitete Tatsachenerzählungen.

Die Namen, Geschlechter und Berufe der erwähnten Personen sind stets verändert.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: | Peter Wilhelm 10. April 2023

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