Frag doch den Undertaker

Starker Tobak

Leser Jens hat mir die folgende PDF-Dokumentation zukommen lassen.
Sie zeigt in eindrucksvollen Bildern Beisetzungs- und Einäscherungsrituale in Indien.
Diese Bilder sind nur für diejenigen geeignet, die sich auch recht deutliche Abbildungen zumuten möchten.

PDF-Download hier

Leser Winnie Winny schreibt dazu:

Werbung

Lieber Tom,

die von Leser Jens gefundenen Bilder aus Indien scheinen, wenn man sie unkommentiert lässt, einen sehr sorglosen Umgang mit den Toten in Indien zu dokumentieren. Tatsächlich ist meistens aber genau das Gegenteil der Fall.

Die gezeigten Bilder stammen, soweit ich das sehen kann, aus Varanasi, einer indischen Stadt am Ganges. Die Stadt selbst und natürlich auch der Fluß sind für die Inder heilig. In Varanasi zu sterben, ist so ziemlich das beste was einem Hindu passieren kann.

Dazu muss man wissen, dass der Gedanke der Wiedergeburt zentrales Kennzeichen des Hinduismus ist, dieses aber nicht etwas tolles ist, sondern im Prinzip ein immerwiederkehrender Zyklus des Leidens darstellt. Stirbt man in Varanasi bedeutet dieses Erlösung von dem Kreislauf des Wiedergeborenwerdens.

Schon das Bad im Ganges, was ja auch auf den Fotos zu sehen war, wirkt – rein spirituell natürlich – reinigend. Dabei ist die Verschmutzung des Wassers enorm und ein Bad aus hygienischen Gründen keineswegs zu empfehlen. Wer aber das Glück hat, in Varanasi zu sterben, dessen Leiche wird erst an einem der Burning Ghats verbrannt (auch das konnte man auf den Fotos gut sehen) und die Asche dann im Fluss verstreut.

Ghats sind übrigens die Stufen, die zum Fluss herunterführen. Die meisten werden genutzt, um am Fluss zu beten, dort zu baden, die Wäsche zu Waschen oder – wenn man Pech hat – das Geschirr. Auch die Bootsfahren (der Mann in dem Ruderboot) starten von den Ghats aus.

Wer allerdings nicht das Geld hat, seine Verwandten ordnungsgemäß verbrennen zu lassen, behilft sich auch schon einmal damit, den Leichnam direkt dem Ganges zu übergeben. Dieser schwimmen dann einfach im Fluss, verwest dort oder wird von den Tieren als Nahrungsquelle verwendet, bis sich „die sterblichen Überreste“ nach und nach aufgelöst haben. Viel wichtiger ist aber, dass das, was wir bei uns die Seele nennen würden, gerettet ist und der Kreislauf der Wiedergeburten unterbrochen wurde.

Für uns sehen die Bilder vor allem deswegen so gruselig aus, weil das, was sie zeigen, bei uns stets im Verborgenen abläuft – in irgendwelchen Gräbern oder Krematorien. Die Inder scheinen da einen etwas offeneren Umgang mit den Toten zu haben oder wie mir ein Einheimischer dort mal sagte:

Burning is learning,
Cremation is education.

Bildquellen:

    Hashtags:

    Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

    Keine Schlagwörter vorhanden

    Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden


    Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

    Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




    Lesen Sie doch auch:


    (©si)