Frag doch den Undertaker

Sternenkinder auf dem Himmelsflug, der Sternenreise und im Bettchen

kürzlich hab ich mich mit einer Kollegin unterhalten, deren Baby vor mehr als zehn jahren am plötzlichen Kindstod gestorben ist. Sie hat mir von der Beerdigung erzählt, und dass es so schön aussah, wie das Kind in seinem „Bettchen“ lag. Erst nachdem sie das „Bettchen“ mehrmals erwähnte, ahnte ich, dass sie wohl von dem kleinen Sarg sprach. Werden diese in Bestatterkreisen Bettchen genannt oder ist das ein „Trostwort“ der Mutter?
Die Geschichte geht mir gar nicht mehr aus dem Kopf. 🙁

Und danke für die Mühe, die Du Dir für uns Leser Tag für Tag machst!!!

Nein, das ist kein spezieller Bestatterausdruck für den Kindersarg. Bestatter enthalten sich normalerweise wo immer es geht solcher Euphemismen, weil sie auch mithelfen wollen/sollten, den Tod begreifbar zu machen. Nur einen Tod, den man auch im wahrsten Sinne des Wortes begreifen kann, kann man letztlich auch verarbeiten.
Die Arbeit des Bestatters ist ein ganz wichtiger Schritt in der Trauerarbeit.

Werbung

Aber…

…manchmal ist es notwendig die handwerkliche Tätigkeit durch die Verwendung von leichteren Vokabeln etwas zu enthärten. So sprechen Bestatter in der Tat oft vom Einbetten statt vom Einsargen.
Das hat aber auch etwas damit zu tun, daß allgemein in unserem Kulturkreis der Eindruck eines Eingeschlafenen gewünscht wird.

Aber vom Bett oder Bettchen sprechen wir nicht. Es mag Kollegen (Kolleginnen) geben, die so etwas tun, ich kenne das aber aus eigener Anschauung nicht so.

Wahrscheinlich handelt es sich hier wirklich um einen Euphemismus der Mutter.

Gerade bei Kindern suchen ja manche Eltern händeringend nach Ersatzworten, nur um nicht sagen zu müssen, daß das Kind gestorben und tot ist. Da befinden sich die „Sternenkinder“ auf einer „Sternenreise“ oder die „Zwergengel“ sind auf dem „Himmelsflug“ oder die „Seelenkinder“ sind auf der „Gottesreise“.

Das mag alles im ersten Moment niedlich klingen und vielleicht sogar den Angehörigen helfen.
Aber der Tod eines Kindes ist ganz besonders schrecklich und wird sich sowieso sehr tief in die wunden Herzen der Eltern einbrennen. Da muß man nicht noch unbedingt die Bewältigung der Trauer, die ja letztlich dazu führen soll, daß man sich wieder dem Leben und den Lebenden zuwendet, dadurch ausbremsen oder gar verhindern, daß man diese Eltern noch jahre- oder gar jahrzehntelang (!) um einen dreimonatigen Verstorbenen weinen läßt, weil sie in der Vorstellung verharren, ihr Kind sei in irgendeiner Form auf einer Reise.
Von einer Reise kehrt man aber normalerweise wieder zurück. Tote Kinder sind tot. Leider.
Aber das ist eben die Realität und die muß man irgendwann begreifen und zumindest mal im Alltag mit diesem Kapitel abschließen können.
Man darf immer und lebenslang trauern, das will niemand niemandem nehmen. Aber im Vordergrund muß das Leben stehen. Man hat nur etwa 80 Jahre davon und die sollte man sich schön machen, wenn’s geht und nicht im Hinterherweinen für einen verstorbenen Menschen verbringen.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

Keine Schlagwörter vorhanden

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)