Was ist eigentlich das Tannenbaumsyndrom? Ich habe gehört, daß ein Bestatter diesen Ausdruck benutzt hat.
Normalerweise spricht man von einem Tannenbaumsyndrom, wenn in einer Ereigniskette ein eher nebensächliches Ereignis an der Spitze stand und dann sich immer mehr ausweitende weitere Ereignisse nach sich zieht. Bestatter meinen damit etwas anderes. Sie sprechen vom Tannenbaumsyndrom, wenn sie zum Bett eines Verstorbenen kommen und der auf den ersten Blick den Eindruck einer kleinen und leichten Person macht. Beim Zurückschlagen der Bettdecke offenbart sich dann aber, daß der Tote unten herum wesentlich breiter und schwerer als angenommen ist.
Ich persönlich habe das tatsächlich in einem Fall mal sehr extrem erlebt. Zu einem Todesfall fuhr zunächst ich alleine hin, um gleich die Beratung erledigen zu können, so hatten die Angehörigen das gewünscht. Manche wollen das so, zuerst den Sarg aussuchen und dann gleich mit diesem Sarg abholen.
Wie meist in solchen Fällen warf ich einen Blick ins Sterbezimmer und sah ein kleines hutzeliges Mütterchen friedlich im Bett liegen. Per Telefon orderte ich Manni mit dem Bestattungswagen; nein, einen weiteren Fahrer bräuchte er nicht mitbringen, das könnten wir zwei alleine gut erledigen.
Die Familie wählte einen klotzigen Eichensarg und wir hatten schon Mühe das schwere Teil ins erste Obergeschoss zu wuchten. Dann aber schlug das Tannenbaumsyndrom zu: Die Tote hatte zwar einen kleinen Kopf und schmale Schultern, wurde aber nach unten immer breiter und brachte ein ganz ordentliches Gewicht zusammen. Wir mußten einen der Angehörigen bitten, uns beim Umheben in den Sarg zu helfen und ein weiterer mußte dann beim Sarg mit anfassen. Die Leute haben das aber gerne gemacht und waren froh, daß sie so ihrer toten Oma noch einen letzten Dienst erweisen konnten.
Ganz anders ging es uns mal in einem Genossenschaftsbau. 5 Stockwerke, kein Aufzug und vier baumgroße Kerle, die mit der Bierflasche in der Hand unsere Bemühungen kommentierten, aber keine Anstalten machten, mal mit anzufassen. „Jetzt müßt Ihr hinten hoch!“
„Wie wär’s denn man mit anfassen?“
„Nee, Zugucken macht auch mal Spaß.“
Da heißt es dann Zähne zusammenbeißen und nichts anmerken lassen.
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Drohe ihnen das nächste mal mit Leichengift das du in ihr Bier schüttest wenn sie nicht helfen 🙂
Tannenbaumsyndrom, schöner Ausdruck, und mit der Erklärung dazu, auch durchaus passend 🙂
Ich hätte vermutet „Tannenbaumsyndrom“ bedeutet, wenn sich nach Ostern die Weihnachtsbeleuchtung noch regelmäßig an und abschaltet, wartet Kundschaft in der Wohnung.
Ich kannte den Begriff aus der Medizin. Das Tannenbaum-Syndrom ist dort ein Anzeichen für Osteoporose, dabei bilden sich schräge Hautfalten beidseits der Wirbelsäule, was zusammen mit der Wirbelsäule die klassische Tannenform ergibt.
Dito, Tannenbaumsyndrom ist mir auch nur im Zusammenhang mit Osteoporose bekannt.
Das was du beschreibst, hätte ich eher als Eisbergphänomen bezeichnet…
Früher haben wir das als Birnenförmig bezeichnet.
Oben schmal und unten immmer breiter werdend.
Bei der Überschrift dachte ich erst, hier ginge es mal wieder um eine Steilvorlage für den Shopblogger mit seiner Spartanne. 😉
Kenne in diesen Zusammenhängen den Spruch „Schlank wie eine Tanne.“ Ist auch nur eine andere „botanische“ Beschreibung der bekannten Birnenform.
Lechthaler
Das hat in der Oberstufe schon meine (pummelige) Sportlehrerin festgestellt. „Du hast ein Glück, bekommst nie eine Tannenbaumfigur mit den breiten Schultern“ Das musste sie mir auch erst erklären und es war ihr sichtlich peinlich, sich selbst als Beispiel zu nehmen 😀
…erinnert mich an das Bild vom Eisberg, von dem der grösste Teil unter der Decke, nee, unter Wasser liegt…
Ja, habe auch gut gelacht. Zugucken macht mir übrigens auch mal Spaß 😉
Mit anpacken? Ja bin ich denn da versichert, wenn mir der Sarg auf den Fuß fällt. Was wenn so ein Bauarbeiter dann arbeitsunfähig ist, wer kommt für die Lohnfortzahlung auf? Was wenn er nicht aufpasst und einen Kratzer in Sarg oder Türe macht?