Frag doch den Undertaker

Umweltbelastung durch Krematorien in Berlin

Asche verstreuen

Auf dem Dorf ticken die Uhren anders als in einer prosperierenden Großstadt. Man schaut mehr aufeinander und orientiert seine Handlungen oft an dem, was üblich ist und erwartet wird. Deshalb kann es sein, dass es Dörfer und Regionen gibt, in denen auch heute noch eine Feuerbestattung etwas Besonderes ist. Allgemein sind die Feuerbestattungen aber im Kommen und haben die Erdbestattung als häufigste Bestattungsform längst abgelöst.

Ich lebe seit 4 Jahren in Berlin und stelle fest, dass hier beinahe alle Leute am Ende im Krematorium landen. In der Pfalz, wo ich herstamme, ist das anders. Zumindest bei uns auf dem Dorf ist man immer noch ein bisschen ein Außenseiter, wenn man keine Erdbestattung mit Sarg nimmt.

Aber auf dem Dorf ist natürlich alles noch ein wenig anders, als in einer Großstadt. Nun haben meine Freunde und ich uns gefragt, wie das eigentlich mit der Umweltbilanz aussieht, wenn so viele Leichen durch den Schornstein gehen.

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Einäschern von Toten und der Weg zu mehr Nachhaltigkeit

In Berlin werden jährlich zwischen 15.000 und 16.000 Verstorbene in den beiden Krematorien in Baumschulenweg und Ruhleben eingeäschert. Doch dieser Prozess hat eine erhebliche ökologische Kehrseite: Jährlich werden dabei rund 3.000 Tonnen CO₂ freigesetzt. Zusätzlich erfordert die Einäscherung eines einzelnen Verstorbenen eine Energiezufuhr von etwa 485 Kilowattstunden – das entspricht in etwa dem Monatsverbrauch eines durchschnittlichen deutschen Haushalts.

Sanierungsmaßnahmen zur Reduktion des CO₂-Ausstoßes

Der Berliner Senat hat angekündigt, Kälteanlagen, Lüftungssysteme, Heizungen, Gebäudeleittechnik und Beleuchtung der Krematorien zu modernisieren. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, den Energieverbrauch der Anlagen zu senken und ihre Effizienz zu steigern. Doch das wichtigste Vorhaben ist die Nutzung der entstehenden Wärme als Fernwärmequelle.

Ab dem Jahr 2025 soll die Abwärme der Krematorien in Baumschulenweg und Ruhleben in neue Nutzungsstrukturen integriert werden:

  • Baumschulenweg: Die durch den Verbrennungsprozess entstehende Wärme soll in das städtische Fernwärmenetz eingespeist werden.
  • Ruhleben: Die Abwärme dieses Krematoriums wird künftig das benachbarte Polizeigebäude der Berliner Polizei versorgen.

Zusätzlich wird auf beiden Anlagen die Installation von Photovoltaikanlagen geplant.

Einäscherung als dominierende Bestattungsform in Berlin

Die Einäscherung ist in der deutschen Hauptstadt die bevorzugte Bestattungsform. Laut Senatsangaben betrug der Anteil der Urnenbeisetzungen im Jahr 2022 rund 83 Prozent, während Erdbestattungen nur noch einen Anteil von 17 Prozent ausmachten.

Umweltaspekte: Wie schädlich ist das Einäschern wirklich?

Obwohl die Einäscherung als platzsparende und oft kostengünstigere Alternative zur klassischen Erdbestattung gilt, ist sie keineswegs umweltfreundlich. Bei der Verbrennung entstehen erhebliche Mengen an:

  • CO₂ (Kohlendioxid)
  • Schwermetallen (z. B. aus Zahnfüllungen)
  • Stickoxiden und Feinstaub

Moderne Krematorien setzen bereits auf Filtertechnologien, um Schadstoffe zu minimieren, doch die hohe Energiezufuhr bleibt ein ungelöstes Problem.

Alternative Bestattungsformen: Warum gibt es sie in Berlin nicht?

Während in anderen Ländern bereits ökologischere Bestattungsformen erprobt werden, sind diese in Deutschland – und damit auch in Berlin – noch nicht zugelassen. Dazu gehören:

  • Reerdigung: Der Körper wird in einem speziellen Kompostierungsprozess innerhalb weniger Wochen zu nährstoffreicher Erde umgewandelt. Das Verfahren ist umstritten
  • Aquamation (Wasserbestattung mittels Alkali-Hydrolyse): Diese Methode verwendet eine Mischung aus Wasser und Lauge, um den Körper in einer umweltfreundlichen chemischen Reaktion aufzulösen.
  • Lavation: Hierbei wird der Körper durch eine spezielle Lösung und Enzyme in eine natürliche, umweltfreundliche Flüssigkeit überführt.
  • Kryonik: Hierbei wird der Körper tiefgekühlt mit der Hoffnung, ihn in der Zukunft wiederbeleben zu können.

Bisher gibt es keine Pläne, diese Verfahren in Deutschland zuzulassen.

Fazit: Die Zukunft der Krematorien in Berlin

Die hohen CO₂-Emissionen der Berliner Krematorien zeigen, dass auch die Bestattungsbranche nachhaltigere Konzepte benötigt. Durch die energetische Sanierung der Anlagen, die Nutzung der Abwärme für das Fernwärmenetz sowie den Einsatz von Photovoltaik setzt Berlin ein wichtiges Zeichen für umweltbewusstere Bestattungspraktiken.

Allerdings bleibt die Einäscherung ein energieintensiver Prozess, der nicht die nachhaltigste Option ist. Alternative Bestattungsmethoden, die in anderen Ländern bereits erprobt werden, könnten in Zukunft eine größere Rolle spielen – vorausgesetzt, der Gesetzgeber öffnet sich für neue Entwicklungen. Bis dahin wird die Feuerbestattung jedoch weiterhin die vorherrschende Bestattungsform in der Hauptstadt bleiben.


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Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 17. Februar 2025

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3 Kommentare
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Tia
2 Tage zuvor

Lavation u Reerding würden mir ja zur Entsorgung meiner zukünftigen Reste „zusagen“, da ich aber kein Grab will, leider kein Reerding und Lavation, wenn die Flüssigkeit dann einfach an einem „abgelegenen Ort“ versickern dürfte, ja gerne.
Wenn nicht, bleibt leider nur Kremierung und anschließende annonyme Verstreuung.

Igge
2 Tage zuvor

Kryonik – einfrieren, das ist es!!!
Hmmm, aber wie ist es, wenn ich in 100 Jahren mit Gefrierbrand wieder aufwache, merke, dass mein Auto schon lange den Geist aufgegeben hat und ich mit den neuen Autos nicht mehr klarkomme?
Mit fast 60 muss ich jetzt schon feststellen, dass die Jüngeren besser am Handy, Fernbedienung etc. sind.
Gut, bis dahin werden auf unserer Strasse nur autonome Fahrzeuge rumfahren, vielleicht kann ich dann auch mit einer Drohne zum Einkaufen fliegen….
Vergesst mein dummes Geschwätz, ich werde wohl ein normales Grab mit Sarg nehmen, ganz klassisch.

Henning
10 Minuten zuvor

Kryonik – total Energie-Effizient…

MIch würde mal die Energie-Bilanz unseres „passiven“ kremierens (Ofen stark vorheizen, Selbstentzündung des Holzsargs) im Vergleich zum „aktiven“ kremieren (Flammen aus Gasbrennern auf den Sarg) wie in den USA interessieren.




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