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Urne auf dem Kamin – Alternative Bestattungsformen für Asche und Urnen

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Darf man die Urne mit nach Hause nehmen?

Immer wieder wird mir die Frage gestellt, ob man eine Urne mit nach Hause nehmen darf.

Ich habe gehört, dass hier in Deutschland die Urne mit der Asche des Verstorbenen beigesetzt werden muss. Es ist also nicht möglich, die Urne (wie in einigen amerikanischen Filmen) z.B. zu Hause auf den Kamin zu stellen oder ins Meer zu streuen oder so etwas?

Noch besteht in der Bundesrepublik Deutschland Beisetzungspflicht für Urnen. Die allgemeine Einstellung geht dahin, daß nur auf einem Friedhof die Totenruhe gewährleistet ist. Ausnahmen sind bislang nur die Versenkung der Urne auf See (Seebestattung) oder die Beisetzung der Urne im Wurzelbereich eines Baumes (Bestattungswald).

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In anderen Ländern wird das völlig anders gehandhabt. In den USA beispielsweise aber auch in den benachbarten Niederlanden.
Wir erhalten oft Anfragen, ob es nicht möglich sei, eine Urne mit nach Hause nehmen zu dürfen, weil man die Asche an einem besonderen Platz selbst beisetzen oder ausstreuen möchte.
Da die Asche an sich absolut steril und hygienisch einwandfrei, ja sogar biologisch einwandfrei ist, haben wir grundsätzlich gegen diesen Wunsch nichts einzuwenden. Wir hören uns das Vorhaben der Angehörigen aber sehr genau an und wenn wir den geringsten Zweifel haben, was den Verbleib der Asche anbetrifft, so halten wir uns von der Sache fern.
Ein gewisses Problem stellen auch Witwen dar, die selbst schon hochbetagt sind und bei denen damit gerechnet werden muss, dass in absehbarer Zeit sich die Frage stellt, was denn mit der Asche nun geschehen soll, weil nun auch diese Witwe verstorben ist.


Ein mir bekannter Bestatterkollege handhabt das folgendermaßen:

Wenn der begründete Wunsch nach der Aushändigung der Asche an ihn herangetragen wird, teilt er das dem zuständigen Krematorium mit und zwar meldet er dort, die Asche solle bitte an ein bestimmtes niederländisches Krematorium geschickt werden. Mit der Übersendung der Asche in die Niederlande ist die Sache zunächst für die deutschen Behörden erledigt und die Asche gilt als beigesetzt.

Die Niederländer bieten nämlich an, die Asche von Verstorbenen auf einer Wiese auszustreuen. Eine Variante der anonymen Bestattung also. Diesen Dienst bieten sie auch deutschen Kunden an.
Allerdings ist eine solche Verstreuung nicht mehr umkehrbar, deshalb schreibt der niederländische Gesetzgeber eine Wartezeit von mehreren Wochen vor, in der sich die Angehörigen das noch einmal überlegen können. In dieser Zeit meldet sich das Krematorium bei der Familie und bietet an, die Urne auch alternativ im dortigen Krematorium in eine Gedenkwand zu stellen.
Dieses Schreiben beantworten die Angehörigen dann, indem sie ankreuzen, dass sie es sich anders überlegt hätten und lieber eine Aushändigung der Urne wünschen.
Die Urne kommt dann nebst überschaubarer Rechnung innerhalb von 14 Tagen per Postpaket.

Es ist eine Ordnungswidrigkeit, die allerdings meines Wissens nicht strafbewehrt ist, die Asche eines Verstorbenen nicht beizusetzen und ich habe schon von Fällen gehört, da dieses Vorgehen bekannt wurde und die zuständige Behörde eine Zwangsbeisetzung durchgesetzt hat.

Wenn die Familien aber Stillschweigen bewahren, steht einer Ausstreuung der Asche in einem Bach, Fluß oder auf einer Bergwiese nichts im Wege. Am häufigsten, so wurde mir berichtet, wird die Asche im heimischen Garten unter einem Baum vergraben.

Gegner dieses Verfahrens haben das Gerücht in die Welt gesetzt, die Amsterdamer Grachten seien voll von Urnen, die niederländische Familien einfach dort hineingeworfen hätten, weil man irgendwann nicht mehr wusste, was man mit der Asche machen soll. Die Amsterdamer Grachtenwacht hat diese Geschichte aber als Lüge und Ammenmärchen entlarvt. Nichts davon ist wahr.

Bestattern ist es lieber, wenn die Angehörigen die Asche verstreuen oder vergraben, dann sind alle Folgeprobleme erledigt. Anders sieht das aus, wenn Hermann oder Franz in ihrer Urne auf dem Kaminsims stehen. Spätestens wenn derjenige verstirbt, der die Asche bis dahin aufbewahrt hat, stellt sich nämlich die Frage, was nun damit passieren soll.
Oft findet sich ein anderer Angehöriger, der diese Form des Andenkens weiterführen möchte. Ist das nicht der Fall, so habe ich von Bestattern gehört, die die Asche dann wieder annehmen und bei der nächsten Bestattung ganz unten im Sarg unter der Bespannung ausstreuen. So gesehen, wird der Tote im Falle einer Feuerbestattung also zweimal eingeäschert.

Informationen über das niederländische Krematorium (dort wird Deutsch gesprochen und verstanden)

Eine andere Alternative ist es, die Asche, oder zumindest einen Teil davon ins Weltall schießen zu lassen. Wer viel Geld hat und sich dafür interessiert, der wird unter folgendem Link, den ich für Euch herausgesucht habe fündig.

Im grenznahen Raum in der Schweiz und in Frankreich werden auch Luftbestattungen durchgeführt. Hierbei wird die Asche von einem Ballon oder Flugzeug aus verstreut. Informationen findet Ihr auf dieser Seite hier.

Eines von mehreren Unternehmen, die anbieten, die Totenasche in einem aufwendigen Verfahren in einen Diamanten zu verwandeln, findet man auf dieser Seite hier. Je nach Geldbeutel kann man sich auf diese Weise ein Schmuckstück fertigen lassen und den Verstorbenen quasi in verwandelter Form immer bei sich tragen.

Grundsätzlich gilt jedoch (nicht nur für Diamantbestattungen):

Die derzeitige Gesetzeslage lässt in Deutschland eine Transformation von Kremationsasche in einen Diamanten leider noch nicht zu. In Deutschland ist die Bestattung in den einzelnen Ländergesetzgebungen geregelt und damit auch die Bestattungspflicht für Urnen. Da diese Bestattungspflicht für Urnen derzeit nur noch in Deutschland strikt gehandhabt wird und diese nicht EU-konform ist, kann mit einer Aufhebung dieser Bevormundung des mündigen Bürgers in den nächsten Jahren gerechnet werden.

Die wohl am häufigsten genutzte alternative Beisetzungsform für Urnen ist die Seebestattung. Diesem Thema möchte ich demnächst einen eigenen Artikel widmen.

Wenn ich immer alles so ausführlich bespreche, wie dieses Thema hier, habe ich ja bald nichts mehr zu schreiben 🙂
Aber mir ist es wichtig Euch so sachlich und umfassend wie möglich zu informieren.


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Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 31. Juli 2007 | Revision: 12. April 2017

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Politblog
17 Jahre zuvor

So eine Weltraum-Bestattung wäre ja schon was für mich, wenn es mal soweit ist. Wenn das bloß nicht so ein Schweinegeld kosten würde.

Leider ist das bei Scotty neulich aber schief gegangen, die Rakete startete zwar, stürzte aber – mit Sack und Asche sozusagen – in der Wüste ab. So hatte sich das der gute James Doohan sicherlich nicht vorgestellt ;-).

ghling
17 Jahre zuvor

Wow, vielen Dank für diese sehr ausführliche Antwort auf meine Frage! Es ist sehr interessant, mal die Alternativen zu sehen, auch wenn z.B. die Geschichte mit dem Diamantschmuck im ersten Moment für mich persönlich nicht so in Betracht kommt. Aber über so eine Frage muss ich hoffentlich nicht so bald entscheiden 🙂

undertaker
17 Jahre zuvor

@Politblog: Das ist aber einkalkuliert. Es geht nur ein kleiner, sehr kleiner Teil der Asche auf Reisen und der Rest wird solange aufbewahrt, bis es dann einmal mit einer Portion geklappt hat. Erst dann wird auch der Rest beigesetzt.

Diese Flüge finden ja nicht ausschließlich für diesen Zweck statt, sondern es ist ja nur eine Beifracht neben der anderen normalen Ladung der Rakete, Satelliten etwa.

undertaker
17 Jahre zuvor

@Ghling: Das ist es ja. Die Frage kann sich morgen schon stellen, oder heute Nachmittag…

Caroline
17 Jahre zuvor

Ich habe mal in der Zeitung gelesen (Frankfurter Rundschau so weit ich mich erinnere), dass es fuer Krematorien problematisch sein kann, dass Verstorbene mit kuenstlichen Hueftgelenken, Zahnimplantaten, etc. verbrannt werden, weil so giftige Gase entstehen. Stimmt das? Oder werden solche Implantate vor der Einaescherung entfernt? Oder wie kann die Asche sonst biologisch einwandfrei sein? Danke im voraus…

undertaker
17 Jahre zuvor

Die meisten Implantate sind aus Edelmetallen und somit unbedenklich.

Etwas Kunststoff kann sich immer im Leichnam befinden (Herzklappen, Katheder und vieles mehr). Herzschrittmacher werden vorher vom Bestatter entfernt, die Wunde verschlossen und der Herzschrittmacher dem Sondermüll zugeführt. Bevor jemand fragt: Nein, diese Herzschrittmacher gehen nicht wieder an Krankenhäuser.

Louffi
17 Jahre zuvor

Vielen vielen Dank für die sehr informative Auskunft! Für meinen Mann und mich steht fest, dass wir mal verbrannt werden wollen, ohne festes Grab. Ich wusste so vage, dass das über die Niederlande geht, aber keine Details. Deshalb ist dein Beitrag hier sehr hilfreich. Super!

ToWi
17 Jahre zuvor

Vor einiger Zeit hatte ich mal einen sehr interessanten Radiobericht zu diesem Thema gehört. Da wurde das auch mit dem niederländischen Krematorium gesagt. Der (deutsche) Bestatter, der sozusagen als Experte dabei war, rief dann auch dazu auf, diese Möglichkeit des "zivilen Ungehorsams" zu nutzen.

Hab ich damals schon gut gefunden.

Uwe
17 Jahre zuvor

Wenn ich das alles richtig verstanden habe wäre es also (zur Zeit noch) illegal, wenn ich mich einäschern lassen würde und die Asche vom Flugzeug aus über meiner ostfriesischen Heimat verstreut werden soll?

Also den Weg über Holland (praktisch, liegt ja gleich vor der Haustür) und dann heimlich mit Urne und Flieger in die Luft?

Wenn man einen Piloten findet, der das mitmacht…




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