Geschichten

Volltrunken in Reykjavik -IV-

Nach einer halben Stunde hatte ich einen ganzen Becher voller isländischer Münzen. Ob man davon hätte leben können, glaube ich nicht, denn 100 Isländische Taler sind nur etwa 1 Euro wert.
Ein bärtiger Mann hatte unseren Auftritt mit seinem Handy gefilmt und sprach mich auf Englisch an. Wo wir den her kämen und wie man diese Art von Kunst denn nenne. „Myxomatosis“, antwortete ich nur. Er nickte und fragte, ob wir armen Straßenkünstler denn schon eine Bleibe für die Nacht hätten.

Ich lachte und erklärte ihm, dass wir nur ganz aus Versehen in Reykjavik unterwegs seien und eigentlich nur auf den Handyanruf von der Fluggesellschaft warten.

„Reykjavik?“, staunte der Mann: „Sie sind hier in Keflavík. Reykjavik ist noch 40 Kilometer entfernt.“

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„Ach was? Es gibt zwei Städte auf Island? Ich dachte, die meisten Isländer wohnen in einer großen Stadt namens Reykjavik und ein paar von den übrigen Isländern bewachen die Vulkane und Geysire und züchten Ponys.“

„Sagen Sie das aber bloß keinem Isländer. Die sind stolz auf ihre Nation. Und sagen Sie nie Pony. Die Isländer legen Wert darauf, dass man Islandpferd sagt.“

Eine Stunde später saßen wir wieder am Flughafen. Der Zustand der Allerliebsten hatte sich etwas gebessert. Ich führte das auf diesen Becher mit Walfischsperma zurück, Skir oder Skyr oder wie das Zeug heißt.
Sie lallte nicht mehr, ihre Pupillen waren nicht mehr ganz zo geweitet und der Lidreflex hatte wieder eingesetzt. Nur das Grinsen war noch da.
Außerdem strampelte sie mit den Füßen. Ich machte sie los und sihe da, ein Wunder! Sie setzte ihre Füße vorsichtig auf den Boden und wollte aufstehen.

Und tatsächlich, mit etwas Hilfe konnte sie aufstehen und sich recken. Wenigstens brauchte ich von da an keinen Rollstuhl und auch keine Gepäckkarre mehr.
Nach weiteren 45 Minuten ging es weiter.
Offenbar konnte das technische Problem behoben werden, denn es war wieder dieselbe Maschine. Die Flugbegleiterin deutete erstaunt auf die Allerliebste, als diese mit staksigen Beinen die Maschine betrat.
„Ein Becher Walfischsperma“, sagte ich nur: „Ein wahres Wundermittel.“

Die Flugbegleiterin wurde etwas grün um die Nase und musste ein Würgen unterdrücken.

Wenn Ihnen also irgendwo im Netz ein Video von einem ziemlich bescheuert aus der Wäsche schauenden, etwas übergewichtigen, bärtigen Mann begegnet, dessen Gesangspartnerin zur Melodie von „Ein Männlein steht im Walde“ gagga und lollo singt, dann klicken Sie auf „Daumen hoch“!

Eins ist aber sicher: Skyr hilft gegen Myxomatose.
Wenn sie also das Gefühl haben, Ihnen würden die Augen aus dem Kopf quellen, essen Sie schnell Walfischsperma.

Und wir haben gelernt, dass der Flughafen nicht in Reykjavik, sondern in Keflavik liegt, obwohl ich ja dachte, aus Keflavik macht man schußsichere Westen…
Ponys gibt’s auf Island auch keine, das sind alles Pferde.

Übrigens: Der Aufenthalt in Kanada war klasse. Die Allerliebste war zwar den übrigen Hinflug wieder hakb bei Sinnen, aber die beruhigende Wirkung des Mittels von Dr. Bern hielt noch eine Weile an.
Erst am dritten Tag unserer Reise ging auf einmal ein Ruck durch meine Frau und sie schaute mich mit klarem Blick an. „Wie hast Du mich eigentlich dazu gebracht, mit in das Flugzeug zu steigen? ich hatte fürchterliche Träume!“

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