Normalerweise wäre es kaum eine Meldung wert, daß in Bayern ein 27jähriger von einem Traktor überfahren worden ist.
Wir hatten aber vor einigen Tagen hier im Bestatterweblog einen Bericht über eine Roma-Bestattung und die große Zahl der Bestattungsgäste hatte bei den Lesern teilweise Erstaunen ausgelöst.
Bei der Beerdigung des 27jährigen waren jetzt zwischen 600 und 800 Personen anwesend.
Als Zählmethode wurden Sterbebildchen verwendet, die in der Kirche ausgelegt und vor Kirche und Friedhof verteilt wurden. Da jeder Trauergast üblicherweise ein Bildchen mitnimmt, kann man an der Zahl der ausgegebenen Bildchen recht genau die Anzahl der Anwesenden ermitteln.
Sterbebildchen sind ein wenig aus der Mode gekommen, in vielen Regionen Deutschlands sind sie gar gänzlich unbekannt.
Es sind kleine halbpostkartengroße Bildchen, oft auch zum Aufklappen, die vorzugsweise mit christlichen Symbolen bedruckt sind, oft auch ein eingedrucktes Foto des Verstorbenen zeigen und den Namen und die Lebensdaten. Häufig sind die Blättchen auch mit frommen Sinnsprüchen oder Psalmen bedruckt. Spitzenreiter bei den Motiven sind die ‚Betenden Hände‘ von Dürer, das schlichte Kreuz und Abbildungen von Christus- oder Madonnenstatuen. Bei den Texten liegt der 23. Psalm an der Spitze, dicht gefolgt vom Vaterunser.
Früher, als noch jeder sein eigenes Gebetsbuch hatte, legte man diese Bildchen in dieses hinein. Im Laufe der Zeit sammelten sich dann da einige und beim Durchblättern und Liedersingen stieß man immer wieder auf eines dieser Blättchen und wurde so immer mal wieder an diesen Verstorbenen erinnert. Für Ahnenforscher sind gesammelte Totenbildchen oft eine wahre Fundgrube, die Aufschluß über Geburts- und Sterbedaten, sowie die Verwandtschaftsverhältnisse geben.
Ich kann jedem Bestatter, der diese Bildchen nicht kennt, nur empfehlen, sie ins Programm aufzunehmen und anzubieten. Das ist ein schönes Erinnerungsstück für die Trauergäste und für den Bestatter ein nettes Zusatzgeschäft.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: trecker
Ich habe eines von meiner Freundin im Gesangbuch …
Ich habe ein paar neben dem Telefon. Die meisten haben ein kleines Foto.
So eine Art Leichenpanini…?
Das nennt man Qualitätssicherung, was fängt man jetzt mit diesen Daten an??
Eventuell für den Leichenschmaus planen zu können, oder ein Beliebtheitsranking im Dorf??
Oder hat einfach einer der Trauergäste Brennmaterial für zu Hause gebraucht!
ich hab eins von meinem Onkel in meinem Portemonai, damit ich das immer bei mir habe.
Bildquellen?
Der überfahrene war 20 jahre alt, 27 war der Fahrer.
http://www.ovb-online.de/news/landkreis_rosenheim/wasserburg/Wasserburg-Nur-Zusammenhalt-hilft;art4141,1368395
Puenktchen 🙁
Sind leider etwas aus der Mode gekommen, die Dinger. Aber eigentlich sind sie eine schoene Erinnerung.
Ich nehme üblicherweise 2-3 dieser Bildchen mit, wenn ich den Verstorbenen gekannt habe.
@ Manuela: Du gehst also auch auf Beerdigungen von Leuten, die du nicht kennst?
Also bei 600 – 800 Personen haben die wahrscheinlich 900 auf Vorrat gekauft.
Schwierig im Vorfeld abzuschätzen , wieviele man drucken lässt.
Im ländlichen Österreich sind Sterbebildchen noch recht weit verbreitet. Ich habe sogar mal eines in einem Restaurant in dem ich Stammgast bin bekommen, als dessen Oberkellner bei einem Unfall gestorben ist. Ich fands berührend.
Begräbnisse in der Grössenordnung sind da auch normal. Und alleine die Rangordnung beim Trauerzug durch den Ort und die Aufteilung der Trauernden bei der anschliessenden „Schönen Leich“ (was Tom „Kaffee und Kuchen“ nennt) wär mal einen Post wert.
Hier die ganze Story zur Familientragödie 🙁
Ein Versicherungsvertreter kommt aufs Land und trifft einen kleinen Jungen.
Mann: „Na mein Junge, ich wollte gerne deinen Vater sprechen, wo ist der?“
Junge: „Der ist vom Trecker überfahren.“
Mann: „Oh Gott! Wie furchtbar. Und deine Mutter?“
Junge: „Vom Trecker überfahren.“
Mann: „Aber du hast doch sicher noch Geschwister und Großeltern, wo sind die?“
Junge: „Vom Trecker überfahren.“
Mann: „Dann bist du ja ganz allein hier. Was machst du den ganzen Tag?“
Junge: „Trecker fahren!“
@dante: Genau an diesen Witz mussste ich denken, also ich die Überschrift gelesen habe.
Bei uns hier in der Region Hannover kenn ich das gar nicht. Schade eigentlich, denn ich finde es eine nette Idee.
Vielleicht kommt ja mal jemand bei uns im Norden auf die Idee, diesen Brauch einzuführen.
@Gabriele: Woran soll das scheitern? Ihr habt doch Traktoren genug.
@15 & 16: Ich stamme aus einem kleinen Ort ca. 70 km südlich von Hannover, da waren diese Sterbebildchen nichts ungewöhnliches.
Also ich komm…naja…aus dem ländlichen Österreich und es stimmt, diese Sterbebilder gehören eigentlich dazu.
Im letzten Jahr ist eine Verwandte mit 95 Jahren gestorben, was mich überraschend stark mitgenommen hat. Sie hat ihre Beerdigung schon 10 Jahre vorher durchgeplant und als Spruch für das Andenken wählte sie:
„Nach der Heimat süßer Stille
sehnet sich heiß mein müdes Herz,
Dort erwartet mich die Fülle
reiner Freude ohne Schmerz.“
Um ehrlich zu sein, für mich war das doch sehr tröstlich.
@ Tom (17): Die Trecker kommen hier aber nicht so schnell von allein ins Rollen 😉
Zu 17:
Ich glaube, es ist eher ein Brauch aus der katholischen Gegen. Hier sind die Leute eher evangelisch.
@Gabriele:
Meines Wissens sind die Evangelen in Norddeutschland aber auch sehr strenggläubig. Insofern dürfte das Treckerfahren für die protestantischen Ketzer eigentlich kein Problem sein.