Frag doch den Undertaker

Von Anfang an die Preise nennen

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Zu einem Artikel, in dem es um Preise etc. ging, schrieb eine Leserin:

Ich bin beeindruckt. Hatte vor einiger Zeit diesen Blog schon mal angeklickt. Das „Handeln“ im Bestattungsinstitut oder bei Trauerrednern, die ihren Preis im Trauergespräch nennen und sich bestätigen lassen, dass es okay ist, wird wohl die Ausnahme bleiben. Hoffentlich.

Das hätten manche Bestatter, Trauerredner und Trauerlieferanten sicher ganz gerne so.
Vor lauter Pietät und gespielter Anteilnahme nennt man die Preise nicht. Fragen die Kunden tatsächlich mal nach, antwortet man mit ausweichenden Floskeln wie: „Machen Sie sich keine Gedanken, das kriegen wir schon hin, jetzt wollen wir erst mal schauen, daß wir Ihren lieben Vater gut unter die Erde bekommen; das mit dem Geld machen wir dann später.“

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Die dicke Rechnung kommt dann am Ende und ist auch genau das: das dicke Ende.

Wollen wir also hoffen, daß es genau so nicht kommt!

Man darf doch bitteschön eins nicht vergessen: Die meisten Handelnden, eventuell man abgesehen vom Pfarrer, handeln im Auftrag und gegen Bezahlung. Sie üben das als Beruf aus und tun dies in erster Linie um Geld zu verdienen.

Während es als absolut selbstverständlich hingenommen wird, daß jeder andere Händler seine Waren mit Gewinn verkauft, wird die Erkenntnis, daß Bestatter an ihren Waren und Leistungen auch noch etwas verdienen, immer als sensationelle Enthüllung empfunden. In den Medien wird aus dem ganz normalen Gewinnstreben des Kaufmannes da gerne mal „Geldgier“ oder „Profitsucht“. Erst neulich hörte ich in einem Privatsender die Formulierung: „Selbst auf den Sarg hatte der Bestatter aus reiner Profitsucht noch etwas draufgeschlagen.“

Es wird gerne so getan, als würde der Bestatter in erster Linie eine sozial bedeutsame Aufgabe auf dem Gebiet der Mildtätigkeit zu erledigen haben. In Wirklichkeit, und daraus macht kein Bestatter einen Hehl, will er sich und seine Familie davon ernähren.
Das ist übrigens, mal nebenbei erwähnt, auch der Unterschied zwischen inhabergeführten Familienbetrieben und Filialen großer Kettenbetriebe. Die Betreuung im Familienbetrieb wird immer darauf ausgerichtet sein, daß die Kunden zufrieden sind und auch nach Jahrzehnten noch wiederkommen. Der Bestatter wird noch am selben Ort sein, Service und Ausführung werden wie von früher gewohnt sein. Es wird auf lange Sicht gearbeitet, damit auch die nachfolgende Generation noch das Geschäft erfolgreich weiterbetreiben kann.
Bei Kettenbetrieben wie der Pietät Eichenlaub sieht das anders aus. Da sind Quartalszahlen zu erfüllen und Gewinnoptimierung steht im Vordergrund. Ob in einem Vierteljahr noch die selben Leute in der Filiale anzutreffen sind, ist fraglich. Der Kunde ist eine Nummer, ist sein „Fall“ erledigt und bezahlt, überlässt man es dem Markt ob er wiederkommt, nicht der Zufriedenheit.

Aber allen Betrieben der Branche ist es gemeinsam, daß sie Geld verdienen müssen. Und da gehört es unabdingbar dazu, daß man auch ich schweren Momenten über den Preis spricht.
Das verlangen die Fairness, die Transparenz und das Gesetz.
Manchmal empfinden Angehörige das als Zumutung und unangebracht, das merken die Bestatter natürlich. Aber was sollen sie tun? Am Ende heißt es dann, der Bestatter habe die Trauer ausgenutzt und nicht von vornherein klipp und klar gesagt, was alles kosten wird.

Deshalb ist es immer eine Gratwanderung zwischen „Preise nennen“ und pietätvoller Zurückhaltung.
Hier kommt es vielmehr auf das Finden der richtigen Formulierung an als auf das Weglassen der Preise.
Am Ende des Beratungsgesprächs des Bestatters sollte immer ein ordnungsgemäßer schriftlicher Auftrag oder ein Angebot stehen.
Selbst wenn die Angehörigen im ersten Moment gar nichts davon wissen wollen, so wird doch der Augenblick kommen, in dem die erste Trauer überwunden ist und wenn dann erst mal Wochen vergangen sind, bis die endgültige Rechnung kommt, sind sie immer so weit, daß sie die Preise kritisch prüfen. Dann muß das, was ganz am Anfang besprochen und „ausgehandelt“ wurde, immer noch Bestand haben und der kritischen Prüfung standhalten.

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(©si)