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Vorsorgen will gelernt sein

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Immer mal wieder kommt es vor, daß irgendwelche Institutionen bei mir anrufen und mich um einen Auftritt bitten. Das sind Schulen, Berufsschulen vor allem und Seniorenvereine, Altenheime, ja sogar Firmen. Man bittet mich dann, eine halbe Stunde lang etwas zu erzählen und anschließend Fragen zu beantworten.

In Schulen spreche ich vorwiegend über den Beruf, die Ausbildung und die Verdienst- bzw. Karrieremöglichkeiten, während es bei den Älteren in erster Linie um Fragen rund um Bestattung und Vorsorge geht.

Mal sehen, vielleicht werde ich über diese Außentermine auch mal gelegentlich etwas erzählen.
Jetzt aktuell hatte ich einen sehr denkwürdigen Auftritt in einem Altersheim.

Der Seniorenstift ist weder ein Schreibwerkzeug für Ältere, noch bezeichnet man damit einen noch nicht ganz so alten Menschen, der erst auf Senior lernt. Ein Seniorenstift ist ein Altenheim, das von irgendwem gestiftet worden ist. In diesem Fall ist es ein inzwischen selbst verstorbener Maschinenbauunternehmer, der unserer Stadt vor Generationen (also einer seiner Vorfahren) ein Krankenhaus gestiftet hat und eben dieser Nachfahre hat vor seinem Tod verfügt, daß ein Teil seines Vermögens zum Bau und Betrieb eines Altenwohnheims verwendet wird.
Nach zweijähriger Bauzeit wurde das Heim vor einem guten halben Jahr eröffnet und ich bin erstaunt, was Bauunternehmen und Gärtner alles in so kurzer Zeit zaubern können.

Schön geworden ist es, hell, weitläufig, breite Gänge, schöne Zimmer und wie man hört: gar nicht so teuer.

In solchen Heimen ist es üblich, daß die Heimleitung neuen Bewohnern eine Bestattungsvorsorge nahelegt. In der Bewohnerakte muß jedenfalls definitiv festgelegt sein, was im Falle des Todes genau passieren soll. Entweder ist dort ein Angehöriger eingetragen, der schnell die entsprechenden Entscheidungen trifft oder es ist ein Bestatter vermerkt, bei dem eine Bestattungsvorsorge abgeschlossen wurde.
Manchmal ist dieses „Nahelegen“ einer Bestattungsvorsorge durch die Heimleitung auch einfach ein: „Sie unterschreiben hier oder sie bekommen keinen Heimplatz!“ und die alten Leute und ihre Angehörigen bekommen einen Standardvertrag der Pietät Eichenlaub vorgelegt.
Ich schrieb schon mal darüber und es meldeten sich einige ganz empörte Pflegekräfte und Heimleitungen, die das vehement abstritten. Schön für ihre Heime, wenn es dort nicht so ist, woanders ist es aber eben leider so.

In diesem Heim hier war es aber bislang so, daß man die Vorsorgen schleifen ließ, sich nicht darum kümmerte und so ist es jetzt schon zweimal vorgekommen, daß alte Personen verstorben waren ohne daß man etwas mit der Leiche anzufangen wußte. Die Angehörigen weit weg, bis sich da jemand kümmerte usw.
Also war es keine schlechte Idee, daß die Heimleiterin Frau Schützemütz gleich bei mehreren Bestattern angefragt hatte.
Einer hatte einen Stapel Prospekte vorbeigebracht, die Pietät Eichenlaub hatte einen Marketingfachmann für Bestattungsvorsorgen aus der Bundeshauptstadt geschickt, der gleich von Zimmer zu Zimmer gehen wollte und ich hatte angeboten, die Bewohner im Rahmen eines gemütlichen Kaffeetrinkens erst einmal über Sinn, Zweck und Vorzüge einer Bestattungsvorsorge zu informieren.

Die Prospekte des ersten Bestatters lümmeln immer noch an der Pforte herum, die sich neumodisch „Info Point“ nennt und den Mann aus Berlin hatte man nach dem zwölften besuchten Zimmer aus dem Verkehr gezogen.
Jetzt sollte ich also vor den Leute sprechen.

Ich muß kurz weg, deshalb schicke ich diesen Teil der Geschichte schon mal zu Lesen ab. Rest folgt nachher.

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Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 28. Mai 2012 | Peter Wilhelm 28. Mai 2012

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3 Kommentare
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Anke W.
15 Jahre zuvor

Aus dem Verkehr gezogen? Der hat wohl den Raum nur mit unterschriebenen Vertrag verlassen?

Klaus
15 Jahre zuvor

Der alte Sack (Walter Moers) hatte noch eine andere Erklärung für Seniorenstift. 🙂

Christina
15 Jahre zuvor

@ 2:

Ich glaub, ich weiss was Du meinst. 😀

Wobei „Stift“ in den meisten Fällen wohl übertrieben sein dürfte, da dieser Ausdruck ja ein gewisse „Stabilität“ impliziert … 😉




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