Frag doch den Undertaker

Wäre ein Geldgeschenk eine Beleidigung?

In einem der Frage-Antwort-Portale stellt jemand folgende Frage:

Russisch/Sibirischer Brauch nach Beerdigung; Wird eine Spende erwartet?
Die Familie einer unserer Mitarbeiterinnen hatte diese Woche einen Todesfall. Nun wird sie für unsere Seniorengruppe Kuchen mitbringen, denn wie sie sagte sei es bei ihnen früher im Dorf so üblich gewesen, dass alle Kranken, die nicht zur Beerdigung kommen konnten etwas zu Essen gebracht bekamen.Ich möchte gerne wissen, ob es bei dieser Gelegenheit üblich ist der Familie etwas zu spenden oder würde man sie damit beleidigen?

Ich verstehe nicht, warum das mit russisch-sibirischem Brauchtum in Verbindung gebracht wird. Es ist beinahe weltweit üblich, daß man vom übriggebliebenem Essen von Familienfeiern auch denen etwas mitbringt, die zum engeren Lebensumfeld des Verstorbenen gehören und nicht zur Trauerfeier kommen konnten.
Gerade wenn es üblich ist, daß die gesamte Verwandtschaft Essen mitbringt, sozusagen jeder einen Kuchen backt, hat man oft eine solche Fülle an guten Sachen, daß es schade wäre, nicht auch die Nachbarschaft oder die Seniorengruppe im Altersheim damit zu versorgen.

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Unabhängig davon ist die Frage zu sehen, ob man mit einem Geldgeschenk die Angehörigen beleidigen könnte.
Kaum ein Volk ist in Bezug auf Geld, Einkommen und Verdienst so seltsam wie die Deutschen.
Von daher kann man kaum etwas falsch machen, wenn man es nicht mit Deutschen zu tun hat. Auf jeden Fall gehen Geschenke ja logischerweise immer vom Schenkenden aus, er ist also Sender und der Beschenkte Empfänger.
Man kann also in diesem Sender-Empfänger-Modell das Geldgeschenk durchaus mit einer Botschaft bzw. Mitteilung verbinden, die das eigene Tun und das Geschenk erklärt.
Diese Erklärung kann durchaus beinhalten, daß solche Arten von Geschenken oder Spenden im eigenen Kulturkreis durchaus üblich sind, damit der Empfänger das eben nicht als Beleidigung empfinden kann.

Man könnte beispielsweise schreiben: „Wir haben gesehen, daß sehr viele Blumen und Kränze mit zur Beerdigung gebracht wurden und haben deshalb auf ein großes Blumengeschenk verzichtet. Da nachher beim Bepflanzen des Grabes noch viele dauernde Blumen benötigt werden, spenden wir lieber den beiliegenden Betrag, den Sie für die Grabpflege, den Grabstein oder jeden beliebigen anderen Zweck verwenden können. Das ist in unserer Familie so üblich.“


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 12. November 2014

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B Cottin
10 Jahre zuvor

In Afrika sind Geschenke an die Familie üblich.
Ich habe sogar gelesen, dass Geld in das Grab geworfen wird. Nicht gelesen habe ich, was dann in der nächsten Nacht am Grab geschieht…

Winnie
10 Jahre zuvor

Zitat:
In Afrika sind Geschenke an die Familie üblich. Ich habe sogar gelesen, dass Geld in das Grab geworfen wird. Nicht gelesen habe ich, was dann in der nächsten Nacht am Grab geschieht…

Vermutlich dasselbe wie bei „Geldbrunnen/Wünschbrunnen o. ä.“. Dort wird regelmäßig, meistens von der Gemeinde, „abgeschöpft“. Ich habe auch schon mal gehört, dass die sich schwarz ärgern, wenn jemand nachts was klaut. In Südafrika sind die eher blass vor Neid, wenn jemand viel Geld im Grab hat. Aber sicher bin ich mir in beiden Fällen nicht. 😉

Georg
10 Jahre zuvor

Von den Bestattungen die ich so mitmachen durfte kenne ich das mit dem Geldgaben sehr gut,man überreichte den Hinterbliebenen bzw.dem Bestatter der neben dem Kondollenzbuch steht einen Umschlag ,in diesem ist eine Beileidskarte und dann eben ein Geldschein.Zur Vormonopolygeldzeit waren 20 bis 50 DM Scheine üblich je nach dem wie Nahe man dem Verstorbenen bzw.den Hinterbliebenen stand.

Christians Ex
Reply to  Georg
10 Jahre zuvor

Wann war denn die „Vormopolygeldzeit“? Vor Monopoly oder vorm Geld?
Ich hab jetzt schon mehrere Wechsel der Ausgaben hinter mir, und die Kunden behaupteten von allen neuen Scheinen immer, es wäre Monopolygeld.

10 Jahre zuvor

Ich kenne das so persöhnlich nicht mit den Geldgeschenken, nur mit einer Spende für einen wohltätigen Zweck. Ich selbst würde es aber nicht beleidigend empfinden, denn eine Beerdigung ist immer mit Kosten verbunden. Und im zweifel kann der Hinterbliebende es auch spenden für einen Zweck der dem Verstorbenen am Herzen gelegen hat.

Thomas
10 Jahre zuvor

Wir haben die Erstbepflanzung des Grabes praktisch komplett aus den oben genannten Umschlägen finanziert, die hier im Rheinland üblich sind. Genauso üblich wie der Besuch der Spender am Grab, um zu sehen, ob das Geld ordentlich eingesetzt wurde – da ist nix dabei und das ist allemal besser, als 25 Kränze die sich am Tag nach der Beerdigung auf einer Einzelgrabstelle stapeln.

Anja
10 Jahre zuvor

Es gibt Kondolenzkarten, die wie manche Geburtstagskarten so kleine Fächer für Geld haben, auf denen entsprechend auch draufsteht, dass das für die GaLa-Gestaltung des Grabes ist. Wäre in diesem Fall vielleicht nicht verkehrt, weil die „industrielle Aufmachung“ ja sehr deutlich zeigt, „dass das hier so üblich ist“.

Hajo
10 Jahre zuvor

Peter, es ist überall üblich, das Herz sprechen zu lassen.
Und wenn dieses sagt, dass man – für welchen Zweck auch immer – Geld zu spenden, dann ist es so (basta!).
Es bleibt noch immer (wie schon kommentiert) der Vermerk für einen bestimmten Verwendungszweck
.. aber wichtig ist das Herz!!!!

9 Jahre zuvor

Hallo,

ich finde ein Geldgeschenk zu einer Beerdigung auch nicht als angemessen. Es gibt so viele gute klassische Geschenke, die man zu einer Beerdingung verschenken kann, da braucht man nicht auf Geld zurückzugreifen. Blumen sind immer gut geeignet oder ein angemessener Kranz.

Liebe Grüße, Stefan




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