Ich habe Dein Buch zu Weihnachten bekommen, da ich mir das Ziel gesetzt habe Bestatterin zu werden.
Ich habe in den letzten Jahren meine ganze Familie verloren, mein Vater lebt weit entfernt im Ausland und hier habe ich noch einen Sohn von acht Jahren.Ich wurde insgesamt 5 mal hart mit dem Tod konfrontiert und klar über die Jahre verarbeitet man das innerlich und mental, doch durch all diese Erfahrungen bin ich immer nachfraglicher geworden über das Leben und ich habe angefangen zu verstehen das der Tod dazu gehört und das man es akzeptieren muß wenn er auftritt denn ändern kann man gar nichts. Ich bin stärker und sensibler geworden. (…)
Es trifft mich innerlich die Vorstellung in diesem Beruf arbeiten zu können, für andere die Arbeit übernehmen zu können, in schwierigen Situationen da zu sein und meine Frage dazu ist, ob Du aus Deiner Position aus her glaubst einfach nur glaubst ob ich für diese Arbeit geschaffen bin ich denke nämlich das ich in dieser Arbeit um so mehr mit meinem Schicksal klar kommen werde, und den Menschen die es schwer haben eine bestimmte Kraft geben zu können. Vielleicht sehe ich die Arbeit ganz falsch mit dem wie ich sie Dir aus meiner Sicht beschreibe, kannst mir ja irgendwas antworten eine Meinung wie auch immer. Ich bin kurz davor einen neuen Beginn zu machen nach Jahren des Verlierens. Es wäre nett, und ich wäre Dir dankbar wenn Du was dazu schreibst!!!
Tja…
Du schreibst leider nichts über Dein Alter und Deine Vorkenntnisse.
Natürlich kann der Bestatterberuf helfen, den Tod in der eigenen Familie anders zu sehen, als es Nichtbestatter tun. Vielleicht wird man sogar etwas leichter damit fertig, weil zumindest mal der Teil, den die Bestattung betrifft, nichts Geheimnisvolles und Dunkles mehr an sich hat.
Aber die Arbeit in einem Bestattungshaus sozusagen als Therapie zu nehmen, um mit dem eigenen Schicksal besser fertig zu werden, erscheint mir als Grundlage ein wenig zu dünn. Ich betonte ja schon einmal, daß man seelisch ziemlich gefestigt sein muß, schließlich hat man es täglich mit Schicksalen, Trauernden und Toten zu tun.
Doch wirklich beurteilen kann ich das anhand einiger Zeilen nicht.
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Mit einem leidenden Helfersydrom kommst du da auch nicht weiter.
Wenn du einen Neuanfang machen willst, dann mach doch das, was hier schon vielfach immer wieder mal auch von Tom durchklingt:
Mach ein Praktikum bei einem Bestatter, guck dir den Job an, mach auch mal die Drecksarbeit, immer mit dem Hintergedanken: Ich will das vielleicht auch machen. Kann ich das?
Denn Helfersyndrom hilft tatsächlich nicht weiter. Deine Erfahrungen auf andere zu projizieren kann sogar kontraproduktiv sein.
Deine Trauererfahrung ist eine völlig andere, als die, die als Kunden zu dir kommen. Und ich glaub, ich würde durchdrehen, wenn ein Bestatter im Trauerfall vor mir sitzt, mit salbungsvollem Blick Verständnis zeigt und meint „ich weiß wie das ist, ich hab uach 5 Leute verloren“.
Neeeee. Lieber nicht. Da wünsch ich mir einigermaßen sachlichen und menschlichen Umgang. Aber kein Mitleiden.
Meine Empfehlung: den ganzen Block lesen. Hier steht auch sehr viel Ernüchterndes.
Wenn ich hier von tröstlichen Gesprächen mit Hinterbliebenen am Küchentisch lese oder von geschmackvoll inszenierten Abschiednahmen, dann will ich auch immer gerne Bestatter werden. Wenn ich mir dann aber vorstelle, daß ich nachts um drei ein paar Fleischklumpen auf dem Bahndamm einsammeln muß oder kurz vor dem Mittagessen in eine Wohnung soll, deren Besitzer im Hochsommer drei Wochen Zeit hatte, mit seinem Fernsehsessel zu verschmelzen, dann bin ich wieder glücklich, daß ich es in meinem Job nur mit Lebenden zu tun habe – so irre die auch manchmal sein mögen.
Auch ich würde eigentlich ganz gerne diesem Beruf nachgehen. Nach gut 20 Jahren in einer völlig anderen Branche macht es die wirtschaftliche Situation leicht einen Neuanfang zu starten.
Ich wollte, wie von „Tante Jay“ vorgeschlagen, ein Praktikum machen. Aber leider ist es zumindest hier bei uns nicht möglich einen Bestatter davon zu überzeugen. Haben die eventuell Angst vor späterer Konkurrenz?
Grade das Erleben der negativen Dinge sind ja im Praktikum besonders wichtig, so siehst du ob der Beruf was für dich ist.
@ Frank B. und alle anderen, die Bestattern gern mal Konkurenzangst und Geheimnistuerei unterstellen 1. Ich bilde nicht aus, weil mein Betrieb so klein ist, dass ich den oder die Azubis später nicht weiterbeschäftigen könnte. In meinen Augen ist das verantwortungsvoll, denn was sollen die später mit diesem doch sehr engen Berufsbild anfangen? 2. Praktikanten und -tinnen: Sinngemäss gilt dasselbe – in 14 Tagen oder 3 Wochen kann ich nicht garantieren, dass der/die wirklich was Interessantes zu sehen bekommt. Dazu kommt noch, dass mir bisher niemand einen vernünftige Antwort auf die Frage nach dem WARUM (Warum Bestatter werden) geben konnte. Ich unterstelle da dann gern mal Neugier oder sogar Sensationsheische. Wie würde es euch gefallen, wenn so ein Praktikant dann am Ende des Praktikums überall rumerzählt, was er so erlebt hat, wie dick doch die Oma Müller war, wie klein das Gemächte von Opa Meier oder die schicke junge 30jähringe, die leider an einem Herzinfarkt starb, aber dafür toll rasiert, tätowiert und gepierct war? „Echt schade um das geile Gerät.“ – das war O-Ton. Soll… Weiterlesen »
@Stefan: Deine Begründung „zu kleiner Betrieb“ finde ich völlig okay und verständlich und ich habe es auch öfters jetzt gehört. Wenn ich aber dann z.B. „überlegen Sie sich besser was anderes, hier verdienen Sie nichts“ oder ein „Nein!“ mit aufgeknalltem Hörer bekomme, dann wirkt es merkwürdig.
Bei jüngeren Praktikanten könnte ich mir auch Sensationsgelüste oder ähnliches vorstellen… Aber aus dem Alter bin zumindest ich raus und hätte es da beim DRK besser. Dort habe ich auch die erwähnte Schweigepflicht – aber die Daten einer hübschen Kundin würden sich da noch lohnen ;-).
Man merkte also wirklich in den Gesprächen wer es ernst meinte oder nach Ausreden suchte, bzw sich verleumden ließ.
Eine Möglichkeit könnte sich für mich jedoch noch ergeben – evt ergibt sich was für April…
apropro buch, zuletzt bei meinem(!) Buchhändler an der Kasse liegen gesehen: Toms buch
liebe grüße mimi
Ich glaube, die Dame will einfach gebauchpinselt werden.
Warum sollte man sonst wildfremde Leute, die einen ueberhaupt nicht kennten und nicht beurteilen koennen, fragen, ob sie xyz fuer einen als richtig erachten?
Tante Jay hat es mit wenigen Zeilen auf den Punkt gebracht. Doch halte ich ein Praktikum nicht unbedingt für erstrebenswert. Hab in meiner aktiven Zeit sehr viele Leute, die mit vergleichbaren Motiven(Todesfall in der Familie und Sonstiges), und nun für Andere da sein wollten, kommen- und bald wieder gehen sehen. Sie hatten sich alle keinen Gefallen getan.
Hm, diese Art der Bewältigung des Schicksals ist inetwa so, wie wenn eine Person Psychologe wird, weil sie denkt, alle Leute um sie herum hätten nen Knacks und bräuchten Hilfe, während alle anderen Leute dies von der einen Person denken….
Nur weil man viele Todesfälle in der Familie in kürzerer Zeit hatte und damit klarkommen musste, heißt das nicht, dass man mit den vielen, die man dann bestatten würde, auch klar käme.
Wie wir hier ja auch gelesen haben, gibt es genug Fälle, die besonders unschön sind (Kinder bestatten müssen, Selbsttötungen…).
Also ich würde davon abraten, besonders weil der Wunsch als Bestatter zu arbeiten wirklich als Form einer Therapie angesehen wird. Ich denke eher, das wird sie sie (?) nur weiter runterziehen.
Ein Praktikum kann da ja Aufschluss drüber geben, ob es eine gute Idee wäre.
Hi Leute,
ich werde in 14 Tagen mit Bestattern zu tun haben und bin schon voll gespannt darauf diesen außergewöhnlichen Beruf kennen zu lernen. Hört sich vielleicht komisch an, aber ich bin noch nie auf einen Bestatter gestoßen. Deshablb bin ich extrem neugierig, auf was für Menschen ich treffen werde. Klar, Bestatter kochen auch nur mit Wasser, aber irgendetwas besonderes ist an ihrem Charakter.
Viele Grüße, Hendrik.