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Warum darf der Sarg nicht zusammenbrechen?

Irgendwie habe ich jetzt immer noch nicht verstanden, welchen rationalen Grund es gibt, warum der Sarg in der Erde nicht so früh zuammenbrechen soll.

Es ist gar nicht so einfach, heute festzulegen auf welche Religion oder welchen Mythenkreis die einzelnen Elemente unserer Trauertradition zurückgehen. Manche machen es sich einfach und führen alles was unverständlich, lästig oder kompliziert ist, auf kirchliche Ursprünge zurück. Andere sehen in allem Schwerverständlichen behördliche Ursachen, nur geschaffen um den mündigen Bürger zu gängeln.
Dabei sieht es im Grunde genommen schon seit Ewigkeiten so aus, daß die Menschen ihre Toten so bestatten, wie sie es selbst für richtig halten und wie sie es seit Urzeiten aus gewachsener Tradition machen.
Die Behörden geben in ihrer Regelungs- und Ordnungswut nur den urdeutschen Rahmen vor.
Die Kirche hingegen hat sich selbst gar nicht so viel Neues einfallen lassen, denn es wurde schon bestattet, längst bevor sie hier an Einfluss und Macht gewannen. Vielmehr haben sie einen Großteil der bereits existierenden Bestattungsriten einfach übernommen, umgedeutet und auf ihre Belange umgemünzt.

Warum Tote beispielsweise vorwiegend mit den Füßen voran aus dem Haus getragen werden, ist ganz genau gar nicht mehr zu klären. Am wahrscheinlichsten ist tatsächlich die Theorie, daß der Grund darin liegt, daß die Menschen früher so ein Wiederkehren der Seele oder des Geistes verhindern zu können glaubten.
Dennoch wird das in vielen Regionen Deutschlands als sozusagen strengreligiöse Regel betrachtet und beim Überschreiten jeder Schwelle des Hauses wird noch eine religiöse Gebetsformel gemurmelt und die Anwesenden bekreuzigen sich.

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Das Vergraben von Leichnamen hat es immer schon gegeben, es ist einfach eine naheliegende Methode. Man übergibt die Leiche der Erde und kann nach verhältnismäßig kurzer Zeit feststellen, daß die Leiche vergangen ist. Daß dort stets Knochen zurückbleiben, also die Ahnen nicht komplett „weggehen“ sondern ein Teil von ihnen fast für immer anwesend bleibt, hat sicherlich auch zur Begründung der ersten Begräbnisplätze und geheiligten Totenstätten geführt.

Den Menschen also der Erde zu übergeben, ist nichts Außergewöhnliches. Mit dem Aufkommen von Särgen und Leichenschreinen entwickelte sich auch der Gedanke, den Leichnam vor äußeren Einflüssen zu schützen. (Leider gibt der Wikipedia-Artikel zum Thema Sarg nicht viel her, es ist einer der stümperhaftesten Artikel in der Wikipedia, behauptet der Autor doch tatsächlich, eine Gebeinekiste und ein Katafalk seien das Selbe. Eine Gebeinekiste, das wissen Bestatterweblog-Leser, ist eine einfache Holzkiste zur Aufnahme von Knochen, verwendet etwa bei Umbettungen und ein Katafalk ist ein Gestell oder Wagen auf dem ein Sarg präsentiert wird. Aber der Wikipedia-Artikel enthält noch massig weitere Fehler.)

Der Schutz des Leichnams vor äußeren Einflüssen geht nun soweit, daß sich die Menschen inzwischen kaum noch eine Bestattung des ungeschützten Körpers in der nackten, nassen Erde vorstellen können, sondern dem Sarg eine umhüllende und beschützende Funktion zusprechen. Diese Funktion sollte der Sarg nun möglichst so lange erfüllen, bis der Leichnam soweit vergangen ist, daß nur noch die Knochen übrig bleiben.
Aus diesem Grund wird für Erdbestattungen zu Särgen aus Materialien geraten, die möglichst lange halten.

Wirklich notwendig sind solche festeren Särge aber nicht und nur wenige Friedhöfe machen sie aufgrund der dort herrschenden Bodenverhältnisse für den Zersetzungsvorgang notwendig. Auf den allermeisten Friedhöfen spielt das Sargmaterial für die Vorgänge der Zersetzung gar keine Rolle. Manche Friedhofsverwalter würden sogar Leichtbausärge bevorzugen, weil schwere Eichensärge in den dort vorkommenden Böden gar nicht innerhalb der normalen Ruhezeiten vergehen können.

Aber in der Vorstellung der Menschen soll zunächst der Leichnam vergehen und dann erst der Sarg.
Es ist für sie kein schöner Gedanke, daß nach kurzer Zeit der Sargdeckel dem Erddruck und der Feuchtigkeit nachgibt und die nasse, kalte Erde auf den Leichnam drückt.

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(©si)