Menschen

Warum ich keine Kamele esse

Ich sitze bei Kollmeiers im Beratungsgespräch
Opa Kollmeier zwängt sich zwischen Eckbank und Küchentisch hindurch: „Ick jon mal schieten!“
Keiner sagt was, auf ihn kommt es auch nicht wirklich an. Zwar ist es seine Frau die gestorben ist, aber die war schon lange krank danieder gelegen und hatte ihm schon seit über einem Jahr keine Antwort mehr geben können. Deshalb hatte er es sich angewöhnt, mit sich selbst zu sprechen und hin und wieder mal einen kleinen Korn zu trinken. Derer hatte er heute schon so an die 23 wie seine Tochter Ingeborg meint, die mit ihrem Mann Herbert auch noch am Küchentisch sitzt und das Sagen hat.

So eine gute Viertelstunde ist Opa Kollmeier weg, dann kommt er wieder, zwängt sich hinter den Küchentisch und greift zu allererst wieder nach der Kornflasche, die aber nichts mehr hergibt. Wortlos schiebt ihm sein Schwiegersohn Herbert eine Flasche Himbeergeist hinüber.

Ich habe schon wenigstens 20 mal dankend abgelehnt und mich auf Kaffee verlegt, wovon ich drei Tassen getrunken habe und weshalb ich jetzt mal kurz auf die Toilette muß.

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Ich gehe ja nicht gerne woanders auf die Toilette, das ist einfach so und ich unterbreche auch nicht gerne das Beratungsgespräch. Normalerweise bin ich auch ausreichend wasserdicht und kann ewig lange aushalten. Aber in diesem Moment ging es nicht mehr und so fragte ich höflich, wo denn die Toilette sei.

„Datt Klo? Da hinten, immer die Fliegen nach!“ lacht sich Herbert scheckig und ich entschuldige mich für einen kurzen Augenblick.

In der Toilette falle ich fast um. Was hat Opa Kollmeier bloß gegessen? Verwesende Beutelratte, eingelegt in Kuhmist?
Man kann kaum atmen, der üble Dunst schlägt sich auf dem Spiegel und den Kacheln nieder. Mit zusammengepressten Lippen, nur durch die Nase atmend, beeile ich mich, wasche mir dann die Pfoten und sehe zu, daß ich schnell wieder in die Küche komme. Puh, erst mal durchatmen.

In der Sekunde, in der ich mich setze, steht Herbert auf und meint: „Dann geh ich auch ma ebend eine Stange Wasser abschütteln“ und lacht wieder meckernd.

Kaum 10 Sekunden später ist er wieder da und ich nehme mir vor, ihn nachher beim Händeschütteln irgendwie zu übergehen, wenn einer so schnell wiederkommt und dann noch Tropfen auf den Schuhen hat…

Doch er bleibt in der Küchentür stehen, klatscht sich mit den Händen auf die Oberschenkel und gröhlt: „Watt haben Sie denn da drin gemacht? Ein Jauchefaß vollgeschissen? Meine Fresse datt stinkt ja wie zehn tote Kamele die vierzehn Tage inne Wüstensonne gelegen ham.“

So ein Vollproll! Mann, was war mir das peinlich. Aber Ingeborg scheint ihren Mann ganz gut zu kennen, nimmt keine weitere Notiz und die beiden Herren sind ja sowieso angesäuselt.
Aber ehrlich, ich ärgere mich jetzt noch ein wenig über den Kamelkacker und seinen Stinkevater. Ist doch völlig normal, daß es auf dem stillen Örtchen auch mal riechen kann, dann macht man doch aber nicht so ein Theater und außerdem war ich das gar nicht und vor allem: Ich esse niemals Kamele aus der Wüstensonne, die sind hart und trocken, Gürteltiere und Giraffen sind besser.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#esse #kamele #keine #warum

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(©si)