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Was ein Tag II

orgel

Im Artikel „Was ein Tag“ hatte ich zwei Themen angeschnitten, die ich kurz noch zu Ende erzählen will.

Es ging einerseits um einen Scheinwerfer am Auto und ein gekündigtes Mietverhältnis für einen unserer Läden.
Ich fange mal mit dem doofen Licht am Auto an, das trotz mehrfacher, auch im Befehlston vorgetragener Aufforderung nicht leuchten wollte und mir einen sehr schönen Kontakt zu einem uniformierten Beamten der Ordnungshut einbrachte. Man bekommt dann eine Mängelkarte, muß den Schaden beheben lassen und die Reparatur auf der Karte bescheinigen lassen und zur Ordnungsmacht einsenden oder das reparierte Auto dort vorführen.

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Gehe nie zu Deinem Fürsten, wenn Du nicht gerufen wirst, heißt es und deshalb entschied ich mich für das Ausfüllenlassen der Karte. Ich erinnere mich nämlich an eine Geschichte, die mein Freund Hardy mir neulich erzählte. Dem war nämlich sein Auto aufgehebelt und das Radio geklaut worden. Das erstaunte ihn umso mehr, als es sich dabei um ein hundsgemeines Werksradio handelte, das selbst in der Zubehörliste des Autoherstellers mit kaum 80 Euro aufschlägt. Aber was macht man in einem solchen Fall, zumal noch in einer fremden Stadt? Man fährt zur Polizei und erstattet Anzeige. Hardys Erstaunen sollte sich aber noch mehren, denn nachdem einer der Beamten die aus der Konsole hängenden Kabel in Augenschein genommen hatte, bekam Hardy dann noch obendrauf ein Knöllchen, weil er in die „Feinstaubökoschutzverbotssowjetzone“ oder so eingefahren war ohne die dafür erforderliche Berechtigung durch eine grüne Plakette hinter der Windschutzscheibe nachweisen zu können.

Es gibt ja wohl mittlerweile einige solcher Zonen in Deutschland und da man das bei uns nicht kennt, hat hier auch kaum einer so eine Plakette. Ich hätte dem Beamten ja vorgeflunkert: „Ach, die ist auch weg? Sehen Sie mal, was die alles klauen!“
Besonders ärgerte Hardy sich, weil er nur wegen der Anzeige überhaupt in die innerste Innenstadt, quasi die „Verbotene Stadt“ eingefahren war.

Nee, nee, sowas sollte mir nicht passieren, zwar haben wir hier keine „Verbotene Stadt“, aber nachher guckt der grüne Mann noch nach dem Reifenprofil oder dem Scheibenwischer oder will das Ablaufdatum meiner AIDS-Handschuhe durch einen Kaufbeleg nachgewiesen haben.

Also fuhr ich zu Ben & Friends, einer Firma die so amerikanische Autos reparieren kann. Die Tücke: Diese blöden Xenon-Lampen gibt es nicht überall. Ich finde bei ATU-Pitstop-Quick zwar Birnen, die vom Anschluss her passen würden, aber bei meinem Auto müsste dieser noch zusätzlich abgewinkelt sein, sonst leuchte ich um die Ecke.
Im Internet habe ich gesehen, daß so eine popelige Birne fast 50 Euro kostet, teures Vergnügen!

Aber Frau Hiltschenbucker kam mir zur Hilfe, indem sie dem Sensenmann einen langgehegten Wunsch erfüllte und sich im gesegneten Alter von 87 Jahren endlich niedersensen ließ. Das war morgens um 7 Uhr und damit tat sie nicht nur Bruder Hein einen Gefallen, sondern auch mir. Denn nachdem ich kurz bei Frau Hiltschenbucker in der Wohnung war, um auf Geheiß ihres weit weg wohnenden Sohnes (mit Sandy als Zeugin) ein dunkelgraues Kleid für die Verstorbene und das alte Stammbuch zu suchen, fuhr ich eben noch bei Ben & Friends vorbei.
Da war es kurz vor acht und bei Ben war noch alles dunkel, nichtmal seine Friends waren da.
Sandy nutzte die Zeit und tauschte mal mit mir den Platz, sie wollte mal die ganzen bunten Knöpfe neben dem Lenkrad ausprobieren. Um Schlag acht Uhr schlurfte einer der Friends über den Hof und schob das Tor beiseite.
„Was’n? Is kaputt?“ rief er und Sandy nickte ihm nur zu. Er kam dann näher und Sandy sagte ihm, daß einer der Scheinwerfer nicht funktioniere. Um ihm das genauer zu zeigen, klappte sie zuerst ihre unglaublich langen Beine aus dem Auto, baute sich dann zu vollen 178 Zentimetern auf und umduftete ihn mit dem aufregenden Zeug, das sie sich immer hinters Ohr pinselt. (Stinken Frauen da besonders schlimm, oder warum kommt ‚Parfäng‘ immer da hin?)
Der kleine Pole war hin und weg, umhüpfte Sandy wie ein wilder Haubentaucher, dann rauschte er in die Werkstatt und kam nach wenigen Minuten mit der passenden Birne wieder zurück. Das Montieren ging in Windeseile und als Sandy nach dem Preis fragte, erlaubte sich der kleine Taucher, ihr seine Hand auf die Schulter zu legen, guckte mal eben rechts und links über die Schulter und meinte dann: „Chef nicht da! Weiß Preis nicht genau, gib mir Zehn!“
Das zahlt man dann doch gerne und den Stempel auf meine Mängelkarte hat er auch noch draufgemacht.

Ich muß Sandy mal fragen, wie das Zeug hinter ihren Ohren heißt, schließlich kann ich ansonsten gut mithalten, ich bin sogar noch 11 Zentimeter größer und habe auch lange Beine.

Um Schlag acht

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