Frag doch den Undertaker

Was ist denn nun der Todestag? Auf der Sterbeurkunde steht ein ganzer Zeitraum

orgel

Sehr geehrter Herr Bestatter,

mein Onkel ist im November verstorben und da ich mich um den Nachlass kümmern muss, bin ich beim Recherchieren im www irgendwann auf Ihren Blog gestossen. Die Beiträge haben mich oft bewegt, zum Nachdenken gebracht und ich gebe es zu: das ein oder andere Mal musste auch ich laut auflachen.

Zur Bestattung meines Onkels habe ich eine Frage: er wurde in seiner Wohnung gefunden und ein genauer Todeszeitpunkt ist nicht bekannt. In der Sterbeurkunde steht:
Todeszeitpunkt: 18.11.2011 – 29.11.2011 13:58

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Wird dieser Todeszeitpunkt nun auch auf der Aschekapsel angegeben? Können wir uns einen dieser Tage aussuchen und ihn für uns als Todestag bestimmen?

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen! Bis dahin werde ich beim örtlichen Bücherdealer nun mal Ihre Bücher bestellen.

Freundliche Grüße

Es wird das letzte Datum genommen, in diesem Fall also der 29.11.2011
Da man ja nicht weiß, wann der Verstorbene innerhalb des Zeitraumes wirklich verstorben ist, geht das Krematorium vom für sich „ungünstigsten“ Zeitpunkt aus. Im Krematorium Waldfrieden in Darmstadt muß man beispielsweise eine 48-Stunden-Frist einhalten, bevor eingeäschert werden darf und dafür nimmt man auch das letzten Datum.

Viele werden sich nun fragen, wie es dazu kommt, daß jemand einen Sterbezeitraum und nicht einen Sterbezeitpunkt auf der Sterbeurkunde hat.
Nun, im Fernsehen wird uns oft vorgegaukelt, es sei für einen Leichenschauer überhaupt kein Problem, bis auf eine halbe Stunde genau den Todeszeitpunkt festzustellen. Etwas blaues Licht, ein flüchtiger Blick und schon kann er es sagen und sagt dann immer noch: „Mehr kann ich erst nach der Obduktion sagen.“

Im Idealfall ist das oft auch so und im noch idealeren Fall war irgendjemand beim Sterben dabei, der den Zeitpunkt angeben kann.
Je länger eine Leiche aber gelegen hat, umso schwieriger wird das Ganze. Dicke verwesen anders als Dünne, die Raumtemperatur spielt eine Rolle und auch die zu Lebzeiten erfolgte Einnahme von Medikamenten kann den Verwesungsprozess beeinflussen.
Oftmals müssen daher die Leichenschauer kapitulieren und so kommt es dann, daß ein Zeitraum eingetragen werden muss. Dieser besteht aus dem letzten Datum, an dem der Mensch noch lebend gesehen wurde und dem Fundzeitpunkt.
Irgendwo dazwischen muss der Todeszeitpunkt liegen, man weiß aber eben nicht genau wann.

Kommen wir nun zu der Frage, welchen Tag die Angehörigen nun als Todestag nehmen sollen.
Ich finde, daß es bei allem Schmerz, doch einen gewissen Vorteil hat, wenn man sich das Datum aussuchen kann.
Und das kann man.
Einige nehmen das erste Datum, andere das letzte. Manche nehmen genau die Mitte und wieder andere wählen einen Tag, der gut passt.
Es muss ja nicht unbedingt ein Tag sein, der mit einem Feiertag oder einem Geburts- oder Gedenktag in der Familie kollidiert.
Wenn man gar keine eigene Idee hat, dann sollte man sich auf das Datum einigen, das auf der Aschenkapsel steht. Dieses kann man dann auch auf den Grabstein schreiben.
Wichtig ist vor allem, daß man sich in der Familie auf einen Tag einigt.

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