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Was ist ein Sargschirm?

Sargträger

Ich wette, kein1 Bestatter hat jemals etwas von den Sargschirmen gehört. Ich bin 1978 das erste Mal beruflich mit der Bestattungsbranche in Kontakt gekommen, habe diesen Ausdruck aber noch nie gehört.

Ein Bestatter aus dem linksrheinischen, schon etwas käselastigen, Teil des Ruhrgebiets ist beim Aufräumen auf diese Anzeige aus einer österreichischen Zeitung gestoßen:

Sargschirme

Werbung

Schutz gegen das Eindrücken des Sarges im Grab

Billigster und vollständiger Ersatz für eine Gruft

Sargschirme
Es ist erwiesen, dass die gebräuchlichen Holz- oder Metallsärge, sammt der Leiche, durch die aufgeschüttete, bis 5000 Kilo schwere Erdmasse, zumeist sofort nach der Beerdigung breitgedrückt werden.
Diesem pietätverletztenden Uebelstande abzuhelfen, empfehlen wir unsere Sargschirme aus verzinktem Bessemerstahl-Wellblech, unter deren Wölbung der leichteste Sarg so wohlgeborgen ist, wie in einer gemauerten Gruft.
Der billige Preis erhöht nur unwesentlich die Beerdigungskosten. – Bestellungen nehmen alle Leichenbestattungs-Unternehmungen und die Central-Verkaufsstelle Wien, I. Getreidemarkt Nr. 8, Telephon Nr. 6418, entgegen.

Der Sargschirm besteht also aus zwei Bodenschienen, zwischen die der Sarg bei der Beerdigung platziert wird. Dann wird ein Tunnel aus Wellblech über den Sarg gestellt, der sich unten seitlich an diesen, mit Bodenankern im Erdreich befestigten Schienen, abstützt. Erst dann wird das Grab mit Erde aufgefüllt.

Es entsteht also um den Sarg herum ein schützender Hohlraum, der verhindern soll, dass der Sarg durch den angeblich hohen Erddruck „breitgedrückt“ wird.

Aber, werden Särge überhaupt von der Erde breitgedrückt?

In den allermeisten Fällen wird das nicht passieren. Särge sind für diesen Zweck gebaut und sollen dem Verstorbenen Zeit geben, allmählich zu vergehen, bevor der Sarg dann nachgibt. Das soll er auch irgendwann tun, denn dadurch kommt der Leichnam mit Erde in Berührung und der Prozess des Vergehens ist sichergestellt. Oberirdisch äußert sich das durch das Nachsacken des Grabes, was je nach Holz des Sarges und der Bodenbeschaffenheit nach 6 Monaten oder aber auch erst nach 6 Jahren beginnen kann.

Wer beim Bestatter einen Sarg für eine Erdbestattung erwirbt, darf davon ausgehen, dass der Sarg eine Weile hält.
Es werden aber auch einfachere Särge für Erdbestattungen genommen, die eigentlich eher für Feuerbestattungen gedacht sind. Diese sogenannten „Verbrenner“ sollen ja vom Zweck her nur verbrannt werden und nicht den Bedingungen in einer feuchten Erde standhalten können.

Manche Bestatter rüsten solche weniger stabilen Särge mit Erddrucksperren aus. Das sind Holzleisten, die zur Stabilisierung vor allem in den Deckel montiert werden. Dann halten auch einfachere Särge etwas länger.

Ich weiß aber von einigen Friedhöfen, wo der Friedhofsarbeiter, der das Grab später zuschaufelt, immer zuerst mit der Baggerschaufel ordentlich Druck auf den Sargdeckel ausübt, damit dieser etwas aufbricht. Das liegt an den Erfahrungen der Friedhofsmitarbeiter, die so sicherstellen wollen, dass eine gute und zügige Verwesung stattfinden kann. Das ist aber wirklich die absolute Ausnahme. So sollen Mumifizierungen und Wachsleichenbildung verhindert werden.

Aber bei einer ganz normalen Beerdigung steht nicht zu befürchten, dass der Sarg allein durch die Graberde „breitgedrückt“ wird.

In Österreich gab es aber eine Zeit, in der auf Pomp und teure Umstände bei Beerdigungen bewusst verzichtet wurde. Es ist möglich, dass in dieser Zeit auch besonders einfache Särge Verwendung fanden.

Eine Gruft ist ja eine gemauerte unterirdische Kammer, in die ein Sarg eingestellt wird, um genau den Kontakt zum Erdreich zu verhindern.
Diese Sargschirme sollten in einem ganz normalen allgemeinen Grab ähnliche Zustände wie in einer Gruft ermöglichen.

Bildquellen:
  • sarg-scxhirme: unbekannt

Fußnoten:

  1. kein hier als Verkürzung von kaum ein (zurück)

Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

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Berichte und Kommentare zu Verwaltungen, Kirchen, Friedhofsträgern und der gesamten Bestattungsbranche.

Lesezeit ca.: 4 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 16. Februar 2025

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