Allgemein

Was ist Polizeidienst beim Bestatter?

Was bedeutet eigentlich der Polizeidienst beim Bestatter?

Wenn ein Mensch stirbt, ruft normalerweise eine nahestehende Person einen Bestatter ihres Vertrauens an. Bei Unfällen, Straftaten und Selbsttötungen sind aber die Ordnungsbehörden zur Aufrechterhaltung von Ordnung und Hygiene oft in Zugzwang. Sie können dann nicht abwarten, bis die Angehörigen ermittelt wurden und diese sich für einen bestimmten Bestatter entschieden haben. Deshalb ruft die Polizei dann einen Bestatter, der die erste Bergung der Leiche und deren Abtransport und Lagerung übernimmt.

pixabayblue-light-73088_1280

Werbung

Dieser Bestatter kann ein öffentlicher Transportdienst von Kommune, Polizei oder Gerichtsmedizin sein, ist aber in vielen Fällen ein niedergelassener gewerblicher Bestatter, der einen Vertrag mit der Polizei hat. Dieses Verfahren ist nun in den verschiedenen Gegenden Deutschlands völlig unterschiedlich geregelt.

Eigentlich sollte es so sein, daß dieser Dienst regelmäßig alle paar Jahre ausgeschrieben wird und sich die verschiedenen interessierten Bestatter darum bewerben. Das Unternehmen, das nach Überprüfung der notwendigen Qualifikation den günstigsten Preis bietet, sollte den Zuschlag bekommen.

In manchen Städten hat ein bestimmter Bestatter einfach als Platzhirsch grundsätzlich diesen Vertrag. Sein Schwager sitzt im Gemeinderat oder sein Onkel spielt mit dem zuständigen Dezernenten Golf. In anderen Gemeinden verlässt man sich auf den billigsten Anbieter und hat dann hinterher Probleme, weil der von außerhalb kommen muß und es sehr viele Beschwerden von Angehörigen gibt.
Manche Kommunen handhaben es auch so, daß sie der Reihe nach alle Bestatter einmal berücksichtigen, was auch eher ungeschickt ist, weil sich daraus immer viel Telefoniererei ergibt, um dann festzustellen, wer nun den Toten hat.

Aber glücklicherweise gehen immer mehr Polizeiverwaltungen dazu über, das korrekt auszuschreiben. So ist das hier bei uns seit einigen Jahren geregelt. Bis dahin hatte immer der kommunale Bestattungsunternehmer, der zur Stadtverwaltung gehört, automatisch Polizeidienst, was die freien Bestatter natürlich erheblich benachteiligte. Es ist zwar grundsätzlich so, daß der Bestatter der Polizeidienst hat nur die Bergung, den Transport und die erste Lagerung der Leiche übernimmt und die Angehörigen danach frei in ihrer Entscheidung sind, welchen Bestatter sie nehmen, doch zeigt die Erfahrung daß viele dann doch einfach bei dem Institut bleiben, das den Verstorbenen schon einmal hat. Es ergibt sich daraus der unter Bestattern bekannte Spruch: Wer die Leiche hat, hat auch den Auftrag.

Seitdem das ausgeschrieben wird, bewerben sich die Bestatter, auch der städtische, um diese Aufträge, die immer auf ein paar Jahre vergeben werden. Schließlich muß der Bestatter, der den Zuschlag bekommt, entsprechende Kapazitäten schaffen/vorhalten und sich personell darauf einstellen können.

Im ersten Jahr hat die Pietät Eichenlaub den Zuschlag bekommen, sie waren einfach die Günstigsten. Doch leider klappte das nicht sonderlich gut, man hatte sich hinsichtlich der Auftragsmenge und der Art der Aufträge wohl überschätzt.
Seitdem ist es so, daß sich mehrere Bestatter zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen haben und das auf unsere Initiative hin. Wir bieten unsere Dienstleistung en bloc an und teilen uns den Dienst wochenweise auf. So kann man intern jonglieren, um Kapazitäts- und Personalproblemen aus dem Weg zu gehen.

Besonders beliebt sind die Polizeiaufträge nicht. Sie sind häufig mit langen Anfahrten verbunden, die Anrufe kommen sehr häufig zur Unzeit, die Umstände unter denen geborgen werden muß sind meist sehr schwierig und kaum eine ‚Polizeileiche‘ liegt einfach nur tot im Bett. Vielfach hat man es mit verstümmelten Toten zu tun, die Bergung muß auf Autobahnen, Bahnstrecken, an Flußufern oder unter großer „Anteilnahme“ der Bevölkerung erfolgen und nicht selten hat man es mit unglaublich langen Wartezeiten zu tun, bis endlich Bergung und Abtransport erfolgen können.
Hinzu kommt, daß sehr viele der so geborgenen Leichen aus einem eher finanzschwachen Umfeld kommen, Drogentote, Pennbrüder usw, um nur Stichworte zu nennen. Somit steht hinterher auch eine schwierige Realisierung des Folgeauftrags ins Haus.
Auf der anderen Seite sind das recht sichere Aufträge, die in schöner Regelmäßigkeit kommen und bei allem Drumherum dennoch etwas einbringen.

Welche Qualifikation ist erforderlich?
Zumeist geht es der Polizei in erster Linie um Zuverlässigkeit und Schnelligkeit. Wenn die anrufen, soll auch möglichst schnell jemand kommen. Das Personal sollte kompetent sein und auch mit schwierigen Situationen fertigwerden können.
Geeignete Fahrzeuge und eine Kühlkammer sollten vorhanden sein, bei uns wird noch gefordert, daß es eine Kühlkammer gibt, die versiegelt werden kann. Dort können dann Verstorbene verbleiben, von denen man annimmt, daß sie ohne weitere Maßnahmen bald zur Bestattung freigegeben werden.

Wie geht es denn weiter, wenn es keinerlei Angehörige gibt und man womöglich nicht einmal feststellen kann, wer der Tote ist (Stichwort Pennbruder). Bekommt der Bestatter, der die Leiche geholt hat, dann denn Auftrag zur Bestattung von der Kommune incl. Kostenübernahme?

Normalerweise schon, in dem Fall wird mit den Sozialbehörden der Kommune abgerechnet. Es kann aber durchaus sein, daß für diese Sterbefälle die Kommune wiederum eine eigene Ausschreibung hatte und für die Sozialbestattungen im Auftrag des Ordnungsamtes ein völlig anderer Bestatter zuständig ist. Dann wird der Verstorbene abgeholt und von diesem bestattet.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#beim #Bestatter #Polizeidienst

Lesezeit ca.: 6 Minuten | Tippfehler melden | Revision:


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)