Bleiben wir mal beim Thema Weihnachten. „Noch ein Markus“ fragte, wie das denn während unserer weihnachtlichen Betriebsruhe mit der Bereitschaft sei.
Zunächst einmal: Diese weihnachtliche Betriebsruhe ist bei uns immer von Heiligabend bis Heilige Drei Könige.
Diese Zeit ist gespickt mit Feiertagen bzw. Tagen an denen nicht bestattet wird. Es sind in der Tat 16 Tage in diesem Jahr. Letzter Arbeitstag ist der Freitag, der 21.12.2007 und erster Arbeitstag ist der Montag, der 7.1.2008.
Davon sind nur 11 Bestattungstage, wobei die Freitage nur halb zählen, also sind es eigentlich nur 10 Bestattungstage.
An allen Tagen des Jahres haben wir Bereitschaft, es kann ja nicht sein, daß wir nicht einsatzbereit sind, wenn beispielsweise ein Vorsorgekunde verstirbt. Theoretisch könnte ein Bestatter auch mal einige Tage zu machen, dann müssten die potentiellen Kunden eben ein anderes Institut nehmen. Aber in dem Moment, in dem man Vorsorgeverträge abschließt, verlassen sich die Vorsorgepartner darauf, daß wir im Falle ihres Todes auch parat stehen.
Will man das unter einen Hut bringen, muß man entweder einen 365-Tage-Bereitschaftsdienst anbieten oder für nicht abgedeckte Tage und Zeiten eine Kooperation mit einem anderen Institut eingehen.
In unserem konkreten Fall haben wir die Tage unter drei Fahrer-Teams aufgeteilt. Es sind ja nicht nur Fahrer, auch wenn ich das oft so schreibe, sondern Bestattungshelfer, die sowohl die hygienische Versorgung, als auch das Einbetten usw. ebenfalls beherrschen. Damit ist sichergestellt, daß die Verstorbenen immer von A nach B kommen und dann auch sorgfältig und sachgerecht aufgebahrt werden könne.
Damit ist es aber nicht getan. Es muß ja noch jeweils eine Beratung bei/mit den Angehörigen durchgeführt werden. Auch hierfür muß jemand bereit stehen. Im Gegensatz zu Fahrerteams, wo ich immer zwei passende Leute koordinieren muß und einen Ersatzmann für den ungünstigsten Fall, brauche ich hier aber jeweils nur eine Person. In diesem Jahr teilen sich Frau Büser und Sandy den Dienst und ich bin als Reserve da. Sandy fährt zu den Leuten, die zu Hause beraten werden wollen, Frau Büser macht grundsätzlich nur im Büro ihre Beratungen, also nur bei Kunden, die zu uns ins Haus kommen.
Der dritte Bereich, der abgedeckt werden muß, ist die Verwaltung und Abwicklung.
Es muß ja auch jemand die Termine mit Friedhof, Pfarrer, Organist, Sargträgern und Verwaltung machen und die Abwicklung bei Standesamt, Gärtner usw. übernehmen.
Das regeln wir aber fallweise und ebenfalls im Bereitschaftsdienst. Frau Büser hat den Dienst eingeteilt, kommt selbst an jedem Werktag für eine Stunde sowieso ins Büro und hat sich andere Büromitarbeiter jeweils für einen Tag dazubestellt, falls was ist.
Wenn wir Glück haben laufen die Tage ruhig ab. Aber ehrlich gesagt: Sowas hatten wir noch nie.
Irgendwas ist ja immer.
Aber glücklicherweise haben die Leute immer Verständnis dafür, daß durch die Feiertage alles etwas zügiger und ohne großes Brimborium abläuft. Dieses ständige immer mal wieder ins Büro kommen und mal dies, mal das, mal jenes besprechen und ändern und neu besprechen… das fällt weg. Bei der Beratung wird alles geklärt, Punkt. Aber wie gesagt, die Leute sind da verständnisvoll und wollen auch in den meisten Fällen selbst keinen unnötigen Aufwand, sie sind im Gegenteil einfach froh, daß es überhaupt „zwischen den Jahren“ klappt.
Man sieht aber, daß der Beruf des Bestatters schon auch in dieser Hinsicht besondere Anforderungen stellt. Wir haben ja noch das Glück, eine ganze Reihe guter Mitarbeiter zu haben. Ganz anders sieht das aber bei kleinen Familienbetrieben und bei Berufsanfängern aus.
Da ist oft an Urlaub oder freie Tage gar nicht zu denken.
Besonders schlimm war das in der Zeit vor der Einführung des ISDN-Netzes und der Erfindung der Handys. Da war man ohne Rufumleitung und mobile Erreichbarkeit immer auch ans Firmentelefon gefesselt. Wer da nicht eine Oma oder einen Opa hatte, der immer beim Telefon saß, musste eben selbst zu Hause bleiben, immer.
Viele Bestatterfamilien kannte man gar nicht am Stück, man sah sie immer nur einzeln. Einer musste immer zu Hause beim Telefon bleiben.
Manche haben versucht, mit Kollegen aus dem gleichen Ort Arbeitsgemeinschaften, Kooperationen und gemeinsame Bereitschaftsdienste zu bilden. Das hat in manchen Städten auch ganz gut funktioniert, aber in den allermeisten Fällen ist das eher problematisch und der Neid der Kollegen untereinander ist zu groß, als das sowas auf Dauer funktionieren könnte.
In diesem Sinne: An alle Kollegen eine schöne und besinnliche Weihnacht mit genau soviel Verstorbenen, wie ihr gut verkraften könnt.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: beim, Bestatter, weihnachten
Wenn ich das so lese mit „bestattungsfreien Tagen“… wie lange darf ein Verstorbener eigentlich maximal liegen, bis er bestattet werden muss?
Da fehlt ein Satzteil…
„Bleibt die Verwaltung im Büro“…
Danke für den Hinweis. Der Satzbeginn war ein Überbleibsel, ich hab’s gelöscht.
vielen Dank für die Erklärung, ich find es immer interessant wie so etwas gehandhabt wird.
🙂
Tut mir ja auch leid, dass wir einen Kollegen von Tom mal über Weihnachten ‚beehren‘ mussten. Ich hätte meine Oma auch gerne noch länger behalten. Es hat aber alles reibungslos funktioniert, dass ein paar outgesourcte Sachen länger dauern (Trauerkarten) ist nicht zu ändern.
Der Vater meiner Freundin ist letzte Woche gestorben, heute war die Trauerfeier und nun wird er verbrannt. Die Urnenbeisetzung kann aber frühestens am 7. Januar stattfinden, da die Stadt Köln während der Feiertage anscheinend keine Bestattungen genehmigt. So habe ich es jedenfalls verstanden.
Ist das normal? Ich finde das irgendwie eine merkwürdige Regelung..!
Hihi: Irgendwas ist ja immer.
Was ich mal fragen wollte: Das geht mich natürlich einen feuchten Kehricht an, aber warum berät die Frau Büser grundsätzlich nur im Büro?
@ Magic Volker
bei Feuerbestattungen 7 tage bei Erdbestattungen 3 Tage