Sterben + Trauer

Wer „darf“ eigentlich trauern?

Bild von Jacques GAIMARD auf Pixabay

Zu meinem letzten Beitrag gab es einen kurzen Kommentar, der etwas ganz Wichtiges zum Thema Trauer zur Sprache bringt:

„Ich finde es sehr sehr wichtig, dass man die Trauer nicht runterputzt. Ich habe leider sowohl „Du hast die Grosstante nur einmal als Kind getroffen, du kennst sie ja gar nicht“ als auch „Das war ja nur eine Katze“ selbst erlebt und ich hätte dem Sprecher beide Male den Hals umdrehen wollen …“

Ich kann nur zustimmen: Ich finde es auch sehr wichtig, die Trauer von anderen nicht kleinzureden. Egal, um wen es geht und wie eng der Kontakt war. Das Problem kennen zum Beispiel auch viele Frauen, die ein Kind früh in der Schwangerschaft verloren haben. Da heißt es auch oft: „War ja erst in der achten Woche.“ oder „Du kannst ja jederzeit wieder schwanger werden.“ Dieses Beurteilen ist verletztend, wenn man selbst gerade trauert. Und es unterbindet jede weitere konstruktive Kommunikation und führt im blödesten Fall dazu, dass die Trauernden mit ihrem Schmerz alleine sind.

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Um wen und was trauern wir?

Trauer ist der Schmerz über einen schwerwiegenden Verlust. Auch nach einer Trennung trauern wir zum Beispiel. Üblicherweise bezieht man den Begriff Trauer aber auf den Umgang mit einem Todesfall. Wie stark und bei wem wir Trauer empfinden, ist sehr individuell. Ein Tier kann einem Menschen sehr nahe sein, sodass der Verlust extrem schmerzhaft ist. Es gibt Menschen, mit denen man sich eng verbunden fühlt, obwohl man sich nur selten (oder sogar nie) getroffen hat. Erinnert ihr euch noch, wie die Welt um Lady Di getrauert hat? Obwohl die meisten Menschen sie nie auch nur aus der Ferne gesehen haben, war das für Tausende ein schwerer Verlust, der mit langer Trauer verbunden war. Warum sollte man dann nicht über eine Großtante trauern dürfen, die man kaum kannte? Trauer hat ja auch immer mit dem sozialen Gefüge zu tun. Als die letzte meiner Großtanten starb, war ich sehr traurig darüber, dass nun die letzte aus dieser Generation meiner Familie gegangen war. Und manchmal trauert man auch sehr um die Sterblichkeit an sich, um die eigene Vergänglichkeit, die einem bei einem Tod bewusst wird.

Nehmt die Trauer anderer Menschen ernst!

Wenn jemand sagt, dass er oder sie gerade trauert, dann ist es deine Aufgabe, das als gegeben hinzunehmen. Jemandem die Trauer abzusprechen, ist respektlos. Auch dann, wenn du denkst (oder sicher bist), dass du in einem ähnlichen Fall nicht so sehr trauern würdest. Probleme und Gefühle sind noch nie weggegangen, weil jemand behauptet hat, sie wären doch gar nicht wichtig oder angemessen. „Das tut mir sehr leid“ oder „Was kann ich für dich tun“ sind adäquate Reaktionen. „Stell dich nicht so an“ (in allen Variationen) ist keine. Selbst dann, wenn du innerlich mit den Augen rollst.

Ist doch gar nicht so schwer 🙂

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