Mein Opa ist ja gerade gestorben. Er war sechs Jahre im Heim mit einem absolut wunderbaren Pflegedienst, die ihn alle ganz schrecklich lieb gewonnen haben, weil er halt so lange da war und sie ihn zunehmend intensiv begleitet haben und weil er auch einfach jemand sehr besonderes war. Für uns ist es ganz selbstverständlich, dass sie alle gerne zur Beerdigung kommen dürfen. Es wurde schon was von „Schicht tauschen“ gemurmelt, damit alle kommen können, die möchten. Die hiesigen Corona-Regeln machen uns da bis dahin hoffentlich keinen Strich durch die Rechnung.
Aber wie ist das denn so ganz generell? Ist das üblich, dass der Pflegedienst da auftaucht? Das einzige was ich dazu gefunden habe, ist ein Leitfaden für Pflegekräfte, dass der Bezugspfleger anzutreten hat. In der Praxis wird es bei einem so intensiven und guten Verhältnis sicher hin und wieder mal vorkommen, dass zumindest der Lieblingspfleger kommt oder so. Aber gibt es da eine gesellschaftliche Konvention?
Du warst auf bedeutend mehr Beerdigungen als ich und kannst da bestimmt was spannendes zu erzählen
Die klare Antwort auf diese interessante Frage lautet:
Das hängt davon ab.
Entscheidend ist doch menschliche Miteinander. Dort wo keine emotionale Bindung entsteht, kommt vielleicht allenfalls der „Pflichtabgesandte“. Ist aber eine engere Beziehung entstanden, dann mag das Bedürfnis bei allen betroffenen Pflegern sehr groß sein, beim Sterben, kurz danach und bei der Beerdigung dabei zu sein.
Als meine Mutter fast zwei Jahre lang gestorben ist, hat sie in ihren guten Stunden eine ganz herzliche und humorvolle Beziehung zu den Pfleger*innen aufgebaut.
Die Leute sagten immer, sie freuten sich richtig auf die Zeit mit meiner Mutter.
Wir haben die Pfleger*innen auch immer brav mit Kaffee und Plätzchen versorgt und bei uns in der Küche durften sie auch mal eine rauchen (im Pflegedienst wird mitunter viel gequalmt). Wir haben uns auch mit Trinkgeldern nicht lumpen lassen, denn ihr wißt ja: Jede Mühe verdient ihren Lohn.
Aber das war nicht entscheidend. Allein das Menschliche, der nette Umgang aller Beteiligten miteinander und die herzlich-humorvolle Art meiner Mutter waren es, die schließlich dafür sorgten, dass bei ihren letzten Atemzügen fünf Pfleger*innen dabei waren. Zur Beerdigung sind diese Leute (wenn auch nur kurz) ebenfalls gekommen.
Einmal hatten wir den Pflegedienst gewechselt, weil die Damen vom ersten Dienst ganz einfach dreckig waren. Ungepflegt, von Hygiene keine Ahnung und auch noch unverschämt. Als die alte, sterbenskranke Frau darum bat, man möge ihr aus der Küche eine Tasse fertig zubereiteten Kaffees holen, wurde uns das mit 24 D-Mark (Mithilfe bei der Haushaltsführung) in Rechnung gestellt.
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Ach Peter, es wird Dir völlig egal sein. Aber auch Du benutzt jetzt Sterne zur Kennzeichnung gesellschaftlicher Minderheiten. In bester deutscher Tradition.
Sei Dir gegönnt. Du hast mir jahrelang viel Hilfe gegeben. Du hast zwar nicht geantwortet, als ich dir viele Taler überwies, und Deine Hilfe brauchte. Aber egal. Wünsche Dir nur alles Gute!
Nach 16 Jahren ambulanter Pflege kann ich sagen: Ich habe versucht, bei (fast) jedem meiner Klienten zur Trauerfeier zu gehen. So professionell ich auch pflege, ebenso möchte ich mich auch verabschieden.
Letztendlich kanndarfmuss das jede/r selbst entscheiden. Die Basis des Verhältnisses ist ein Vertrag, der (spätestens) mit dem Tod endet, von daher entsteht ja keine Pflicht.
Auffällig sind Angehörige, die sich zu Lebzeiten gegenüber dem Pflegedienst wie der letzte Arsch verhalten und anschliessend Lobhudelei und/oder beteiligung an der Trauer erwarten. Nö. Einfach Nö.
Gruss, Jens