Ich habe ja vollstes Verständnis dafür, dass Portal-Betreiber ihre Internetangebote auch irgendwie monetarisieren möchten. Immerhin wird viel Arbeit in die oft sogar kostenlos zu erreichenden Webseiten gesteckt. Kostenlos bedeutet, dass der Nutzer nichts bezahlen muss, um die Inhalte zu konsumieren. Ihm entstehen also keine Kosten. Anders sieht das auf der anderen Seite aus: Der Betreiber hat teilweise immense Kosten zu tragen.
Anwender denken oft, ein Blog oder eine Portalseite kosten ja nicht viel. Diverse Anbieter werden doch im Fernsehen mit 99-Cent-Webseiten. Tatsächlich sieht das aber etwas anders aus. Solche Billigangebote reichen einer Privatperson oder kleinen Firma zum Einstieg. Eine Webseite, die auch nur einen halbwegs vorzeigbaren Erfolg hat und demnach auch viele Besucher zu verzeichnen haben, benötigt ein ganz anderes Grundgerüst an Hard- und Software. Denn nichts, aber auch gar nichts im Internet ist kostenlos. Letztlich zahlt man für Server, Speicher, CDN-Systeme, Backuplösungen, Bandbreite, Transportleistung, Betreuung und Bedienung und nicht zuletzt auch für jede Menge Software und Plugins. Da kommen bei einer mittelschwach besuchten Seite schon mal mehrere hundert Euro im Monat zusammen. Bei großen Portalen sind es tausende.
Es muss also niemanden wundern, dass die Anbieter versuchen, auf irgendeine Weise auch Einnahmen zu generieren. Am einfachsten ginge das, indem man vor das Angebot eine Bezahlschranke setzt. Wer lesen will, muss zahlen. Aber das funktioniert, so zeigt die Erfahrung, nur bei großen Portalen. Blogbetreiber bieten ihren Lesern meist Anreize zum Spenden, also zur Leistung eines gelegentlichen, freiwilligen Beitrags an. Hier kann ich gerne aus eigener Erfahrung berichten, dass in den rund 20 Jahren, in denen ich schon regelmäßig veröffentliche, insgesamt sicher weniger als 500 Euro eingegangen sind, also 25 Euro pro Jahr oder grob 2 Euro im Monat… Darauf zu setzen, ist also auch der falsche Weg.
Bleibt die Werbung. Da gibt es zahlreiche Anbieter, die Anzeigen auf Webseiten schalten und dem Seitenbetreiber einen kleinen bis klitzekleinen Anteil an den Werbeeinnahmen ausschütten. Doch auch das kann man letztendlich vergessen. Warum? Weil viele Werbetreibende gerne Affiliate-Werbung machen möchten. Der Anbieter blendet andauernd seinen Markennamen und seine Produkte ein, erzielt einen sozusagen permanenten Werbeeffekt, zahlt aber nur dann ein paar Prozentchen aus, wenn tatsächlich jemand auf diese Werbeanzeige klickt und dann etwas kauft. Und wirklich kontrollieren kannst Du das als Seitenbetreiber ohne größeren Aufwand auch nicht.
Bleibt die allgegenwärtige Google-Werbung. Adsense ist ein Programm, mit dem man tatsächlich auf die Dauer eine gewisse Einnahmequelle erschließen kann. Allerdings belohnt Google viele Views, also viele Seitenbesuche, gleich wie lang die auch sind.
Marktschreier, Promi-News, Galerien „Willst Du wissen, wie Uschi Glas heute aussieht?“ und reißerische Überschriften ziehen viele Besucher an, die dann ein paar Minuten bleiben, Einnahmen generieren und wieder verschwinden. Meine Seiten aber sind beispielsweise darauf ausgelegt, die Menschen zu unterhalten. Es gibt längere Texte, lange Fortsetzungsgeschichten und die Besucher bleiben sehr lange auf der Seite. Aber unabhängig, wie unterhaltsam oder informativ das ist und wie lange der Nutzer den Nutzen nutzt, es gäbe nur einmal einen Bruchteil eines Cents oder so. So etwas verleitet zu Clickbaiting, also zum Anlocken von Netzsurfern durch hochtrabende Schlagzeilen, die dann im Text nicht bedient werden.
Ein weiteres Mittel, um Geld einzunehmen, sind Mitgliedschaften. Der Seiten- oder Kanalbetreiber bietet seinen Lesern an, Mitglied einer erlauchten Runde zu werden. Dafür bezahlen die Nutzer einen regelmäßigen Obolus und erhalten im Gegenzug irgendwelche albernen Gimmicks. Das können bunte Icons sein, die neben dem Namen des Nutzers auftauchen, oder die Nutzer dürfen in speziellen Fragestunden Fragen stellen usw. Manchmal ist an die Mitgliedschaft auch der Konsum extra für diesen Personenkreis erstellter Inhalte geknüpft. Ganz ehrlich? Ich will doch möglichst vielen Menschen etwas bieten und nicht nur einem kleinen zahlenden Kreis.
Kommt noch die Amazon-Werbung: Amazon bietet im Rahmen seines Partnerprogramms an, dass man Werbeanzeigen für Amazon an sich oder bestimmte Produkte einblendet. Klickt hier dann ein Nutzer drauf, bekommt man nicht nur von dem aktuell eventuell stattfindenden Kauf etwas ab, sondern auch von künftigen Käufen innerhalb einer gewissen Zeit. Amazon merkt sich also, auf welcher Seite man zu Amazon abgebogen ist und belohnt das noch ein bißchen weiter. Der Spaß endet aber dann, wenn der User auf einer anderen Webseite auf eine Amazonwerbung klickt, ab dann bekommt dieser Seitenbetreiber die Provision. Aber wirklich nennenswert sind die Erlöse auch bei Amazon nicht. Erstens senkt man dort stetig die Provisionen und es klicken auch zu wenig Leute auf die entsprechenden Links.
Bitte nicht falsch verstehen, das ist kein Gejammer mit dem Ziel von Dir/Euch irgendetwas einzufordern. Um Himmels Willen! Niemand zwingt mich ja, meine Seiten zu betreiben.
Ich möchte in erster Linie dem Eindruck etwas entgegenstellen, man könne sich mit Webseiten in meiner Größenordnung eine goldene Nase verdienen. Tatsächlich ist das ein Zuschussgeschäft bzw. ein gar nicht so preiswertes Hobby.
Nebenbei bemerkt:
Das Titelbild zeigt eine Webseite, auf der ich heute einen Artikel gerne gelesen hätte. Leider wird mehr als die Hälfte der Seite durch eine aufdringliche Sparkassen-Werbung verdeckt, die sich auch nicht wegklicken lässt.
- werbung: screenshot
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Keine Schlagwörter vorhanden
Mein Mitleid hast du, und das ganz ohne Häme, denn das ist wirklich eine schwierige Nummer… selbst wenn es nur darum geht die Unkosten zu decken.
Ich fand übrigens seinerzeit deine Bücherverkäufe inkl. Widmung/Autogramm eine schöne Sache. Aber keine Ahnung ob da genug kleben bleibt um den Direktvertrieb auf sich zu nehmen…
Ich denke mir, wenn man einige Deine Bücher gekauft hat, sollte das doch zumindest ein wenig indirekt bei der Finanzierung geholfen haben. das dürfte imho noch ein Weg Dich zu unterstützen.
Ich habe mehrere Freunde, die auch Blogs betreiben und davon genauso ein Lied singen können. Auch da ist es eher ein Zuschußgeschäft um nicht zu sagen ein Hobby. Sie haben leider keine „Produkte“ über sie das querfinanzieren können. Aber sie würden vermutlich trotzdem nicht davon ablassen.
Jedenfalls ist es immer angenehm, wenn es in Deinem Blog etwas zu lesen gibt.
Natürlich hat die Buchschreiberei etwas eingebracht. Aber man muss wissen, dass bei einem Ladenpreis von 10 Euro immerhin 5 Euro für Großhandel und Buchhändler draufgehen.
Bleiben 5 Euro, von denen die Buchherstellung und das Marketing 2,70 Euro ausmachen.
Die verbliebenen 2,30 Euro teilen sich der Verlag 70/30 oder 60/40, wobei der Autor die 30 oder 60 ist.
De facto hast Du also nen Euro pro Buch.
Ich müsste also jeden Tag 80 Bücher verkaufen, um auf den Mindestlohn zu kommen.
Nicht zu vergessen, daß fast jeder einen AdBlocker aktiv hat, eben WEIL die Werbung auf vielen Seiten einen erschlägt, schlimmer als manche privaten TV-Sender es machen.
Ich glaube, eine Seite gescheit zu monetarisieren, ohne daß die Besucher in den Kaufwahn verfallen müssen oder kurz vor einem epileptischen Anfall stehen, weil es an jeder Ecke blinkt, ist gar nicht (mehr) möglich.
Da hast Du Recht! Mein Horror: Ich entdecke im Feed einen interessanten Artikel. Dann klicke ich den an. Zuerst kommt der Borland Cookie-Hinweis, den ich wegklicken muss. Dann erscheint ein Popup, das mich aufdringlich dazu animieren will, den Newsletter zu abonnieren. Ich klicke auch das weg. Dann meckert die Seite, dass ich den AdBlocker an habe. Ich schalte ihn also aus.
Und dann? Dann ist die Seite ausgegraut und ich soll 7,99 Euro pro Woche zahlen, um diesen einzelnen Artikel lesen zu können.
Vielleicht in der Zittauer Grubenzeitung, in der ich vermutlich nie wieder etwas lesen will.
Vorbildlich: Die Stiftung Warentest. Du kannst die Artikel fast vollständig lesen, und für die letztlichen Testergebnisse zahlt man einmalig einen Euro.
Ja, es gibt auch positive Beispiele.
Bei so „Horror-Seiten“ (allein dieses ständige Cookie-Gefrage nervt schon) kommt man mit etwas Fachkenntnis manchmal doch an den Inhalt (per DOM-Manipulation), aber das kann ja auch nicht Sinn und Zweck der Übung sein…
Peter, es gibt für mich derzeit nur eine Möglichkeit, mich und meinen Computer einigermaßen sinnvoll zu schützen: Adblocker dauerhaft an. Und im Firefox habe ich den http-referer (nur korrekt mit dem Rechtschreibfehler) ausgeschaltet, also funktioniert Amazon Affiliate so auch schon mal nicht. Es gab mal Flattr, ist aber tot. Patreon ist was für die Youtuber. Und Paywalls, nee, da bin ich sofort weg. Es gibt keine News, die ich irgendwo anders nicht auch finden würde, in kürzester Zeit. Wie kann man also Blogger sinnvoll unterstützen? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Es fehlt eine Micropayment-Methode, durch die man für einen brauchbaren Artikel, sagen wir, 5 oder 10 Cent spenden könnte. Klingt nach wenig, aber ich lese so ca. 20 bis 30 Beiträge täglich, bei denen ich sage, ja, da würde ich gerne etwas spenden, aber wenn der Mindestbetrag 1 Euro pro Artikel ist, dann übersteigt das mein Monatsbudget bei Weitem. Abgesehen von den lästigen Anmeldeprozeduren, aber die sind ein ganz anderes Thema. Es gibt einen Grund, weshalb ich kein Netflix- oder Spotify-Abo abgeschlossen habe. Nicht,… Weiterlesen »
Amazon-Affiliate ist ja deshalb sinnlos geworden, weil die großen wie Chip teils in ihren Downloads Software installieren, die alle Affiliate-Codes in Links hinterrücks eliminieren und durch ihre eigenen ersetzen. Also gezielt den kleinen die paar Pennys abköpfen, wenn jemand bei ihnen ein empfohles Buch kauft.
Und wenn man dann bedenkt, daß es bei auch nur einem juristischen Ärger in 30 Jahren sofort um eine halbe Million gehen kann, dann kann kein Mensch das online je verdienen.