Bei den lustigen Fragen und Antworten von heute Morgen war auch diese dabei:
Frage: Ist das noch im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten?
Antwort: Wir bezahlen sowieso nicht.
Dazu möchten jetzt einige die ganze Geschichte und/oder meine Antwort wissen.
Also gut:
Die Frau war etwa Mitte Dreißig, kam durchaus gut angezogen daher und machte einen sehr gepflegten und auch keineswegs dummen Eindruck.
Irgendetwas ließ mich aber gleich am Anfang stutzen, denn Preise schienen für sie keine Bedeutung zu haben.
Beim Sarg sollte es der Teuerste sein, Wäsche, Sargausstattung und auch die Urne, alles vom Allerfeinsten. Gut, ich schwatze niemandem was auf, wenn es nicht sein muß, aber dafür halte ich niemanden davon ab sich oder seinen verstorbenen Lieben eine teure Bestattung zu gönnen, wenn er es sich denn leisten kann.
Sie konnte offenbar, denn als ich bei einem Artikel auch noch eine günstigere Alternative vorschlug, kassierte ich einen vorwurfsvollen Blick und den Kommentar: „Das lassen Sie doch mal meine Sorge sein. Wenn ich das da will, dann will ich das da und nichts Billiges.“
Meine Kohle ist es nicht und wer bezahlt, der bestimmt auch wie der Mottek geschwungen wird.
So eine saftige Kostenzusammenstellung hatte ich schon lange nicht mehr zusammengerechnet und ich wies die Kundin eindringlich nochmals auf die Gesamtsumme hin, was sie aber kühl abnickte: „Das ist schon in Ordnung, da kommt es uns nicht darauf an.“
Doch was veranlasste mich dann zu der Frage, ob der Betrag noch im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten sei, wird bestimmt jetzt der eine oder andere wissen wollen. Das kam so:
Wir schlossen mal den Teil, der unsere Kosten betraf ab und wandten uns der Frage des Grabes zu. Da wandelte sich auf einmal die Einstellung zu den Kosten gehörig. „Huch, so teuer ist das? Das kann sich ja kein Mensch leisten. Mein Vater war schließlich ein ganz einfacher Mann, der immer ganz schlicht und bescheiden gelebt hat, der hätte diesen Pomp gar nicht gewolt. Man muß ja auch schließlich ein wenig auf den Geldbeutel schauen, ist ja alles teuer genug.“
Da sollte also dieser „einfache Mann, der immer ganz schlicht und bescheiden gelebt hatte“ in einem fürstlichen Sarg beigesetzt werden, aus dessen Holz die Leute bei |KEA Möbel für eine ganze Reihenhaussiedlung machen würden. Irgendwie passte das nicht zusammen.
Auch bei den Kosten für die Trauerhalle auf dem Friedhof und für die Grundgebühr, das Beisetzen und die Sargträger versuchte die Frau die Kosten zu drücken. So kam es, daß ich dann, als unsere Kosten und die öffentlichen Gebühren feststanden, noch einmal die Gesamtsumme errechnete und ihr präsentierte. Und genau da stellte ich die Frage, ob das alles in den Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten passt.
Ausgesucht ist da nämlich schnell mal was und hinterher tut man sich dann beim Bezahlen schwer und wir Bestatter haben dann einmal mehr den Ärger. Lieber einmal etwas indiskret gefragt und dann nötigenfalls günstigere Alternativen empfohlen.
„Das bezahlen wir doch sowieso nicht!“
„Wie, das bezahlen Sie doch sowieso nicht?“
„Na, das ist ganz einfach, die Kosten des Bestatters zahlt mein Opa, der Vater des Verstorbenen und das Grab und die Trauerfeier zahlen mein Mann und ich.“
Ach so!
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: bezahlen, nicht, sowieso
Boah, watt dreist!
Wenn der Opa zahlt, sollte der aber auch aussuchen und den Vertrag unterschreiben, oder nicht?
Krass, und da reg sich einer über die Sozialschmarotzer auf (ich dachte an das Sozialamt was zahlt, aber ich glaub, der Fall kann eh nicht eintreten, wenn ich so zurückdenke an vorhergehende Blogeinträge), das ist ja wohl unglaublich…. wenn das man kein Ärger gibt hinterher. Und wenn der arme Opa Pech hat, ist er auch so ein gutmütiger und lässt sich voll ausnutzen… hoffentlich haut der auch auf den Putz so wie der Herr Börse 😀
…….ACHTUNG!!…….
……habe mich gerade übergeben müssen….
……….Darf die Frau mal würgen…..oder möchtest Du, Tom, keine weitere Leiche im Keller haben?
@alle Vorposter: Steht in dem Text irgendwas davon, dass das mit dem Opa nicht genau so abgesprochen war?
Ihr lyncht die Frau schon, obwohl ihr die Gesamtumstände überhaupt nicht bewerten könnt…
Hast Du nicht wenigstens drauf bestanden, daß der Opa bitte den Vertrag auch selbst unterschreibt, wenn er derjenige ist, der für die Kosten einstehen soll?
Hier passt das schöne Wort vom „schröpfen“.
Ich war mal mit meinem jetzigen Schwager und meiner Schwester in einem Restaurant, als der noch Student war. Als wir gehen wollten, sagte ich dem Kellner, daß ich alles zusammen bezahlen wolle. Als mein Schwager das hörte sagte: Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich mir ein besseres Essen bestellt. Ich war danach um eine Erkenntnis reicher.
@Daniel: Stimme Dir zu. Da kann was dran sein.
Das nenne ich mal eine faire Kostenaufteilung!