Frag doch den Undertaker

Woran erkenne ich einen guten Bestatter?

Das Wichtigste an einer Bestattung ist doch, daß man hinterher sagen kann, daß alles so gelaufen ist, wie man es sich vorgestellt hat und daß man die Rechnung mit dem Gefühl bezahlt, daß man für sein Geld auch eine entsprechende Gegenleistung erhalten hat.
Also in Kurzform: Alles ist gut gemacht worden und war sein Geld wert.

Nur, das Dumme an der ganzen Sache ist, daß man das immer erst hinterher weiß und hinterher ist einfach zu spät.

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Also wäre es doch klasse, wenn man vorher schon an irgendwas erkennen könnte, ob ein Bestatter zu den Bestattern gehört, die den oben genannten Ansprüchen gerecht werden. Aber leider muß ich die Hoffnungen auf irgendein leicht wahrzunehmendes Erkennungsmerkmal zunichte machen.

Es gibt kein Logo, kein Verbandsabzeichen, keine ISO-Norm oder DIN, die irgendetwas von alledem garantiert.
Man kann innerhalb gewisser Grenzen davon ausgehen, daß die Bestatter, die den großen Berufsverbänden angehören, sich um Seriosität bemühen. Nicht mehr und nicht weniger.

Nichts schützt einen vor Unfreundlichkeit, schluderiger Auftragsausführung, in Routine erstarrter Beratung und mangelnder Preis- und Leistungstransparenz, nichts.

Schon gar nicht kann man sich auf Testberichte von Zeitschriften und irgendwelchen „unabhängigen“ Institutionen verlassen. Entweder die haben von Tuten und Blasen keine Ahnung oder sie testen durch das Versenden von Fragebogen an die zu Testenden (!) oder aber sie sind eben nicht so unabhängig wie sie vorgeben es zu sein.

Letztenendes gibt es nur drei Möglichkeiten, sich im Voraus ein Bild von dem zu machen, was einen erwartet.
Die erste Möglichkeit ist banal. Man schaut sich die Empfehlungen hier im Weblog an. Mit den dort genannten Häusern stehe ich in Kontakt und kenne die Gepflogenheiten. Würden die nichts taugen, stünden sie nicht hier im Bestatterweblog. Keines der genannten Unternehmen bezahlt für diese Empfehlungen, wenngleich ich -bevor da jemand was vermutet- gleich dazu sage, daß die Inhaber im Nachhinein und völlig ohne Aufforderung hin und wieder eine Spende für die an sich kostenlose Werbung leisten. Nichtsdestotrotz bleibt es dabei: Zu den Unternehmen kann man hingehen.
(Unternehmen, die da auch dabei sein möchten, mögen sich bitte melden. Auf Zuschriften wie: „Mach doch uns auch mal da rein“ reagiere ich gar nicht.)

Die beiden anderen Möglichkeiten sind auch ganz einfach.
Zum einen ist da die Mundpropaganda. Man höre doch einfach mal auf das, was andere Leute erzählen und wie deren Erfahrungen sind. Ruhig auch mal nach den Preisen fragen und nachbohren.

Es ist im Übrigen auch überhaupt keine Garantie für eine ordentliche Abwicklung, wenn man zum größten, ältesten, traditionsreichsten, bekanntesten oder zum am Lautesten werbenden Haus in der Stadt geht.
Die sind oft nur deshalb so groß, weil sie eben auch am meisten für ihre Dienste verlangen.

Zum anderen hat man doch die Möglichkeit, sich selbst zu informieren.
Man kann zu einem Bestattungshaus einfach hingehen und sich umschauen, ein Informationsgespräch führen und sich auch die Preise sagen lassen, selbst wenn man aktuell gar keinen Sterbefall hat.
Will man dort nicht, daß sich Interessierte einmal umschauen, will man ohne konkreten Anlass nicht beraten, will man auch keine Preise nennen… na dann nichts wie weg da; und nie wieder hingehen!

Nun ist es aber oft zu spät, man benötigt den Bestatter schnell und kann nicht erst noch Meinungen einholen und endlose Gespräche führen.

Na dann geht man eben zu dem Bestatter von dem man meint, er könne der Richtige sein.
Dort achte man dann zunächst darauf, wie höflich und einfühlsam einem begegnet wird. Man muß sich als Kunde beim Bestatter gut aufgehoben fühlen. Er soll einem für recht viel Geld den Weg durch einen schwierigen Prozess zeigen und ebnen, da wird man wohl verlangen können, daß er wenigstens nett zu einem ist.

Bei der Auswahl der zu liefernden Waren, wie Urne, Sarg, Sargausstattung oder Totenbekleidung, ist es wichtig, daß der Bestatter Alternativen zur Auswahl bereit hält. Man muß sowohl von der Ausführung her, als auch von den unterschiedlichen Qualitäten und den Preisen eine solche Auswahl vorfinden, daß man exakt die Waren bekommt, die man haben möchte und die man guten Gewissens bezahlen kann und will.
Etwas nehmen zu müssen, nur weil der Bestatter sagt „Ja in dem Fall kommt nur das hier in Frage“, ist völlig falsch.
Der macht seinen Job schon so lange und müßte für nahezu alle Eventualitäten etwas anzubieten haben und nicht nur eine teure „Notlösung“.
Nachfragen! Alternativen zeigen lassen!
Geiz ist doch angeblich so geil, warum sollte man dann nicht beim Bestatter auch auf den Preis schauen?

Sind die Erklärungen des Bestatters schlüssig? Hat er überhaupt etwas erklärt?

Nicht nur während des Beratungsgespräches hat der Kunde ein Anrecht darauf, zu erfahren was alles einzeln kostet, sondern am Ende des Beratungsgesprächs steht eine detaillierte Kostenaufstellung.
Bekommt man die nicht, dann heißt es wieder: nichts unterschreiben, weggehen und woanders hingehen.

Die Kostenaufstellung muß eine komplette Übersicht über alle Dienstleistungen und Waren enthalten und zwar detailliert, Position für Position und jeweils mit Preis und inklusive Mehrwertsteuer.
Manche Bestatter glauben immer noch, sie könnten zur ersten Schönung ihres Angebotes die Umsatzsteuer einfach weglassen und dann später auf der Endrechnung doch mit draufpacken. Nee, nee, der Kunde hat ein Anrecht darauf, zu wissen, was es ihn komplett am Ende kosten wird.
Klar, für irgendwelche Dinge, die sich so unterwegs noch ergeben, muß man mit gewissen Mehrkosten rechnen. Nicht alles ist am Tag der Auftragerteilung absehbar und manchmal ändern sich auch Bedingungen und die Wünsche der Kunden. Okay, dann muß man aber selbst immer wieder nachfragen, was denn nun an Mehrkosten entsteht, wenn man es so oder so macht.
Innerhalb gewisser Grenzen, sagen wir mal maximal 10%, kann der vom Bestatter anfangs angegebene Preis also durchaus schwanken, aber das müßte er dann auch schon begründen können.
Für alles was nachträglich noch hinzukommt muß man natürlich auch draufzahlen, ist ja logisch. Oft genug hatte ich den Fall, daß Leute für 1.500 Euro bestellen, dann für 300 Euro nachbestellen (Blumen z.B.) und hinterher auf den ersten Preis von 1.500 Euro pochen, so geht’s ja nun auch nicht.

Aber: Aus dem ersten Beratungsgespräch ergibt sich eine Kostenaufstellung und erst wenn man die hat, dann unterschreibt man irgendwas und vor allem nimmt man die Kostenaufstellung mit! Manche Ketten zeigen einem was, man bekommt es aber nicht in die Finger…

Passt einem das Angebot des Bestatters nicht, dann kann man die Sache einfach bleiben lassen.
„Vielen Dank, aber Sie haben nicht das was wir wollen / Sie sind uns zu teuer / Sie haben uns nicht gut beraten.“
Dann geht man eben woanders hin.
Oder man sagt: „Ich danke Ihnen herzlich, möchte aber noch eine Weile in Ruhe überlegen und melde mich bald wieder bei Ihnen.“

Dann kann man woanders noch ein Vergleichsangebot einholen.
Aber nicht mit dem Angebot von Bestatter A zu Bestatter B gehen, sondern neu beraten lassen!

Und bitte: Wenn man sich für das zweite oder dritte Angebot entscheidet, sollte man so fair sein und den anderen beiden kurz telefonisch absagen.

Bestatter, die sofort die Leiche holen wollen und dann erst Zeit für das Beratungsgespräch haben, die sollte man nur nehmen, wenn man ganz sicher sowieso zu ihnen gegangen wäre!
Sonst entstehen bereits nicht unerhebliche Kosten ohne daß man weiß, was sonst noch auf einen zu kommt!

Für jede Waschmaschine wird hart verhandelt, bei der Anschaffung eines Fernsehers überlegt man sich ganz genau, zu welchem Laden man geht und einen unfreundlichen oder unfähigen Verkäufer würde man doch auch stehenlassen… Im Grunde ist die Auftragvergabe an einen Bestatter genauso wie der Kauf von herkömmlichen Artikeln oder die Vergabe eines Handwerkerauftrags ein ganz normales Geschäft.
Nichts daran rechtfertigt merkwürdiges Verhalten oder irgendwelche verdeckten Kosten usw.

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(©si)