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Frag den Bestatter

Zahnprothese, Gebiss, Zahnersatz, dritte Zähne. Was macht der Bestatter?

orgel

Lieber Herr Wilhelm,
ich bin durch irgendeinen geheimnisvollen Internetzufall auf ihren Blog gestossen und lese ihn seitdem immer wieder mit Interesse. Möglicherweise liegt es daran, daß ich zuviel Six feet under gesehen habe. 😉
Nun zu meiner Frage:
Meine Mutter quält sich seit dem Tod ihres Lebensgefährten immer wieder mit der Frage, wo seine Zahnprothesen hin verschwunden sind.
Da nur sie bei der Aufbahrung einen letzten Blick auf den Verstorbenen geworfen hat, kann ich dazu selbst leider nichts sagen, aber sie behauptet steif und fest, er hätte seine Zahnprothese nicht mehr im Mund gehabt. Gibt es dafür eine vernünftige Erklärung?
Falls ja, wäre ich Ihnen wirklich dankbar für eine Antwort, weil ihr das Fehlen der Prothese nach wie vor Kopfzerbrechen bereitet.
Vielleicht noch zur Info:
Ihr Lebensgefährte ist an Krebs im Krankenhaus in ihrem Beisein verstorben und dort waren die Zahnprothesen noch vorhanden.
Mit freundlichen Grüßen
S

In aller Regel spricht nichts dagegen, einem Verstorbenen sein Gebiß wieder einzusetzen. Es ist die einfachste Möglichkeit, um dem Gesicht des Verstorbenen ein möglichst natürliches (also den Angehörigen bekanntes) Aussehen zu verleihen.
Für die hygienische Versorgung eines Toten kann es notwendig sein, die Zahnprothese kurzfristig zu entnehmen.
Manchmal paßt aber das Gebiß auch nicht mehr so recht und dann greift der Bestatter, wie auch in dem Fall, daß das Gebiß nicht „mitgeliefert“ wird, zu einem Mundfüller. Dieses kleine Kunststoffteil füllt die Partie zwischen Zahnfleisch und Wangen bzw. Lippen und erweckt den Eindruck eines Geisses; der Mund sieht dann nicht eingefallen aus.

Warum jetzt ausgerechnet in diesem Fall das Gebiß nicht wieder eingesetzt werden konnte, kann man nicht so ohne weiteres beantworten; das kann sehr viele Gründe haben.
Aber Vorsicht! Die Kinnpartie eines Verstorbene hat das Bestreben nach unten abzusinken, dadurch kommt es zu einem auch seitlichen Zug auf die Wangenpartie, was wiederum eingefallene Wangen und einen schmalen Mund zur Folge hat. Da die Lippen oft fixiert sind, entsteht trotz eingesetzten Gebisses manchmal der Eindruck, ein solches sei gar nicht vorhanden.

Zusammengefaßt:
Der Bestatter ist froh, wenn das Gebiß mitgegeben wird. Er setzt es dem Verstorbenen wieder ein. Ist keines vorhanden, wird er durch Mundfüller den Mund entsprechend modellieren.
Trotzdem kann es manchmal so aussehen, als ob kein Gebiß eingesetzt sei.
Gebisse werden nicht zurückgehalten, gesammelt und verkauft.


Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:

keine vorhanden

In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 21. August 2012 | Peter Wilhelm 21. August 2012

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diabolo
11 Jahre zuvor

Leider ist das Einsetzen einer Zahnprothese nicht für jeden Bestatter so selbstverständlich, wie es seien sollte.
Die Entnahme der Prothese vor der hygienischen Versorgung ist meiner Meinung nach zwingend erforderlich, um einerseits das Gebiß und andererseits auch den Mund- und Rachenraum ordentlich und wirkungsvoll reinigen zu können.
Anschließend sollte die Zahnprothese wieder eingesetzt werden und der Mund entsprechend verschlossen werden.
Leider sieht die gängige Praxis in vielen Fällen etwas anders aus.

In der letzten Zeit höre ich allerdings auch gelegentlich von Zahnprothesen, die z.B. im Krankenhaus verschwunden sind – hab mich dann mal gefragt, was jemand mit z.B. gestohlenen Prothesen machen will.
Ein befreundeter Zahntechniker hat mir dann erklärt, dass das aufwendigste beim Zahnersatz die Zähne selber sind, das Drumherum ist Kunststoffmasse. Also kann man aus Zahnprothesen wohl auch Bargeld machen – ACHTUNG, ist nur mein gefährliches Halbwissen und daraus resultierende Vermutungen.

Designierter Komposti
11 Jahre zuvor

Standardantwort auf alle Zweifelsfragen: Ebay. Nein, meine eigenen geb ich nicht her.

Big Al
11 Jahre zuvor

Kleine Anmerkung am Rande: Habe es beim Abholen zuhause Verstorbener schon mehrfach erlebt dass die „Dritten“ unauffindbar waren. Und sie waren auch nicht „am Mann“ oder „an der Frau“.

Wega
Reply to  Big Al
11 Jahre zuvor

Vielleicht wurden die Beisserchen noch anderweitig benötigt? Wie bei den beiden Alten, die immer nacheinander zu den Geburtstagen ihrer Freunde erschienen – sie zum Kaffee, er zum Abendbrot. Dazwischen kurzes Treffen zu Hause: „Klacker, knirsch, klack. Hmmmm, es gab Schwarzwälder Kirsch. Und, aaaah lecker, Himbeertorte. Und ein Likörchen danach. Und der ist dir wie immer auch nicht bekommen.“

Big Al
Reply to  Wega
11 Jahre zuvor

Bäh.

ein anderer Stefan
11 Jahre zuvor

Hm. Das Rohmaterial der meisten Zahnprothesen ist wohl nicht so wertvoll, dass ein Verkauf sinnvoll wäre. Und in der Ausgangsform kann man eine Zahnprothese kaum wiederverwenden…

aw27
Reply to  ein anderer Stefan
11 Jahre zuvor

Na ja, daß das Material einer Zahnprothese nicht so wertvoll wäre, daß ein Verkauf nicht lohnte, DAS stimmt ja wohl nicht. Möglicherweise hast Du als Besitzer eines Gebisses diesbezüglich einfach nicht genügend einschlägige Erfahrungen (Ein Gebiß ist übrigens festgewachsen, Prothese ist zum Rausnehmen. Der Durchschnitts-Hai oder -Löwe beispielsweise hat ein Gebiß, soviel Klarstellung darf sein). An einer Zahnprothese kann ganz erheblich Gold verbaut sein, und das zu verkaufen. lohnt sehr wohl (vor allem dann, wenn man mehrere davon hat). In der Bahnhofstraße („Kaufen Zahngold, auch mit Zähnen dran!“) kriegst Du den wahren Wert nicht, weil Analyse- und Scheidekosten pro Auftrag anfallen. Unter 100 g Metall braucht man bei der Scheideanstalt überhaupt nicht anzufragen, dafür brauchst Du aber alte Kronen von vielen Patienten.Und je mehr Du hast, desto günstiger wird das. Für mich ist Zahngold schlichtes Material, es ist aus technischen Gründen notwendig und keine Geldanlage. Dennoch hat der Patient bei der Anfertigung des Zahnersatzes dafür bezahlt, gerade in letzter Zeit nicht eben wenig. Wie oben angedeutet, läßt sich der Wert einer einzelnen alten Krone nicht… Weiterlesen »

Kantor
Reply to  aw27
11 Jahre zuvor

Ich würd einfach mal den Artikel und den Kommentar lesen auf den du antwortest.
Da steht, die meisten Prothesen seien nicht wertvoll und das stimmt. Nur ein kleiner Anteil der Prothesen wird mit Edelmetallanteilen gefertigt.
Dass es welche mit Gold gibt, das weiss doch jeder, ist also eine Binsenwahrheit, aus der du falsche Schlüsse ziehst.

Völlig falsch ist deine Behauptung, dass Krematorien behaupten, sie würden das Schmelzgold in die Urne geben. Welches Krema behauptet so was?
In den meisten Kremas wird gesagt, die Edelmetallstücke aus der Asche, also Zahngold, Titan- und Platinimplantate usw. werden gesammelt und der Scheideanstalt übergeben. Der Erlös fliesst ins Stadtsäckel.

So besonders scheinst du dich nicht auszukennen, wie man merkt.

Zero the Hero
Reply to  Kantor
11 Jahre zuvor

Es gibt wohl Krematorien, die Edelmetalle (wenn klein genug) noch in die Urne geben. Der durchschnittliche Schrottwert eines Menschen wurde übrigens mit 84€ beziffert (ich muß die Links dazu mal raussuchen).

spoookie
Reply to  Kantor
11 Jahre zuvor

Dass nur ein kleiner Teil aller Prothesen Anteile von Edelmetall hat ist so nun auch nicht wahr. Wenn es lediglich um TOTALprothesen geht, dann hast du recht. Viele Patienten tragen aber Teilprothesen und Coverdentures, die z.B. von Teleskopkronen aus Edelmetall im Mund gehalten werden.

aw27
Reply to  Kantor
11 Jahre zuvor

Man lernt nie aus, werter Kantor. Ich bin schließlich erst seit 30 Jahren Zahnarzt. Nach der kurzen Zeit (gemessen an der Ewigkeit) kann ich mich mit Zahnprothesen noch nicht auskennen. Daß Implantate aus Platin gefertigt würden, wußte ich beispielsweise bisher noch nicht.

Kantor
Reply to  aw27
11 Jahre zuvor

Das macht doch nichts! Meine Güte, wir sind doch tollerant. Nichts dagegen, dass Du es nur bis zum Zahnarzt gebracht hast.
😉

Henning
11 Jahre zuvor

Meine Frau kommt aus der Zahntechnik: Materialrecycling – wenn überhaupt möglich, vieles ließe sich nicht einschmelzen – lohnt wirklich nicht, und eine Wiederverwendung bei anderen Gebißträgern ist auch nahezu unmöglich, da die Dinger individuell angepaßt werden; bei jedem anderen würde das Gebiß drücken und nicht korrekt sitzen.

aw27
Reply to  Henning
11 Jahre zuvor

Metallrecycling lohnt sich nicht? Da bist Du aber schlecht informiert.

_JEDES_ Zahnlabor sammelt sein „Altmetall“ (soweit es Edelmetall ist) und läßt es einschmelzen. Das ergibt sich geradezu zwingend aus den Arbeitsabläufen. Aus wirtschaftlichen Gründen kann KEIN Labor sich erlauben, darauf zu verzichten.

spoookie
Reply to  aw27
11 Jahre zuvor

richtig, feiner Goldstaub wird gesammelt und auch das sogenannte Gekrätz, also grobe „Abfälle“, kommt in die Scheideanstalt.

S.
11 Jahre zuvor

Aus verläßlicher Quelle weiß ich, daß kein Zahngold dabei war. 😉
Und lieber Herr Wilhelm,danke für die ausführliche Antwort. Ich werde das mal so weiterleiten.

Timneh
9 Jahre zuvor

Dann solltest Du mal in Marokko Urlaub machen. Dort hab ich auf einem Basar gesehen, wie Gebisse/Prothesen ausgestellt waren und diese den Kunden“ angepasst“ wurden.

2 Jahre zuvor

Hey, you used to write fantastic, but the last several posts have been kinda boring¡K I miss your tremendous writings. Past several posts are just a little out of track! come on!

2 Jahre zuvor

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