Geschichten

Zigarren -4-

Herr Großwesir Emmerich Fido von Plenken war ja bei uns in sehr arroganter Weise eingelaufen und daraufhin von uns, vielleicht ein wenig albern, aber doch wirksam, veräppelt worden. Meine Frau fand das dann gar nicht lustig, als ich ihr davon erzählte, schließlich könne es sich bei dem Blaublütigen ja auch um jemanden handeln, der einen Sterbefall melden wollte und man müsse doch seiner vielleicht besonderen Gemütsverfassung Rechnung tragen. Recht hatte sie.
Aber so tot kann ein Verwandter gar nicht sein, daß sich ein Angehöriger deswegen so benehmen darf, lautete mein Argument. „Die Adeligen sind auch nicht toter als andere Leute auch.“
Das wiederum überzeugte meine Frau und damit war das Thema erledigt.

Später quälten mich dann aber doch Gewissensbisse und ich war gerade dabei, darüber nachzusinnen, welche Möglichkeiten es gäbe, die Herrn von Plink-Plank zu uns geführt haben könnten, da meldet mir Frau Büser, daß der im Kamelhaarmantel wieder da sei.

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Der muß ja Nerven haben, denke ich und gehe mal in die Halle, um zu hören, was des Kaisers Hofschranze vorzubringen hat.

Sein Gehabe ist nach wie vor affektiert aber seine Worte weiß der Blaublütige jetzt doch so zu setzen, daß er kein Mißfallen erregt. Er sagt: „Nachdem wir uns ja gestern gegenseitig beschnuppert haben, könnte man ja jetzt in medias res gehen.“

Beschnuppert? Na, der hat Nerven!

Ich deute auf die Tür eines Beratungsraumes, biete ihm dort einen Platz an und Herr von Plenken baut umfangreich seinen Organizer, ein Handy und einen schmalen Aktenordner auf dem Tisch auf.

Also wenn ich irgendwo so aufgelaufen wäre, wie gestern Herr von Plenken bei uns, dann wäre ich da gewiss nicht mehr hingegangen, es sei denn ich muss unbedingt. Was also treibt diesen Mann so vehement zu uns?

„Es geht um meine Frau Mutter.“

Ich nicke und schaue besonders verständnisvoll, weiß aber nicht, ob die jetzt schon tot ist, bald sterben wird oder was er sonst von mir will. Er fährt fort:

„Meine Mutter hat mit ihrem Haus eine Bestattungsvorsorge abgeschlossen und sie ist jetzt in ein anderes Seniorenheim gekommen. Da müsste der Vertrag angepasst werden.“

Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, daß wir keinen Vorsorgevertrag für eine Frau von Plenken haben. Logischerweise haben wir den Namen „von Plenken“ durch den Rechner laufen lassen und nichts gefunden. So frage ich ihn:

„Unter welchem Namen wird denn die Vorsorge hier geführt?“

Er zieht den Vorsorgevertrag aus seinem Ordner und legt ihn mir vor. Oben drauf steht: „Erna Krause“.

Der Titel Zigarre bezieht sich auf einen Ausspruch des Herrn von Plenken im ersten Teil. Erläuterung dazu hier.

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Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#zigarren

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