Lieber Tom,
erstmal wünsche ich Dir, Deiner Familie und Deinem Firmenteam ein gesundes und gesegnetes Neues Jahr 2011. Und möge Dein Blog weiterhin so viel Spannendes, Humorvolles und Interessantes bieten wie in den Jahren zuvor!
Ich habe heute im SPIEGEL gelesen, dass die Verzinsung von Lebensversicherungen sinkt. Siehst Du einen solchen Trend auch bei Bestattungsvorsorgen? Schließlich zahlen die Leute ja nicht im Voraus für den bequemen Sarg „Adenauer“ um nach dem Ende doch in die Urne „Kümmerling“ gepresst zu werden…
Mit bestem Dank für Deine Antwort,
Tim
Das eine hat mit dem anderen nur bedingt etwas zu tun.
Als Bestattungsvorsorge bezeichnet man die Vorkehrungen, die man bezüglich des eigenen Ablebens oder des Todes einer nahestehenden Person bereits zu Lebzeiten getroffen hat. Dazu gehört das Ordnen der Dokumente, die Absprache mit dem Bestatter und der Familie und natürlich auch der finanzielle Aspekt.
Es wird zwar oft von der Sterbegeldversicherung als Möglichkeit der finanziellen Absicherung einer Bestattung gesprochen, jedoch darf man nicht vergessen, daß sehr viele alte Menschen durchaus über ausreichende Mittel verfügen, um diese Kosten in einer Summe bezahlen zu können.
Manche haben das Geld einfach zu Hause, viele haben sowieso extra für die Beerdigung was „weggespart“.
Nur der geringste Teil steht vor der Frage, wo das Geld für die Bestattung herkommen soll.
Übrigens: Die häufigste Form der Bestattungsfinanzierung ist nach wie vor das gemeinsame Bezahlen der Bestattungsrechnungen durch die Familienangehörigen.
Es wird immer so der Eindruck erweckt, als könne sich das heute kein Mensch mehr leisten und als ob sozusagen 90% der Menschen ihre Bestattung durch das Sozialamt bezahlt bekommen. Das ist nicht richtig.
Durch den Wegfall des Sterbegeldes, welches bis vor einigen Jahren noch von den Krankenkassen gezahlt wurde, standen etliche vor dem Problem, daß es auf einmal eine Finanzierungslücke gab. Sie hatten dieses Geld mit eingeplant und ihre Bestattungsvorsorgen entsprechend niedrig abgeschlossen.
Auch die bewußt herbeigeführte große Zahl an Hartz-IV-Empfängern sorgt dafür, daß heute mehr Menschen auch in diesem Punkt auf Unterstützung angewiesen sind.
Es ist also richtig, daß die Zahl der Bedürftigen zugenommen hat, jedoch ist die Zahl derer, die ihre Bestattung selbst finanzieren nach wie vor wesentlich größer.
So, nach diesem Ausflug nun zu Deiner Frage:
Eine Lebensversicherung schließt man normalerweise schon mit einem Blick auf die zu erwartende Endsumme ab, die sich aus der reinen Versicherungsleistung und den erhofften Gewinnbeteiligungen und Überschüssen zusammensetzt. Verändert sich nun die Ertragslage der Versicherungsunternehmen, so kommt es dazu, daß möglicherweise weniger Gewinn und Überschuss erwirtschaftet wird, als bei Vertragsabschluss prognostiziert.
Sicher ist einem also immer nur die reine garantierte Versicherungssumme, alles andere ist Spekulation.
Bei einer Sterbegeldversicherung ist oft sowieso nur eine Garantiesumme Basis des Vertrages, bei vielen Policen ist eine Erhöhung dieses Betrages um Überschüsse oder Gewinnanteile gar nicht vorgesehen. Aber selbst wenn das so sein sollte, daß es da zusätzlich zur reinen Versicherungssumme noch einen möglichen Aufschlag geben sollte, können sich der Bestatter und der Versicherte bei Abschluss der Bestattungsvorsorge nur auf die garantierte Versicherungsleistung verlassen und demnach wird auch nur diese der Vorsorge zugrunde gelegt.
So ist sichergestellt, daß -außer wenn der Versicherte die Versicherung auflöst, beleiht oder stilllegt- im Todesfall auch tatsächlich die erforderliche Summe zur Verfügung steht.
Ein sinkendes Zinsniveau hat keinen Einfluss auf die vertraglich vereinbarte Versicherungssumme, sondern allenfalls auf die erhofften Aufschläge darauf.
Manchmal kommen alte Leute mit fast noch älteren Policen irgendwelcher Nachkriegs-Nachbarschaftssterbekassen zum Bestatter. Dann muß dieser zunächst einmal schauen, welcher großen Gesellschaft heute die „Palmenkasse von 1911“ eigentlich gehört und was es heute für eine Police, die auf 820 Mark lautet, eigentlich gibt. Manchmal ist man erstaunt, was es nach so vielen Jahren für eine mit damals 80 Pfennigen pro Monat längst bezahlten Police gibt. Hier haben die vielen Jahre, die Zinsen und Aufschläge dann eine brauchbare Summe anwachsen lassen.
Aber wie gesagt, Grundlage der Vereinbarung mit dem Bestatter kann immer nur die garantierte Summe sein, nicht die erhoffte inkl. Gewinnanteile.
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
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Das Problem dürfte auch eher die Inflation sein.
Beispiel: Sparbuch mit Sperrvermerk.
Was bekomme ich für die angelegte (und mit oft unter Inflationsrate verzinsten) Geld dann noch, wenn ich 50 Jahre später sterbe?
Hier werden wohl eher abstriche in der geplanten Bestattung zu befürchten sein, wenn ich nicht ab und an die Sparsumme aufstocke.
Aber nicht, dass bei den Grabmieten eine Subprime-Krise ausbricht und der Gerichtsvollzieher die Toten eigenhändig aus dem Boden zieht…
@ Schreckensschildkröte.
Immobilienblase auf dem Friedhof?
Weltweite Wirtschaftskrise durch nichtbezahlte Urnengräber?
B. A. 😉
Zum Geier, das ging zu schnell…
Das sind doch alles Gründe für Beerdigungen zu hause, notfalls im Blumenkasten auf dem Balkon, oder ab mit der Urne (dem Blechbembel) ins Bücherregal.
B. A.
@Brotbernd: Das ist durchaus richtig. Aber das Geld auf dem Sparbuch mit Sperrvermerk ist allemal besser als die immer noch sehr weit verbreitete Methode „Bargeld im Briefumschlag im Wohnzimmerschrank“.
Normalerweise wird man den so angelegten Betrag so hoch wählen, daß er etliche Jahre ausreichen sollte. Die Preiserhöhungen im Bestattungsgewerbe sind ohnehin nicht besonders bedeutsam. Wichtiger sind die kommunalen Gebühren z.B. für die Grabmiete, die ja auch schon mal von jetzt auf nachher um 100% steigen können.
Treten solche „Unterdeckungen“ ein, dann werden die entsprechenden Kunden angeschrieben und müssen etwas nachlegen.
Tun sie das nicht, ist der Bestatter berechtigt, mit reduziertem Umfang zu leisten oder den Auftrag sogar ganz abzulehnen.
Es gibt mannigfaltige Anlagemöglichkeiten, das Sparbuch ist nur eine davon.
@ B. A.:
Ich mache mal eine kurze Röschersche nach Privatfriedhöfen, irgendwie reizt mich Thema kapitalistische Bestattungen gerade 🙂
@turtle, B.A.
Die Amis haben sehr schöne (und manchmal teure) Privatfriedhöfe.
Ich frage mich grad, was passiert (oder vielleicht schon passiert ist), wenn der Grund für so einen Friedhof auf Pump finanziert wurde und der Kredit faul wird.
Jaja, mit Leerverkäufen von Gräbern sollte man vorsichtig sein…
Somit wäre eine Bestattungsvorsorge ja quasi ein Warentermingeschäft.
Herzlichen Dank für die Antwort, Tom!
Tim
„Eine Lebensversicherung schließt man normalerweise schon mit einem Blick auf die zu erwartende Endsumme ab, die sich aus der reinen Versicherungsleistung und den erhofften Gewinnbeteiligungen und Überschüssen zusammensetzt.“
Das gilt fuer kapitalbildende Lebensversicherungen.
„Eine Lebensversicherung schließt man normalerweise schon mit einem Blick auf die zu erwartende Endsumme ab, die sich aus der reinen Versicherungsleistung und den erhofften Gewinnbeteiligungen und Überschüssen zusammensetzt.“
Das gilt fuer kapitalbildende Lebensversicherungen.
Bei der klassischen Risikolebensversicherung wird kein Kapital gebilded, und eine Sterbegeldversicherung ist im Endeffekt eine nicht kapitalbildende Lebensversicherung mit einer sehr niedrigen Versicherungssumme.
Fuer Bestatter sind Sterbegeldversicherungen eine feine Sache da die Bezahlung ihrer Rechnung damit sichergestellt ist, jemand der eine solche abschliessen moechte sollte sich aber ueberlegen:
– Braucht er die Versicherung oder ist sowieso genug Geld fuer eine Bestattung vorhanden (im Schnitt macht die Versicherungsgesellschaft bei jeder Art von Versicherung einen Gewinn).
– Sind die Bestattungskosten die einzigen Kosten im Versicherungsfall? Wenn jemand der Ernaehrer der Familie ist sollten die wirklichen finanziellen Risiken abgesichert werden, nicht nur die vergleichsweise kleinen Bestattungskosten.
– Besteht eigentlich ein Berufsunfaehigkeitsversicherung? Wenn man im Berufsleben steht ist der Abschluss einer Sterbegeldversicherung oft unsinnig da eine Berufsunfaehigkeitsversicherung viel wichtiger ist, und diese haeufig sowieso eine kleine fuenfstellige Summe im Todesfall auszahlt.
Das was Tom da schreibt ist vollkommen richtig. Es gibt noch ganz viele andere Versicherungen und alle haben ihre Scouts, die im Netz unterwegs sind und immer gleich ihre Produkte bewerben und herausstellen, wenn irgendwo nur das Wort Sterbegeldversicherung fällt. Leicht durchschaubar! Fakt ist, dass die Empfehlung einer Berufsunfähigkeitsversicherung in diesem Zusammenhang meistens Quatsch ist. Erstens bekommt man kaum eine, wenn man 50 oder älter ist und zweitens sind die Beiträge natürlich bedeutend höher, als bei einer Sterbegeldversicherung. In Toms Beiträgen geht es um Bestattungen und wie man diese finanziell absichert. Jeder muss doch selbst seine Risiken kennen und entsprechend absichern. Wer jung ist, Hypotheken zahlen muss, eine Familie versorgt, der sollte mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung vorsorgen, ist klar. Aber wer schon älter ist, der bekommt so eine Versicherung gar nicht. Wer hingegen mit recht wenig Geld wenigstens ein anständiges Begräbnis absichern will, der kommt um eine Sterbegeldbersicherung gar nicht herum. Eine Riskikolebensversicherung ist sowieso nur was für jüngere Menschen, da sie oft ab dem 60. Lebensjahr sowieso nichts mehr bezahlen und man hat dann ewig… Weiterlesen »