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Zugelangt

Wie wird der Mund einer Leiche verschlossen?

Am Nachmittag spricht mich heute eine ältere Damen vor dem Haus an. Ob auch wir solche Grabkreuze verkaufen, will sie wissen.
Natürlich haben wir Grabkreuze. Das sind jene Holzkreuze von etwa 1 Meter Höhe, die nach der Beerdigung bis zum Aufstellen des Grabsteines auf das Grab gestellt werden.

Ob wir ihr bitte eines mit dem Namen ihres Mannes beschriften können, damit sie es aufs Grab stellen kann.
„Kein Problem“, sage ich, „das kann ich Ihnen sofort machen, wenn Sie möchten.“

Sie wartete bei einer Tasse Kaffee, während ich ein Kreuz aus dem Keller holte, auf dem Computer den Schriftzug setzte und auf Klebefolie ausdruckte. Die wird dann auf die Tafel am Kreuz geklebt und das Ganze noch mit Klarlack übersprüht.

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„Passen Sie auf, das ist noch feucht“, sage ich zu ihr und sie fragt, was sie mir schuldig ist.

Normalerweise verlangen wir da 29 Euro, aber dann hätte sie mir 30 gegeben und ich habe keine Lust, meinen Geldbeutel aus der Wohnung zu holen, um zu wechseln und ich möchte auch kein Trinkgeld nehmen. Also sage ich, daß es 25 kostet.

„Nein!“, sie ist entrüstet.

Meine Güte, was will die Alte? So ein Kreuz muss ich ja auch erst mal kaufen, dann die Druckerei, die Folie, der Lack, die Arbeitszeit…
Das kann ja wohl nicht zu teuer sein.

Sie sagt: „Das gibt es doch nicht! 25 Euro?“

Diese Kreuze sind der meistverkaufte Artikel bei uns, das braucht eigentlich jeder. Ich finde auch die 29 Euro Normalpreis nicht zu hoch, denn manchmal haben Leute auch kein Geld, einen Grabstein zu kaufen. In solchen Fällen kann man unsere Kreuze über Jahre stehenlassen, ohne dass sie schäbig werden. Sollte die Witterung doch mal so einem Dauerkreuz zusetzen, bieten wir immer an, und das wissen die Kunden, daß sie uns das Kreuz bringen können, damit wir es neu beschriften und neu lackieren oder nötigenfalls kostenlos gegen ein neues ersetzen.

„25 Euro!“ Wieder lässt sich die Stimme der alten Dame vernehmen.

„Ja, was ist denn mit den 25 Euro? Ist Ihnen das zu teuer?“

„Nein, ganz im Gegenteil, als ich vor 9 Monaten meinen Hans beerdigt habe, hat der Bestatter bei dem ich war 139 Euro für das Kreuz verlangt und das war so schnell kaputt. Ein paar Mal hat’s draufgeregnet und dann wurde es morsch und quoll auf.“

Da muß selbst ich staunen. 139 Euro ist wahrlich ein stolzer Preis. Und ich kenne die Kreuze von diesem „Kollegen“, das sind bessere Dachlatten.

Da hat er kräftig zugelangt, würde ich mal sagen.

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(©si)