Frag doch den Undertaker

Scheintod

Rechtschreibung geprüft

Ach ja, wie oft werde ich das gefragt! Wie oft höre ich Aussagen wie: „Ich will aber eine Klingel im Grab, damit ich klingeln kann, falls die mich scheintot begraben! Hahaha!“

Ich mache das jetzt mehr als 20 Jahre und in den ganzen Jahren habe ich niemals einen Scheintoten erlebt. Allerdings haben wir auch einen schweren spitzen Eisenhammer…
Nein, Spaß beiseite: Es gibt so was nicht wirklich, heute nicht mehr und nicht als feste Erscheinung.

Was will ich damit sagen:

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Früher waren die Verhältnisse anders. Die Ärzte hatten noch bis in letzte Jahrhundert nur wenige Möglichkeiten, festzustellen, ob ein Mensch noch lebt oder schon verstorben ist. Die modernen Messgeräte, mit denen man Hirnfunktionen und Herztätigkeit als Messkurven darstellen kann usw. gab es noch nicht. Bei bestimmten Krankheiten und nach gewissen Unfällen konnte es vorkommen, daß ein Mensch wie tot da lag und aufgrund einer sehr herabgesetzen Pulstätigkeit keine Lebenszeichen mehr feststellbar waren.
Hier mag es des öfteren vorgekommen sein, daß ein Mensch für tot gehalten wurde und dann nach einer bestimmten Zeit wieder zu sich gekommen ist. Das ist einer der Gründe, warum Verstorbene auch heute noch erst nach Ablauf einer bestimmten Zeit beigesetzt werden.

Nebenbei bemerkt: Manche Leichenhallen in Krankenhäusern waren gegen Ende des 19. Jahrhunderts sogar mit Klingelanlagen ausgestattet. Mechanisch oder elektrisch waren Klingeln mit jeder einzelnen Leiche verbunden, die einen Klingelton auslösten, wenn diese Leiche sich regte. Von einer Leichenhalle weiß ich, dass man zu diesem Zwecke den Verstorbenen gespreizte Klammern mit Kontakten in die Faust gab. Man hat die Anlage schon nach einem Jahr wieder abgebaut, weil nahezu jeder Tote den Alarm auslöste, wenn die Totenstarre nachließ und die Feder der Klammer stärker war, als die Spannungskraft der Faust.
Es habe die ganze Nacht immer wieder geklingelt, wurde mir erzählt.

Überhaupt ist die Angst davor, scheintot begraben zu werden, recht weit verbreitet. Heute nimmt das aber eher ab. Früher jedoch wurden die Patentämter mit entsprechenden Apparaten und Sargkonstruktionen überschüttet, und vor allem die Engländer waren hier sehr erfindungsreich. Von Klingelanlagen im Grab, bis zu Luft- und Sprechrohren, die bis in den Sarg reichten und Särgen, die ausgestattet waren wie Überlebenskisten, gab es da alles.

Heute ist die Medizin so weit, daß man sicher sein kann, daß diejenigen auch tot sind, die von einem Arzt für tot erklärt werden.
Es kommt allerdings immer wieder mal vor, daß entsprechende Geschichten durch die Gazetten rauschen.
Aber spätestens der Bestatter würde es bemerken, denke ich.

Makaberer Humor am Rande: Der Mann vom hiesigen Krematorium beantwortet die Frage nach Scheintoten immer so:
„Das ist kein Problem! Wir merken das immer, wenn einer scheintot ist, die schreien nämlich beim Verbrennen.“

Fehler durch Lektorin Anya bereinigt.

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#Lektorin A #scheintod

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(©si)