Hallo Tom, immer wieder schreibst du, dass du ständig im „Bereitschaftsdienst“ sein musst, da sich die Sterbenden ihren Zeitpunkt ja nur selten aussuchen und auch um 3 Uhr in der Nacht noch ein Auftrag eintrudeln kann.
Was ich mich nur frage: hast du denn nicht auch mal Freizeit, gänzlich arbeitslose Stunden, in denen du beispielsweise Freunde treffen kannst, ohne daran denken zu müssen dass jede Sekunde das Telefon klingeln könnte? Oder wie sieht’s mit Urlaub aus – ist so etwas in deinem Beruf als Chef überhaupt möglich, oder bist du praktisch 365 Tage im Jahr eingespannt?
Wenn es so ist wie ich beschrieben habe, muss der Beruf als Bestattungsunternehmer wahrlich kein Zuckerschlecken sein.
Ich bin in der glücklichen Lage, gutes Personal zu haben, das mir ausreichend Freizeit und auch Urlaub (sowie ein Weblog) ermöglicht.
Allerdings muß jeder, der den Beruf des Bestatters ergreifen will, sich darüber im Klaren sein, daß er sich im gleichen Moment von geregelten Arbeitszeiten und der 35-Stunden-Woche verabschiedet. Besonders wenn man sich selbständig macht, wird es Jahre geben, in denen kein Urlaub und kaum Freizeit möglich ist.
Ansonsten ist es bei mir ja noch eine besondere Situation, weil ich ja über dem Institut wohne. Ich habe also immer eine Leiche im Keller, wie man so schön sagt. Dadurch daß ich da wohne, bin ich natürlich auch derjenige, der besonders oft angesprochen bzw. erreicht wird.
Vielleicht spielt da auch ein bißchen die Angst jedes Unternehmers mit, es könnte einem ein Auftrag durch die Lappen gehen.
Im Sommer gehe ich manchmal mit dem Jungen Modellflugzeuge fliegen und bin dann manchmal jeden Tag auf irgendeiner Wiese, dann müssen die Mitarbeiter büßen, daß ich sonst immer da bin.
Aber grundsätzlich ist es so, daß man 365 Tage im Jahr an 24 Stunden erreichbar ist.
Ich plädiere ja immer noch für das Modell daß sich jeder bei uns im Laden eine Nummer ziehen muß und wir holen ihn dann ab, wenn wir Zeit und Lust haben. „Nummer 178, hinlegen! Jetzt wird ein bißchen gestorben, der Bestatter ist da!“
Ich habe noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels für Sie zusammengestellt, damit Sie sich besser orientieren können:
Schlagwörter: freizeit, urlaub
„“Nummer 178, hinlegen! Jetzt wird ein bißchen gestorben, der Bestatter ist da!”“
*LOL* Wie die Organspende-Szene in Monty Pythons’s „Meaning of Life“?
„Aber grundsätzlich ist es so, daß man 365 Tage im Jahr an 24 Stunden erreichbar ist.“
Eklige Vorstellung…
Keine schlechte Idee, nur würde ich diesmal gerne die letzte sein wollen 😉
Vielleicht ist die Frage ja schon mal aufgetaucht (und vielleicht erntet sie auch nur Augenrollen), aber: Wie oft tritt denn das so genannte „Burnout-Syndrom“ auf (falls man das pauschalisieren kann)?
Wenn ich mir vorstelle, dass man 24/7 auf Abruf bereit sein muss, geht das doch sicherlich an die Substanz…
Tja, das Los der Selbstständigen…
Es ist halt leider auch nicht immer Zuckerschlecken – und selbst das ach so viele Geld entschädigt nicht für die nicht vorhandene Zeit.
BTW Geld: ALso ich finde der Undertaker muss etwas ins Phrasenschwein werfen – für den uralten Kalauer mit der Leiche im Keller, der ist ja so alt, der riecht ja schon…
Aber ich will ja jetzt nicht alles düster malen, der Undertaker hat nach seiner Rechnung ja alle 4 Jahre einen Tag komplett frei 😀
Das geht aber nicht nur Bestattern so. Mein Vater ist selbstständig in in einem völlig anderen Berufszweig und arbeitet selbst und ständig… -.-
Die Firma am Haus, Firmen- und Privatnummer identisch, dazu etwa vier Wochen Urlaub im Jahr (zwei im Sommer, eine zu Weihnachten, der Rest stückchenweise nach Bedarf), samstags immer und sonntags oft (fast immer) Arbeit. Gerne auch sonntags morgens im Büro, so von 6 bis 9, bis die Familie aufwacht. Und das Geld… Vergessen wirs.
Für die Betroffenen ist es fast genauso schlimm, daß ihre Familie unter den Arbeitszeiten leidet, eine Einzelperson ist ja meist recht flexibel.
Ich hätte da evtl auch noch mal ne passende Frage.
Wie stehst du zu dem Fall der grad die Presse rauf und runter rennt? Ich sag jetzt mal nur Dignitas.
Auch wenn es sich vielleicht etwas makaber anhört. Aber, für einen Bestatter müssen doch solche „Fälle“ recht praktisch sein, da der genaue Zeitpunkt ja schon vorher feststeht.
““Nummer 178, hinlegen! Jetzt wird ein bißchen gestorben, der Bestatter ist da!””
sehr geile formulierung 😀
ich musste auch sofort an Monty Python denken ;). „Sie haben doch einen Organspendeausweis? – Ja, aber … – Gut, wir brauchen dann mal Ihre Leber“.
Es ist ja nicht so, daß wir rund um die Uhr arbeiten müssen. Im Zweifelsfall muß man halt gucken, daß man seine Freizeitaktivitäten so plant, daß man notfalls schnell genug wieder im Büro ist. Vieles lässt sich aber auch per Handy regeln. Für uns Bestatter sind Handys ein echter Segen! Wenn ich nur bedenke, was wir früher alles an Funk und Piepsern hatten…
Mein persönliches Problem ist, daß ich auch an freien Tagen keine richtige Ruhe finde, es steckt immer in einem drin, daß jederzeit das Telefon gehen könnte. Richtig abschalten kann man nur in einem fernen Land ohne Handy.
Hiermit schließe ich mich Jule an 🙂
…und wieder bewahrheitet sich meine Aussage:
„GESTORBEN WIRD IMMER“ 😉
MaW: Absolut Krisensicherer Beruf!!!
😉 😉 😉 😉 😉
Klar sind Handys toll. Und der undertaker hat Glück wenn er den Laden in die Hände der Angestellten legen kann.
Bei uns ist gibts nur meinen Vater, meinen Opa (längst Rentner und Asthmatiker, flüchtet hin und wieder zu uns wenn die Terrorenkel seiner Frau da sind ;-)), eine halbtags, ein Saisonarbeiter. Der weiteste Urlaub war von Schleswig-Holstein aus in die Bretagne. Sonst im Umkreis von zwei bis fünf Autostunden. Oft sogar mit zwei Autos, damit er im Notfall nach hause fahren kann. Ein fernes Land (womöglich noch per Flugzeug) ohne Handy ist undenkbar 🙁
“Nummer 178, hinlegen! Jetzt wird ein bißchen gestorben, der Bestatter ist da!”
Warum auch net! Ist doch mal ne Marktlücke! 😉
Ich hab ne 40 stunden woche!
Danke für die Beantwortung. 😉
was ist denn eigentlich diese ominöse „35-Stunden-Woche“, von der du da immer wieder mal sprichst?
Im IT-Bereich sind 40 Stunden vertragsgemäß Pflicht, 50 Stunden und mehr aber die Regel.
cu, w0lf.
Wer hier bei 24 Stunden Erreichbarkeit gleich einen Burnout als häufig erwartet, der sollte mal ein etwas aufgeklärteres Bild von der Welt gewinnen. Die ach-so-viel-Verdiener in Berufen wie Unternehmensberatung und Anwaltskanzleien dürfen teilweise gleich noch 365 Tage Arbeit draus machen. Sonntag im Urlaub? Telefon und Laptop immer am Mann.
Vielleicht gewinnt ja der ein oder andere mal nen richtiges Bild…