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Deckel zu, mal anders

Ganz normaler Sterbefall, Mann 78 Jahre, Witwe ist Auftraggeberin, Erdbestattung.

Der Sarg wird von uns zum Friedhof gebracht und in eine der Aufbahrungszellen gestellt, den Deckel nehmen wir ab und legen ihn auf das Gestell das an der Wand dafür angebracht ist. Den Verstorbenen richten wir dann nochmals, falls er beim Transport verrutscht ist. Die Decke wird schön ausgebreitet und falls gewünscht noch Blumenschmuck im Sarg angebracht usw.

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In den nächsten Tagen und am Tag der Bestattung können die Angehörigen Abschied nehmen. Wenn sie es dem Friedhofswärter sagen, ansonsten eine Viertelstunde vor der Bestattung wird der Deckel aufgelegt und zugeschraubt.

Alles ganz normal.

In diesem Fall kommt der Tag der Beerdigung, früh morgens geht die Witwe auf den Friedhof, um zu schauen, ob ihr Mann auch „schön im Sarg liegt“, wenn nachher die ganzen Leute kommen. Sie stellt aber fest, daß der Deckel auf dem Sarg liegt und zugeschraubt ist.
Der herbeigerufene Friedhofswärter ist sich keiner Schuld bewußt, er hat den Deckel nicht verschlossen. Aber er kann den Deckel nicht abnehmen, er KANN nicht. Der Deckel sitzt trotz gelöster Schrauben bombenfest auf.

Also ruft er uns an, ein Mann von uns fährt hin und stellt fest, daß der Deckel mit einem Klebstoff verschlossen worden ist.
Jemand hat den Deckel ringsum mit einer Wulst aus Silikonkleber (o.ä.) zugeklebt.

Unser Mann hat mehr als eine halbe Stunde gebraucht, um mit einem Teppichbodenmesser den Deckel wieder aufzuschneiden. Die Klebstoffwulst ließ sich dann recht einfach entfernen.

Es ist am Verstorbenen nichts zu erkennen, es fehlt nichts, es wurde nichts dazugelegt, aber es ist auch nicht zu erklären wer den Deckel (gestern?) und warum zugeklebt hat.

Da hat die Witwe wohl noch Aufklärungsarbeit in der Familie zu leisten, wozu sie fest entschlossen ist. Miss Marple, sozusagen.


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Lesezeit ca.: 3 Minuten | Tippfehler melden | Peter Wilhelm: © 9. Januar 2008 | Revision: 28. Mai 2012

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Blogmami
16 Jahre zuvor

Da ist wohl jemand froh den Alten loszusein und wollte auf Nummer sicher gehen?

16 Jahre zuvor

Das Thema Aufbahrungszellen bringt mich dazu eine Frage zu stellen, die mir schon länger auf der Seele liegt:

Als vor ein paar Jahren der Vater meines Freundes starb (sehr plötzlicher, aber natürlicher Tod zu Hause) und wir uns ein paar Tage später in der Aufbahrungszelle auf dem Friedhof von ihm verabschiedeten, rann ihm plötzlich eine rote, blutartige Flüssigkeit aus dem Mundwinkel. Der Bestatter, der freundlicher Weise draussen gewartet hatte, konnte die Flüssigkeit mit einem Tuch kaum stoppen und musste mehrmals nachwischen, meinte aber, das könnte durchaus mal vorkommen. Wir waren in dem Moment nicht fähig weiter nach zu haken, aber inzwischen würde mich schon interessieren: Was war das??

Bin gerade sehr begeistert dabei dein Blog von hinten… äh, also… sagen wir mal chronologisch nachzulesen, habe dabei aber so nebenbei noch keine Erklärung zu diesem Phänomen finden können.

Ansonsten, auch an dieser Stelle nochmal Glückwunsch zu dem tollen Blog und deinem begnadeten Schreibstil.

Ivo
16 Jahre zuvor

Unglaublich, was es nicht alles gibt. War es vielleicht die Witwe selbst? Ich mein, man ist ja psychisch auch nicht grad auf der Höhe nach einem Todesfall.

16 Jahre zuvor

@ dieFee: Wenn ich hier mal vorlaut sein darf:

Ich würde vermuten, dass es sich bei der roten Flüssigkeit um simple Verwesungsflüssigkeit handelte. Ich kann es natürlich nicht sicher sagen, da ich nicht weiß, ob der Leichnam in irgendeiner Weite behandelt (einbalsamiert) wurde, aber der normale Verlauf der Verwesung ist so, dass sich die inneren Organe sukzessive verflüssigen. Das ganze beginnt dann zu gären, Faulgase entstehen, was bewirkt, dass sich der Körper aufbläht und durch den Druck die Flüssigkeit bei Körperöffnungen wie dem Mund rausgepresst wird.

Das, was du hier beschreibst, ist im übrigen eine der Ursachen für die Entstehung des Vampir-Aberglaubens. Tote, die einige Tage nach der Bestattung aus welchem Grund auch immer nochmal ausgegraben wurden, sahen immer noch rosig und wohlgenährt aus, und ihnen troff vermeintliches Blut aus dem Mund. Das war die eben beschriebene Aufblähung, die Leute damals glaubten aber, der Tote sei ein Wiedergänger und habe des Nachts den Lebenden das Blut ausgesaugt.

Ines
16 Jahre zuvor

Irgendwie musste ich während des Lesens an Henning denken…

16 Jahre zuvor

@ Ines: Du bist mir zuvor gekommen, ich nämlich auch. 😉

unterholzbewohner
16 Jahre zuvor

Das ist bestimmt ein Test (Cave: Verschwörungstheorie!): Jemand vermutet, dass Tom der heimliche Bestatterweblogschreiber ist und hat deshalb testweise den Sarg mit Silikon verschlossen.
Um zu testen, on die Story wieder im Blog auftaucht.
QED.

unterholzbewohner
16 Jahre zuvor

Das ist bestimmt ein Test (Cave: Verschwörungstheorie!): Jemand vermutet, dass Tom der heimliche Bestatterweblogschreiber ist und hat deshalb testweise den Sarg mit Silikon verschlossen.
Um zu testen, ob die Story wieder im Blog auftaucht.
q.e.d.

Philipp
16 Jahre zuvor

Vielleicht war die Geruchsentwicklung so stark, dass jemand etwas dagegen tun wollte. 🙂

Anke
16 Jahre zuvor

ich musste auch gleich an Henning denken 😉

Aber Blogmamis Idee ist auch nicht schlecht 😀

cTd
16 Jahre zuvor

Wenn es wirklich ein Test war, Hut ab, Herr Unbekannter, darauf muss man erstmal kommen.

Meine Theorie: Dieser Herr IST ein Wiedergänger und wollte sichergehen, dass der Sarg mit etwas verschlossen wird, was er durchbeißen kann. Die Tube mit dem Kleber hat er einfach in den flüssigen Organen versteckt 😉

jemand
16 Jahre zuvor

@blogmami, ich kenne den leider nicht^^

__________________
Kann man eigentlich auch in einem Diamantsarg oder die etwas billigere Alternative Glasarg bestattet werden?

16 Jahre zuvor

@dieFee: bei meiner oma war das so ähnlich – blutiger schaum vor dem mund, der immer wieder auftrat. der bestatter meinte damals zu uns, das sei (aus den von Nina bereits genannten gründen) nichts ungewöhnliches. aber etwas unheimlich war’s schon. ich hatte die aufgabe übernommen, die liebe verwandtschaft, die peu à peu aus ganz deutschland anreiste, in die trauerhalle zu führen. dort angekommen, bin ich immer als erster in die kühlzelle gegangen und habe mit einem taschentuch den schaum von ihrem mund weggetupft.

newmedia_junkie
16 Jahre zuvor

Vieleicht ein letzter Gruß seines Vereins pansionierter Fließenleger? 😉

16 Jahre zuvor

Ines, Anke und Nina sind mir zuvor gekommen:

HENNING, der kleine Bruder des Grauens!

16 Jahre zuvor

Also da möchte ich definitiv nicht der Angehörige gewesen sein. Ist ja wirklich eine komische Vorstellung vor einem plötzlich auf ominöse Art und Weise versiegelten Sarg zu stehen. Sag mal Tom, gibt es da eigentlich noch jemanden außer den Angehörigen, die sich um solche Fälle kümmern?
Du musst unebingt nochmal nen Eintrag schreiben, wenn rausgekommen ist wer den Sarg verklebt hat.

Ich frag mich auch, wie man so etwas hinbekommt. Einfach seelenruhig mit ner Tube Silikon zum Sarg und drauf los? Eigentlich müsste so etwas doch irgendjemandem auffallen.

MKN
16 Jahre zuvor

Also, das Leichen rosig aussehen, nachdem sie einige Zeit gelegen sind, ist mir neu. Als ich mal in einer Pathologie gearbeitet habe, wurde ein Verstorbener am Montag zur Obduktion angeliefert und der war eher grün als rosig. Die Adern schienen schwarz durch die Haut und es hatten sich etliche Blasen gebildet, die beim Aufplatzen jene Verwesungslüssigkeit entließen.
Und was die Obduktion angeht… Die Ärztin stand fluchend am Sektionstisch als ich hereinkam und versuchte mit der Formalinspritze zu retten, was an Organen noch zu retten war. Ich schätze, viel war das nicht…

MKN
16 Jahre zuvor

Der Mann sei Freitag gestorben und musste wohl das Wochenende über in einer ungekühlten Zelle gestanden sein. Leider bekamen die beiden Dorfbestatter den Zorn der Ärztin zu spüren, obwohl sie eigentlich gar nichts dafür konnten.

16 Jahre zuvor

@ MKN: Das, was du da beschreibst, ist dann der weitere Verlauf, wenn der Tote NOCH länger gelegen hat.

Man darf nicht vergessen, dass der Verwesungsprozess massiv von den Umweltbedingungen abhängig ist. Und da zählt es schon, ob der Tote einige Stunden in einem geheizten Raum gelagert wurde oder nicht.
Dass eine bereits vergrabene Leiche noch rosig aussehen KANN, bedeutet nicht, dass das der Regelfall ist. Da hängt es genauso von Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Aufbahrungsdauer etc. ab.

MKN
16 Jahre zuvor

Ahso, KANN. Wahrscheinlich wenn man genau das Stadium der Verwesung erwischt hat, wenn die Gesichtsfarbe von gelblich in Richtung dunkel durch die Fäulnis umschlägt…

Kathi
16 Jahre zuvor

Mir kam auch sofort der olle Henning in den Sinn ;o)

16 Jahre zuvor

[…] auf was für Ideen manche Menschen kommen… SHARETHIS.addEntry({ title: „Willkommen in Absurdistan“, url: […]




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