Allgemein

Kaffeekärtchen und Sterbebildchen

Ich wusste gar nicht das es sowas wie Kaffeekärtchen gibt. Wie darf man sich die denn vorstellen? Irgendwie fänd ich es seltsam wenn einer auf der Beerdigung rumgeht und da irgendwelche Karten an „Auserwählte“ verteilt. Da fände ich es sinnvoller in die (oh man, wie heissts nun?) „Einladung“ von x zu schreiben das sowas stattfindet und wo (und bei y steht es dann eben nicht drin). Oder sonst irgendwie vorher mitteilen. Die, die nicht persönlich „geladen“ wurden sondern aufgrund der Anzeige kommen die sind ja meistens eh nicht aus dem engeren Kreis (oder nicht gewünscht).

Kaffeekärtchen
Ich merke immer sofort, wenn einer meiner Kunden seine Wurzeln im Rheinland oder Ruhrgebiet hat. Dort sind Kaffeekärtchen sehr viel üblicher als in vielen anderen Regionen der Republik.

Es handelt sich hierbei um separate kleine Kärtchen, etwa von doppeltem Visitenkartenformat, auf denen etwa folgender Text stehen könnte:

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Im Anschluß an die Beerdigung laden wir zum Kaffeetrinken in die Gaststätte "Zur letzten Träne", An der Friedhofsmauer 23

Diese Kaffeekärtchen werden dann den „Totenbriefen“ beigelegt, mit denen die Angehörigen und Bekannten benachrichtigt werden. Allerdings nur bei denjenigen, die man auch bei dem doch recht kostspieligen Kaffeetrinken/Essen dabei haben möchte.

Man kennt diese Kärtchen zwar in vielen Gegenden nicht, wenn ich aber im Beratungsgespräch darauf hinweise, wird die Idee stets gerne angenommen. Wir empfehlen allerdings aus Kostengründen einfach zwei Arten von „Totenbriefen“ zu drucken, einmal mit und einmal ohne den Einladungszusatz. Aufgrund der heutigen Druckmethoden sind solche Kleinauflagen mit Änderungen sehr preisgünstig möglich.

Um die Kaffeekärtchen hat sich in manchen Regionen ein regelrechter Kult entwickelt. So fühlen sich diejenigen, die eins zugesandt bekamen, quasi geadelt und besonders hervorgehoben, während man durch das Nichtzusenden des Kärtchens an bestimmte Leute unterstreichen kann, daß man diesen eventuell eine ablehnende Haltung entgegenbringt. Auch ist es durchaus üblich, daß die Witwe oder ein anderer Hinterbliebener noch im Anschluß an die Beerdigung auf dem Friedhofsvorplatz einzelne Kaffeekärtchen an Personen vergibt, die man eventuell gar nicht mittels eines Totenbriefes benachrichtig hat, die überraschenderweise aber doch gekommen sind und die man gerne beim Kaffeetrinken dabei haben möchte.

Die Kaffeekärtchen haben eine lange Tradition und haben unter anderem den Grund, daß man damit verhindern will, daß irgendwelche wildfremden Leute zu der Veranstaltung kommen und sich an den Brötchenplatten laben, was durchaus schon häufig vorgekommen ist, wenn der entsprechende Hinweis fälschlicherweise in der Zeitungsanzeige untergebracht war.

Sterbebildchen
Auch die sogenannten Sterbebildchen sind nur in bestimmten Gegenden bekannt und verlieren auch dort wo sie üblich sind zunehmend an Bedeutung.

Ein Sterbebildchen ist ein kleines bedrucktes Zettelchen, welches auf der Vorderseite ein christliches oder dem traurigen Anlass angemessenes Motiv zeigt. Ganz weit vorne rangieren die „Betenden Hände“ von Dürer, alle Arten von Kreuzen und Ausschnitte aus Kirchenfenstern usw. Aber auch Trauerweiden, Tauben, Wellen und florale Motive werden gern verwendet.

sterbebild.jpg
Muster eines Sterbebildchens

Entweder sind Sterbebildchen einfach, dann haben sie vorne das Motiv und hinten drauf den Text oder doppelt, dann kann man sie aufklappen und der Text steht im Innenteil.

Zumeist sind die Bildchen in Hochglanzausfertigung auf glattem Papier in einer Druckerei vorgefertigt und die Textangaben werden direkt vom Bestatter oder einer Schnelldruckerei bzw. einer Akzidenzdruckerei eingedruckt.

Als Text wird für gewöhnlich der Name, sowie die Lebensdaten d. Verstorbenen eingedruckt, sowie ein Bibel- oder Sinnspruch. Wohl mit am Häufigsten wird hier Psalm 23, „Der Herr ist mein Hirte“ gewählt. Mit der weiten Verbreitung kleiner und gut auflösender Drucker, wird der Eindruck vermehrt direkt vom Bestatter vorgenommen und finden auch eingedruckte Fotos der Verstorbenen steigende Verwendung.

Die Sterbebildchen wurden früher oft in den Gebets- und Gesangbüchern der Angehörigen als Lesezeichen aufbewahrt oder in die Familienbibel gelegt.

Es ist üblich, diese Bildchen auf den Sitzplätzen in der Kirche oder der Trauerhalle auszulegen. Besonders in Gegenden wo diese Kärtchen nicht so bekannt sind, raten wir an, einen Mitarbeiter des Bestattungshauses mit der direkten Verteilung der Sterbebildchen zu beauftragen.

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