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Frag den Bestatter

Praktikum beim Bestatter

Wenn ich mich so im Internet umschaue, dann ist der Beruf des Bestatters wohl einer der mit Abstand beliebteste Jobs überhaupt. Es mag zwar andere Berufe geben, die attraktiver sind, aber der Bestatterberuf ist immerhin einer, der nur wenige Zugangsmöglichkeiten (sprich Praktikums- und Ausbildungsplätze) bietet. Das macht ihn zu einem Traumberuf, weil leider viele, die ihn gerne ergreifen würden, nur weiterhin davon träumen können.
Der Beruf ist aber auch sehr abwechslungsreich und bietet so viele verschiedene Facetten, daß man gut verstehen kann, daß viele junge Leute (vor allem Mädchen) sich vorstellen können, auch die eher etwas unangenehmen Seiten in Kauf zu nehmen.

Ein besonderes Beispiel für berufssuchenden Tatendrang legte eine junge Dame in dieser Anfrage an den Tag:

generation-facebook
Hallöchen,

ich hatte ihnen schon mal geschrieben wo ich gefragt hab ob sie mir ein Referat für die Schule schreiben können. Hat ja leider nicht geklappt.

Heute wollte ich mal nachfragen ob sie mir nicht einen Praktikaplatz besorgen können. Bin 17 Jahre alt und single.
Ich würde gerne bei einem Bestatter ein Praktika machen und dann eventuel hinterher eine Auszubildende werden.
Der Beruf der Bestattungsfachkraft hat mich schon immer fasziniert und ich habe schon fei Facebook und so alles darüber gelernt.
Idealerweise wäre der Praktikaplatz in der Nähe von XYZ weil ich keinen Führerschein habe bin erst 17.

Und wenn dann mach ich sowieso erst Motorad.
Mein Schwerpunkt wäre die Arbeit mit Menschen. Ich komme voll gut aus mit lebenden menschen und bin sehr beliebt.
Jetzt nicht so mit den Trauernden die immer in Trauer sind. Eher so mit anderen.
Auch mit den Toten brauche ich als Frau ja nicht zum tun zu haben, das hat man mir schon im Netz gesagt. Das wär jetzt auch nichts für mich.
Sehr gut bin ich im Dekorieren mit Blumen (nur künstliche, habe Allergie), Farben und Geschmack. Das ist ein Bestandteil des Bestatterberufs.
Ich kenne mich auch mi9t Kosmetika aus was ja auch zum Beruf gehört.
Ich könnte gut die Leute schminken und schön machen.

Fürs Büro bin ich weniger geeignet, ich bin mehr so der Kontakttyp.
Schwere Arbeiten sind leider nichts für mich, ich habe ein Attest vom Arzt.
Aber genau deshalb wäre der Bestatterberuf mein Traumjob. Mir ist es auch egal, das man da nur 2.000 Euro netto verdient, ich bin sehr sparsam.
Beim Praktika wäre ich auch mit weniger zufrieden, das Fahrgeld muss herausspringen.

Tote ansehen kann ich, nur nicht anfassen.
Wenn sie Praktikaplätze für mich haben senden sie mir die zu damit ich eine Auswahl treffen kann, aber nur Postleitzahlbreich XYZ.
Mit freundlichem Gruss
J.

Liebe J.,

der Bestatterberuf ist ein sehr abwechslungsreicher Beruf mit den verschiedensten Tätigkeitsbereichen.
Diese gliedern sich in Büro- und Verwaltungsarbeit, Arbeit mit den Trauernden, die hygienische Versorgung und der Transport von Verstorbenen, Arbeit in Werkstatt und Lager, Ausrichtung und Gestaltung von Trauerfeiern, sowie der Umgang mit Behörden, Firmen und Subunternehmern.

Ich fasse das nochmals zu einer Liste zusammen:

  1. Büro- und Verwaltungsarbeit
  2. Arbeit mit Trauernden
  3. Umgang mit Verstorbenen
  4. Transport von Verstorbenen
  5. Werkstatt und Lager
  6. Ausrichtung von Trauerfeiern
  7. Umgang mit Subunternehmern und Behörden

Davon können Sie Nummer 1 nicht machen, weil Sie schreiben: „Fürs Büro bin ich weniger geeignet, ich bin mehr so der Kontakttyp.“
Nummer 2 können Sie nicht übernehmen, weil: „Ich komme voll gut aus mit lebenden menschen und bin sehr beliebt. Jetzt nicht so mit den Trauernden die immer in Trauer sind. Eher so mit anderen.“
Und Nummer 3 könnten Sie nicht machen, weil: „Auch mit den Toten brauche ich als Frau ja nicht zum tun zu haben, das hat man mir schon im Netz gesagt. Das wär jetzt auch nichts für mich.“
Nummer 4 scheidet aus, weil: „ich keinen Führerschein habe bin erst 17.“
Die Nummer 5 auf der Liste ist nun auch wieder nichts für Sie: „Schwere Arbeiten sind leider nichts für mich, ich habe ein Attest vom Arzt.“
Und die 6. Position, das Dekorieren mit Blumen und Kränzen fiele flach weil: „Sehr gut bin ich im Dekorieren mit Blumen (nur künstliche, habe Allergie)“

So bliebe also für Sie noch der siebte Punkt, der Umgang mit Subunternehmern, Pfarrern, Behörden usw., und nicht zu vergessen natürlich die seltenen Gelegenheiten bei denen künstliche Blumen zum Einsatz kommen.

Damit sind Sie quasi die ideale Bewerberin.

Es gibt nur wenige, die von den zu erwartenden und auch hinlänglich bekannten Anforderungen eines Berufes, so wenig erfüllen würden.

Leider ist mir derzeit keine freie Schülerstelle oder Ausbildungsstelle bekannt.

Daher würde ich Ihnen empfehlen, Ihr Bewerbungsschreiben an möglichst viele Bestatter in Ihrem Einzugsgebiet zu versenden. Ich nehme an, die Freude dort wird groß sein.

In „Frag den Bestatter“ findest Du meine Antworten auf Fragen von Leserinnen und Lesern. Diese Fragen sind zum Teil Inhalte Dritter, die mich tagtäglich auf den verschiedensten Wegen erreichen. Es handelt sich also um meist nicht bearbeitete und nicht auf ihren Wahrheitsgehalt hin überprüfte Fragen Dritter. Für die Fragen sind allein die Übersender der Mitteilungen verantwortlich. Ich mache mir die Aussagen nicht zu eigen.
Ich erteile Auskünfte ausschließlich aufgrund meiner Erfahrung und erbringe keine Rechts-, Steuer- und Medizinberatung.

Lesezeit ca.: 5 Minuten | Tippfehler melden | © Revision: 27. September 2015 | Peter Wilhelm 27. September 2015

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14 Kommentare
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A scheene Leich
8 Jahre zuvor

Leider fällt auch der siebente Punkt aus, weil dafür wäre wieder Büroarbeit zu machen….
Ich fürchte, da wird es einen Hartz IV Empfänger mehr geben! Schuld sind natürlich nur diese rücksichtslosen Verstorbenen, die sich nicht selbst zum Friedhof fahren wollen und selbst in den Sarg steigen! So wird motivierten und intelligenten jungen Menschen der Einstieg ins Berufsleben erschwert!:-):-):-)

Flamebeard
Reply to  A scheene Leich
8 Jahre zuvor

@A scheene Leich:
Naja, immerhin könnte sie ja mit dem Bus oder zu Fuß (kein Führerschein) zu den Behörden kommen, um dort ihre Stärke mit lebenden Menschen voll ausspielen zu können. Und mit dem aus dem Anschreiben durchscheinenden Auftreten dürfte sie auf jeder deutschen Behörde mit Sicherheit leichtes Spiel haben.

A scheene Leich
Reply to  Flamebeard
8 Jahre zuvor

@Flamebeard: Aber da müsste der Dienstgeber zu den 2000 Euro netto schon auch noch den Busfahrschein drauflegen! Ist doch das Mindeste was man verlangen kann!;-)

Erica
8 Jahre zuvor

Prust! Ja, so sieht die ideale Bewerberin aus. Ich nehme an, sie möchte den Tag mit Schminken und privatem Telefonieren rumbringen, so ab und zu mal ein berufliches Gespräch mit irgendeinem Subunternehmer zwischendurch machen – und im Übrigen auf den Gehaltscheck warten. Ja, solche Arbeitnehmer brauchen wir!

Buchhalter
8 Jahre zuvor

Danke Tom, der Brüller am Morgen

8 Jahre zuvor

Überraschenderweise kann sich diese Dame ordentlich in der deutschen Sprache schriftlich ausdrücken. Da würde man doch fast erwarten, dass solche Personen nicht solche „Dümmer wie ein Meter Feldweg“ Beiträge verfassen, oder?

Oder ist sie eher vom Beruf Tochter die bisher alles in das Popöchen geblasen bekommen hat und mal eine richtige Ladung Realität braucht?

Seelenkuchenente
Reply to  Jan S
8 Jahre zuvor

@Jan S:
Also ich lese da total viele Schreibfehler. O.o Die junge Dame ist total realitätsfern. Und das auch noch mit 17! Man… man… man…
Fremdschämen ist da vorprogrammiert. Und das mache ich jetzt auch.

twl
8 Jahre zuvor

Unter „ordentlich ausdrücken“ verstehe ich in der Tat auch etwas anderes…
Aber okay, Generation Facebook hat noch nicht durchgängig verstanden, dass nicht alles Geschriebene automatisch informell und zeitoptimiert-hingerotzt sein MUSS.

Winnie
8 Jahre zuvor

Das Grausamste daran ist, dass es heutzutage haufenweise von diesen nutzlosen, egoistischen Viechern gibt. Sowohl männlich als auch weiblich.
Man muss nur mal einige von denen anhören und schon ergreift der fröhliche Tinnitus das Gehör. Naja, aber darauf kann man ja pfeifen. Was für ne Pfeife. 😉

Erica
8 Jahre zuvor

„Ordentlich ausdrücken“ sieht in der Tat anders aus, und von Kommasetzung hat sie wohl noch nie etwas gehört.

Josef
8 Jahre zuvor

Die Bestatter in der Umgebung warten auf so eine Mitarbeiterin!

Chris
8 Jahre zuvor

…das wäre eine ideale Unternehmensberaterin!

Und wenn das nicht klappt – Gender-Beauftragte ihrer Stadt/Gemeinde! Bei Fratzenbuch hat sie ja 50+ davon!

Muriel
7 Jahre zuvor

Jemine.. Ich selber habe den Wunsch in naher Zukunft Bestatterin zu werden und habe mir erhofft NICHT mit solchen Kollegen in Kontakt zu kommen da dies der ernsthafteste Beruf ist den ich bisher kenne. Bestatter ist, so weit ich das aus meinem Umfeld beurteilen kann, ein Beruf den anstrengende Extrovertierte Frauen nicht gerne ergreifen aber sobald es um Diverse Kosmetika geht scheint es doch wieder erträglich wie man hier lesen kann..




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