Menschen

Ab ins Bett! -II-

Wie einige andere hier auch, so müßte ich ganz arg überlegen, welche Regeln es bei mir im Alter von 16 gegeben hat. Auch meine Frau kann sich nicht richtig erinnern und meint, bei ihr habe es gar keine bestimmte Bettzeit gegeben.
Wir sind uns auch nicht sicher, ob wir das im Rückblick falsch bewerten, aber grundsätzlich haben wir den Eindruck, daß wir in diesem Alter „anders unterwegs“ waren.

Wenn ich sehe und höre, wie die jungen Leute hier ringsherum ihre Freizeit verbringen und daß PC und Handy (abseits der in irgendeiner Weise produktiven Nutzungsmöglichkeiten) einige Stunden des Tages kosten, dann sind wir uns einig, daß wir mehr mit uns und der Freizeit anzufangen gewußt haben.

Seit ungefähr drei Wochen haben unsere Kinder die Macht der Webcam und diverser Verzerrer erkannt und machen im Chat von einem Kinderzimmer zum anderen allen möglichen Blödsinn.

Werbung

Ansonsten sitzt die Kleine sehr viel vor „wer-kennt-wen?“ und zickt, typisch Mädchen, mit anderen Mädchen herum.
Wenn die den Samir nicht als Freund anklickt, dann schmeiße ich die auch aus meiner Liste raus und kenne die nicht mehr; und weil die Dörthe auch den Matze angeklickt hat, erzählt der ihr, was ich über die Steffi gesagt hab und deshalb lösche ich die auch, die kenn‘ ich jetzt nicht mehr.

Unser Junge wehrt sich erfolgreich in Fratzenbuch gegen alle Anbandelungsversuche von jungen, hübschen Mädchen, ist aber auf der anderen Seite betrübt, daß er keine findet…

Gut, wir haben die täglich zur Verfügung stehende Onlinezeit begrenzt und auch das Zeitfenster, in dem gesurft werden kann, so gelegt, daß keine mitternächtlichen Sitzungen stattfinden können.

Wir sind stolz auf unsere Kinder, können uns überall mit ihnen sehen lassen und hören allenthalben nur Lob, wie gut sie sich benehmen können. Sie sind bzw. waren gut in der Schule, sind in ihrem jeweiligen Verein gut angesehen; wir können uns nicht beklagen.

Wir sehen auch in unserem Bekanntenkreis 16jährige, die schon rauchen dürfen, die von den Eltern Alkopops (schreibt man das so?) gekauft bekommen und die irgendwann gegen 1 Uhr nachts von irgendwelchen „Typen“ nach Hause gebracht werden.

Das sehen wir alles ein bißchen anders. Wir kennen unsere Kinder und wir wissen, was für sie gut ist, auch wenn z.B. das Mädchen durchaus der Meinung ist, so uralte Greise wie wir, könnten keine Ahnung von den wirklichen Problemen einer eben 13 gewordenen Göre haben.

Auch wir haben das mit dem länger Aufbleiben ausprobiert. Die Folge war, daß die Leistungen in der Schule zurückgingen. Unsere Kinder brauchen einfach ihren Schlaf, dann sind sie auch fit für die Anforderungen des Alltags.
Man kann nicht auf der einen Seite darüber stöhnen, wie unmenschlich die Belastungen unserer Schüler sind, und auf der anderen Seite glauben, sie könnten diesen Belastungen auf Dauer standhalten, wenn sie völlig übermüdet dem Unterricht folgen sollen.

Das kann natürlich jeder anders sehen und mit seinen Kindern auch anders machen. Aber bei uns funktioniert diese Methode sehr gut.
Noch was: Natürlich regiert hier kein Zwangsregime mit Guantanamo-Verhältnissen im Kinderzimmer. Im Prinzip können die Blagen machen was sie wollen; nur gelingt es uns eben immer noch, daß sie nur selten etwas wollen, was uns nicht passt.
Andererseits leben wir im Handy-Zeitalter und so besteht immer und überall die Möglichkeit, sich zu Hause zu melden und das weitere Vorgehen abzusprechen. Da ist dann durchaus, bei sinnvoller Begründung, auch eine Verlängerung der Ausgehzeit drin.
Aber wenn, und das hatte seine ganz bestimmten Gründe, 21.30 Uhr ausgemacht ist und dann der Kurze unerreichbarerweise (Mailbox an) erst mitten in der Nacht auftaucht, dann ist was gebacken. Und das ist kein autoritäres Machtgehabe, sondern das was ich unter Aufsichts- und Fürsorgepflicht verstehe.

Denn so schön es klingt, wenn da einige schreiben, ihre Kinder dürften alles machen, sie müssten ja auch die Konsequenzen dafür tragen, so wenig stimmt das. Am Ende werden sich immer die Eltern fragen lassen müssen, wie es so weit hat kommen können.

Gerade in dem Alter sind Kinder sehr unterschiedlich entwickelt. Wir beobachten mit Spannung und Interesse, wie der große Kurze einerseits schmusend die Nähe von Mama und Papa sucht und andererseits die absolut männliche „F***maschine“ sein will, da spielen manchmal die Hormone verrückt.
So wie wir unsere Kinder kennen, glauben wir das Beste für sie zu tun. Das klappt nicht immer, manchmal stellen wir unsere eigenen Interessen vorne an, manchmal erkennen wir ihre Bedürfnisse nicht und manchmal machen wir auch einfach was falsch; aber wir sind eben ganz normale Menschen.

Man darf aber nicht vergessen, daß sehr viele Kinder in einem völlig anderen Umfeld groß werden. Vater und Mutter daueralkoholisierter Sozialhilfeadel, die Kinder seit dem sechsten Lebensjahr quasi völlig auf sich alleine gestellt und von morgens bis abends in einem bildungsfernen Umfeld.
Auch das gibt es und leider nicht zu wenig.

Da sind wir stolz darauf, daß wir unseren Kindern mehr bieten können, stopfen ihnen aber nicht alles hinten und vorne rein. Bei uns gilt ein Stück Brot noch was und wir versuchen, unseren Kindern ein anständiges Leben vorzuleben.

Unter der Prämisse kümmern die Kinder also nicht unter einer diktatorischen Knute, sondern sie wissen, daß es Regeln gibt, hier in der Familie genauso wie da draußen.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#Antonia #Büser #Sandy

Lesezeit ca.: 7 Minuten | Tippfehler melden


Hilfeaufruf vom Bestatterweblog

Das Bestatterweblog leistet wertvolle Arbeit und bietet gute Unterhaltung. Heute bitte ich um Deine Hilfe. Die Kosten für das Blog betragen 2025 voraussichtlich 21.840 €. Das Blog ist frei von Google- oder Amazon-Werbung. Bitte beschenke mich doch mit einer Spende, damit das Bestatterweblog auch weiterhin kosten- und werbefrei bleiben kann. Vielen Dank!




Lesen Sie doch auch:


(©si)