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Abholung aus dem Altersheim

Fehler von Sprachwahrer Michael beseitigt

Was mich bei den Ausführungen aber noch mehr ärgert: Warum sollen eigentlich Aufbahrungsraum und Wegführung eines Verstobenen über den Keller ablaufen? Ich wünschte mir für den Abschied von meinen Eltern ein helles, schönes Zimmer und eine „Abreise“ über den Haupteingang. Zumindest bei Neubauten sollte die Zeit der „Leichen im Keller“ vorbeisein und der Verstorbene nicht „entsorgt“ sondern verabschiedet werden, dort wo wir auch einen lebenden Menschen verabschieden würden.

Das schreibt ein Leser in einem Kommentar und ich möchte das nicht unkommentiert lassen, ja lieber sogar in einem eigenen Artikel besprechen.

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Tatsächlich spricht mir der Kommentator weitestgehend aus der Seele. Es gibt hier ein Altenheim, wo ein wunderschönes, helles Zimmer extra für die Abschiednahmen und Aufbahrungen eingerichtet wurde. Dort ist es so, daß das Pflegepersonal die Verstorbenen nach der Leichenschau wäscht, herrichtet und ankleidet und die Verstorbenen dann in diesem Abschiedsraum liegen, wo Kerzen brennen, leise Musik gespielt wird und die Angehörigen in aller Ruhe Abschied nehmen können. Auch das Pflegepersonal tut das.

Wenn der Bestatter kommt, versammeln sich die Heimbewohner, die das möchten, in der Eingangshalle und verabschieden zum letzten Mal ihren verstorbenen Mitbewohner, der dann durch den Haupteingang zum Bestattungswagen gebracht wird.

Gut so, so kann es sein und so finde ich es auch in Ordnung.

Um es gleich vorweg zu sagen: In den allermeisten Heimen läuft es ordentlich und pietätvoll ab, da kann man nicht meckern. Aber es gibt auch alte Heime, mit sehr schlechter Logistik und eher wenig motivierter Heimleitung.

Aber leider sieht die Realität in vielen Heimen vollkommen anders aus. Fakt ist, daß man dort die Toten einfach so wie sie gestorben sind, mit offenen Augen, offenem Mund, in ihrem Kot, im Bett auf ihrem Zimmer liegen lässt und das obwohl dieses Zimmer von noch einer weitere Person bewohnt wird. Vielleicht denkt man, daß der Mitbewohner ja sowieso dement ist, da ist es ja egal…
Stunden dauert es, bis der Arzt kommt, dann bis der Bestatter kommt…
Das ist nicht die Regel aber es kommt ganz oft vor.

Besser finde ich es, wenn es keinen Mitbewohner im Zimmer gibt, wenn der Verstorbene wenigstens etwas zurecht gemacht und im eigenen Zimmer aufgebahrt wird. Das ist immer noch besser als die Variante: Kellerraum, zwischen Besen und Gartenwerkzeugen.

Im günstigeren und sehr häufigen Fall ist es so, daß das Heim im Keller einen Raum hat, der mit viel Glück frei von irgendwelchem Gerümpel ist, in dem sie die Verstorbenen aufbewahren, bis der Bestatter kommt.

Besserenfalls ist das, wie oben beschrieben, ein extra dafür hergerichteter Raum.

Daß diese Räumlichkeiten im Keller sind, hat oft rein logistische und bauliche Gründe. Da hier die Aggregate stehen, ist es auch der beste Platz für einen Raum mit Kühlung. Oftmals ist das Kellergeschoß die Etage, wo sich auch der Lieferanten- und Liegendtransporteingang befindet. Kaum ein Heim möchte, daß durch häufige Rettungs- und Notarztwagenvorfahrten negative Reklame für das Heim gemacht wird. Noch weniger möchte man, daß der Bestatter mit seinem Wagen vor dem Haupteingang vorfährt.
Ja manche Heime bestellen den Bestatter gar ausdrücklich erst für die Abendstunden, damit es niemand sieht.

Mit „Entsorgen“ oder einem pietätlosen Abkarren der Toten hat das ganz gewiss wenig zu tun. Man darf nicht unberücksichtigt lassen, daß viele der Heimbewohner durch das Sterben der Mitbewohner stark belastet sind. Außerdem ist es doch so, daß nur wenige Heime über eine schöne Auffahrt verfügen, wo der Bestattungswagen würdevoll vorne vorfahren kann. Viele Heime liegen an einer vielbefahrenen Straße, der Bestattungswagen müßte eine ganze Weile mit offener Klappe evtl. in zweiter Reihe parken oder die Verstorbenen müßten noch über Gehwege usw. transportiert werden.
Oftmals will man den Bewohnern und deren Angehörigen auch nicht zumuten, daß mehrmals täglich Särge und Leichentragen durch den Empfangsraum getragen werden. Manche alten Leute empfinden ihre Situation im Heim auch so schon als bedrückend und werden extrem depressiv, wenn ihnen immer wieder der Weggang von Mitbewohnern auf drastische Weise vor Augen gehalten wird.

Rein technisch gesehen ist es für einen Bestatter am günstigsten, wenn es am Heim eine genügend breite Zufahrt gibt, die Türen weit genug öffnen und der Abtransport möglichst ebenerdig oder per Aufzug erfolgen kann. Das gilt im Übrigen genauso für Rettungsdienste.

Der eine mag sagen: „Meine Mutter soll ganz würdig durch den Haupteingang getragen werden, eine Abholung durch den Keller ist pietätlos.“
Dann kommt der Nächste und sagt: „Gräßlich! Die haben nicht einmal einen Nebeneingang! Meine Mutter mußte durch die ganze Halle getragen werden und alle haben da gestanden und gegafft, fürchterlich, wie kann man sowas bloß machen?“

Daß aus Altersheimen häufiger Verstorbene abgeholt werden müssen, liegt in der Natur. Deshalb ist es wünschenswert, daß die Heime auch in gewisser Weise auf diese Situation vorbereitet und dafür ausgerüstet sind.

Hashtags:

Ich habe zur besseren Orientierung noch einmal die wichtigsten Schlagwörter (Hashtags) dieses Artikels zusammengestellt:

#abholung #altersheim

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