Menschen

Alles cheap, alles quick

„Alles quick, alles cheap!“

„Ich hätte gerne Nummer T23, Nummer 80 und Nummer 62.“

„Ja ja, alles quick, alles cheap!“

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Vielleicht ist ‚alles quick und alles cheap‘ das Einzige was man dem kleinen Vietnamesen auf der Wok-Schule beigebracht hat, möglicherweise denkt er aber über seine Mitmenschen auch so, wie ich über meine Mitmenschen (meistens) denke und beschränkt sich auf einen nichtssagenden Standardsatz, um jedweder weiterführenden Kommunikation aus dem Weg zu gehen. Ich bin da ja schon weiter fortgeschritten, mehr als ein Grunzen und einen Blick, der eine absolut gekonnte Mischung aus Langeweile und Tötungsabsicht darstellt, brauche ich nicht mehr, um mir geschwätziges Volk vom Leib zu halten.

Doch je häufiger mich der Kleine anstrahlt und ‚alles quick, alles cheap‘ sagt, umso mehr bin ich davon überzeugt, daß das die einzigen Worte sind, die er außer Vietnamesisch überhaupt kann.

Das Ganze spielt sich im brandneuen „Asia Wok“ ab, einem ganz neu eröffneten vietnamesischen Imbiss.
Nun, Imbiss ist vielleicht etwas zu wenig gesagt, man kann sich dort auch hinsetzen und bedienen lassen, aber das Hauptaugenmerk liegt wohl eindeutig auf der Laufkundschaft.

Ich bestelle lieber nach Nummern, da ich nach dem Blick auf die Wandtafel und dem kurzen Weg zum Vietnamesen schon wieder vergessen habe, ob ich Mia Mui Pao mit Summ-Summ haben wollte oder ob es nicht doch Muschi-Cat Dosi Futt war. Nummern kann ich mir eindeutig leichter merken.

Kaum habe ich meine Nummern aufgesagt, da schwurbeln noch drei weitere Vietnamesen und Vietnamesinnen aus einer Tür im Hintergrund hervor und ein geschäftiges Treiben an gleich zwei Woks bricht los. Lodernde Flammen umzischen die Woks, rohes Gemüse soll durch kurzes Durchzischen in was Essbares verwandelt werden und es dauert wirklich keine 5 Minuten, da haben die beiden Frauen das was ihre Männer gezischt haben, schon in formschöne Styroporschachteln verpackt.
Ich bekomme als Eröffnungsgeschenk noch eine Schachtel mit vietnamesischen Schriftzeichen, zahle 14 Euro und 80 Cent und fahre dann mit meiner Beute heim.

Meine Frau findet, daß Nummer T23 nach Jasminblüte schmeckt und zwar sehr streng; ich hingegen finde, daß Nummer 80 genauso schmeckt wie Nummer 62. Das findet meine Frau gar nicht, sie meint Nummer 62 schmecke genauso wie T23. Jedenfalls ergibt sich nach intensiver Probiererei, daß alle drei Gerichte nur unwesentlich unterschiedlich aussehen, aber eindeutig alle gleich schmecken.

Eigentlich waren ja hinter T23 zwei kleine rote Schoten abgebildet, was laut Sternchentext „extra hot“ bedeuten soll, wovon man aber dem Gericht an sich nichts anmerkte. Wiegesagt, nach Jasmin hat alles geschmeckt.

Hm, ich werde es nächste Tage nochmals probieren, dort etwas zu bestellen, dann werde ich vielleicht dazu sagen, daß ich keinen Jasmingeschmack will. Ob „alles quick, alles cheap“ das aber versteht?
Es wäre schade, wenn der Vietnam-Wok nichts taugen würde, denn die Pizza- und Dönermafia braucht dringend einen Gegenpol und ich kann bald schon keine Döner mehr sehen.

Tante Jay hatte übrigens auch ganz aktuelle Imbiss-Erfahrungen.

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(©si)