Geschichten

Am Bermudadreieck sind es nur 8 Grad

lebensmittel

Touristen, die in die unendlichen Urwälder des Amazonas reisen, verschwinden manchmal spurlos. Ob sie von Eingeborenen in Schrumpfkopfmumien verwandelt wurden oder von wilden Tieren gefressen wurden, das weiß man nicht.

Es bleibt nur die Gewissheit, daß es Plätze auf unserer Erde gibt, an die man sich besser nicht begeben sollte. Amerika zum Beispiel. Da könnte man auch schnell verschwinden, ruckzuck als Illegaler nach Mexiko abgeschoben, oder man landet als Fremdgläubiger in Guantanamo, oder man wird -was ja in der Wüste von Nevada täglich vorkommen soll- von Aliens entführt. Auch die überall in Amerika herrschende Zombie-Epedemie ist ja nicht zu unterschätzen.

Aber auch in unserer Küche tun sich unheimliche Dinge. Gleich den Vorgängen im Bermudadreieck verschwinden Sachen auf geheimnisvolle Art und Weise. Ich muß noch hinzufügen, daß der nachfolgende Bericht eine Zeit beschreibt, in der unsere Tochter gerade eingeschult worden war. Inzwischen ist sie ja zu einer ganz ansehnlichen jungen Dame gereift gewachsen, damals aber war sie -und das darf man ruhig so sagen- ein kleines Pummelchen.

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Wir erwarten Gäste und ich kaufe die ziemlich teuren Baby-Bell Minikäsekugeln. Zwei Netze mit je zwölf Kugeln. Als die Gäste am nächsten Tag kommen, liegt einsam und verlassen nur eine einzige der ursprünglich 24 Käsekugeln im Kühlschrank.

Gestern Mittag habe ich Bratwürste gebraten. Zwei Pakete mit je fünf Stück. Macht zusammen zehn. Die Allerliebste aß eine, ich aß eine und Tochter Josie auch eine. Bleiben also sieben übrig. Merkwürdigerweise waren aber nach dem Essen, nachdem Josie das Geschirr in die Küche gebracht hat, nur noch fünf da.

Aprikosen. Ich habe Aprikosen gekauft. Keine Ahnung, wieviele da so in einer Kilo-Packung drin sind, aber auf jeden Fall mehr als die eine, die heute Morgen übrig war. Ach ja, bei den Birnen war es genau so. Eine einzige lümmelt sich in der Verpackung, die anderen sind verschwunden, verdampft, weggebeamt.

Die Allerliebste steht völlig erhaben über der Sache, sie kommt als Verdampfer unserer Lebensmittel nicht in Frage und von mir selbst weiß ich eigentlich immer ziemlich genau, was ich esse und was nicht. Bleibt also nur die kleine Zecke aus dem Kinderzimmer.

Die Allerliebste und ich beschließen, dem kleinen Freßteufel eine Falle zu stellen. Schokoladenkekse sind der Köder, den wir auslegen. Bei den derzeitigen hochsommerlichen Temperaturen sind nämlich Schokoladenkekse und der kindliche Wunsch nach spurenloser Vertilgung inkompatibel.

Die offene Tüte mit den Keksen plazieren wir strategisch geschickt in der Küche. Eigentlich dürften keine einfach so verschwinden, weil unsere Kinder immer fragen sollen, wenn sie sich etwas nehmen und überdies mehrfach täglich mit unglaublich großen Portionen abgefüttert werden.

Die Zeit schreitet voran und wir kontrollieren mehrmals täglich den Zustand unserer Falle. Die Köder sind noch da, das Kind scheint brav und harmlos. Irgendwann gegen abend sagt die Allerliebste: „Jetzt war die Kleine mindestens zehn Mal aus unerfindlichen Gründen eine Weile in der Küche, aber nicht einmal war ihr Mund mit Schokolade verschmiert. Ich glaube wir tun dem Kind Unrecht.“

Ich bin schon fast geneigt, meiner Angetrauten Glauben zu schenken, als mich ein leichtes Hungergefühl in die Küche treibt. Salami will ich essen, wir haben da so eine halbmeterlange ungarische gekauft.

Als ich den Kühlschrank öffne, finde ich von den etwa 2,5 Kilogramm Wurst aber nur noch die jämmerliche, leere Pelle vor.
Das Kind schläft engelsgleich mit einer Unschuldsmine und lächelt im Schlaf. Ich glaube, ihre Lippen werden von einer unendlichen Zufriedenheit umspielt.

„Gibt es eigentlich Wurst aus Schokolade?“, lautet die Frage, die ich der Allerliebsten stelle, doch die zuckt nur ebenso hilf- wie ratlos mit den Achseln.

Ich wäre aber kein Dreibein, käme mir nicht unweigerlich die Idee, die gesammte geballte Kraft der modernen Technik im Kampf gegen unseren Küchenschwund einzusetzen.

Eine Webcam, zwei Infrarotfilter, eine Nachtsichtleuchte und ein kleiner Sender werden in einer mehrstündigen nächtlichen Aktion geschickt plaziert. Nichts mehr wird uns entgehen!

Zufrieden schlafen wir ein. Der nächste Tag verläuft anscheinend ohne weitere Zwischenfälle. Ich werde schon ganz nervös als plötzlich gegen 16 Uhr mein PC Alarm schlägt. Der Monitor leuchtet auf und es erscheint unser Küchenbild.

Josie steht vor dem geöffneten Kühlschrank und betrachtet suchend den Inhalt. Dann verschwindet der Oberkörper des Kindes in dem großen Teil und bleibt etwa zehn Minuten unsichtbar. Als sie wieder zum Vorschein kommt, wischt sie sich zuerst mit der Hand über den Mund und dann beide Hände an der rückwärtigen Seite ihrer Hose ab. Anschließend nimmt sie sich eine trockene Scheibe Knäckebrot.

Mit dieser in der Hand kommt sie zu uns ins Wohnzimmer: „Mama, Papa, ich hab ein bißchen Hunger, darf ich so eine kleine Scheibe trockenes Knäckebrot essen, mehr will ich ja gar nicht.“

Großzügig gestatten es wir dem Kinde.

Eine sofort durchgeführte Kontrollinspektion unseres Kühlschranks ergibt folgende schwerwiegende Verluste:

10 Knackwürste
1 Pfund Butter
6 rohe Eier
1 großes Glas Himbeermarmelade
28 Scheiben Wurstaufschnitt
1 Camembert
6 Scheiben mittelalter Gouda
14 Becher Joghurt.

Wir werden die Sache im Auge behalten, unsere Tochter kann es nicht gewesen sein, die fragt ja schließlich sogar wenn sie nur trockenes Knäckebrot essen will.

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